Sieh dich um: Thriller (German Edition)
ein einfaches Ausschlussverfahren. Sicher, es würde eine Zeit dauern und eine Menge Büroarbeit beinhalten, aber im Moment haben wir sonst nicht viel, dem wir nachgehen könnten. Es könnte sich lohnen.«
Flynns Antwort brachte sie sogleich wieder auf den Boden zurück. »Vielleicht, Dana. Aber vergiss nicht, dass der Umlaufmarkt für Munition ziemlich aktiv ist. Waffenmessen, Tauschbörsen, Online-Versender mit Firmensitz im Ausland – es gibt Hunderte von Geschäften, die Munition ohne rückverfolgbare Spuren verkaufen. Wir beschäftigen ein paar Studenten der Academy damit, die Verkaufslisten zu durchforsten, aber auch, wenn diese Spur vielversprechend klingt, wird sie wohl keine schnellen Ergebnisse liefern.«
Neuer Ärger stieg in Dana auf. Wann würden sie in diesem Fall endlich einen Durchbruch erzielen – einen richtigen Durchbruch, der nicht mit einer ellenlangen Liste von Einschränkungen behaftet war?
Sie sammelte sich und versuchte, nicht allzu verbiestert zu klingen, als sie antwortete. Leicht fiel es ihr nicht. »Danke, Maggie«, sagte sie. »Das klingt wirklich erfolgversprechend. Aber ich will nicht lügen – ich hatte gehofft, etwas zu hören, das mir jetzt sofort weiterhilft. Ich bin echt am Verzweifeln. Und dabei gibt es eine Menge unschuldiger Menschen, denen es noch viel schlimmer geht als mir. Insbesondere einen Junge.«
»Wie das?«
Dana atmete tief durch, dann berichtete sie in schnellen, knappen Worten von der Entdeckung des Fotos in der Schachbiografie neben Stephanie Manns Leiche.
Maggie Flynn schnalzte mitfühlend mit der Zunge, als Dana geendet hatte. »Das klingt wirklich übel, Dana. Aber du musst dranbleiben, hörst du? Wenn jemand diesen Fall lösen kann, dann du, das weiß ich. Hier unten in Washington haben alle vollstes Vertrauen in dich.«
»Danke, Maggie. Das tut gut.«
»Keine Ursache. Hör mal, ich will zwar nicht das Thema wechseln oder so, aber kommst du dieses Jahr zur Weihnachtsfeier? Ich würde dich wirklich gern mal wiedersehen.«
Danas Verstand nahm die Frage kaum wahr. Ihr Gehirn war bereits woanders. Ein unformulierter Gedanke kitzelte am Rand ihres Bewusstseins, doch dann verlor sie ihn wieder.
Frustriert stieß sie den Atem aus. Sie hatte den Eindruck, je älter sie wurde, desto weniger konnte sie sich auf ihr früher fast absolutes Erinnerungsvermögen verlassen. Das fotografische Gedächtnis, das immer ihr Markenzeichen gewesen war, ihr größtes Talent im Leben, war inzwischen zu einem Glücksspiel verkommen. Leider hatte sie diesmal Pech. Der Gedanke war weg.
Hoffentlich musste deswegen nicht wieder jemand sterben.
»Ob ich an der Weihnachtsfeier teilnehme, hängt ganz davon ab, ob wir diesen Kerl vorher kriegen oder nicht, Maggie«, sagte Dana. »Falls ja, komme ich, falls nein, komme ich nicht.«
»Und wenn ich beim Weihnachtsmann ein gutes Wort für dich einlege? Würde dir das vielleicht helfen?«
Dana seufzte. Der unformulierte Gedanke hatte sich endgültig verabschiedet. Vielleicht würde er später zurückkehren. Vielleicht auch nicht. Die Zeit würde es weisen.
Zu dumm nur, dass Zeit etwas war, das sie nicht hatten.
»Wenn wir so lange brauchen, um den Kerl zu schnappen, habe ich zu Weihnachten ohnehin nicht mehr als einen großen Sack Kohle verdient«, sagte Dana. »Außerdem haben wir erst April!«
Die Labortechnikerin stöhnte. »Das erinnert mich daran, dass ich noch meine Steuererklärung abgeben muss. Hast du deine schon fertig? Der Termin ist in einer Woche. Ich will schließlich nicht, dass mir Vater Staat auf die Zehen steigt. Das Finanzamt ist nur ein Stück weit die Straße runter. Ich kann es praktisch von meinem Fenster aus sehen. Die Regierung würde nicht lange brauchen, um mich zu finden. Ich bin ein leichtes Ziel.«
Flynn verstummte kurz. Dann fügte sie seufzend hinzu: »Das ist letztlich alles, worum es geht, nicht wahr, Dana? Steuern und Tod. Etwas anderes hat gar keine Chance.«
Dana rollte den Kopf auf den zierlichen Schultern und spürte das gesamte Gewicht der Welt auf ihnen. Sie brauchte dringend eine heiße Dusche, irgendetwas, um die verkrampften Muskeln im Rücken zu entspannen. Und einen Urlaub, irgendwo, wo es warm war. Ein fruchtiger Drink und ein Sandstrand waren vermutlich genau das, was ihr im Moment fehlte. Einfach in einem Strandkorb zurücklehnen, die Zehen in den warmen Sand stecken und mit einem Strohhalm in einem rasch schmelzenden Erdbeer-Daiquiri rühren, während all die Sorgen von einer
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