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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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sind«, sagte er, richtete sich wieder auf dem Sitz auf und streckte den Nacken. »Es bleibt immer noch die ungelöste Angelegenheit der zehn Millionen Dollar, die auf dem Spiel stehen. Das dürfen wir nicht außer Acht lassen. Wir sind schließlich keine Kommunisten.«
    Der Russe gluckste belustigt über den gutmütigen Witz des Iren. Wie unsagbar befriedigend es sich anfühlte, zur Abwechslung die Gesellschaft eines Mannes zu genießen, der ihn wirklich verstand. Das kam nicht häufig vor – gelinde ausgedrückt. Und er wusste mit Bestimmtheit, dass sich O’Hara überhaupt nicht um das Geld sorgte – jedenfalls nicht in finanzieller Hinsicht. Die fünf Millionen Dollar, die jeder von ihnen für den Sieger dieses Wettbewerbs in den Pott gelegt hatte, waren reines Spielgeld. Ein kleiner zusätzlicher Bonus, um ihren Spielen noch einen Tick mehr Würze zu verleihen.
    Nicht, dass ihre Spiele mehr davon gebraucht hätten. Sie waren auch so schon pikant genug. Andererseits: Warum sollten sich O’Hara und er mit etwas anderem als dem Allerbesten zufriedengeben? Warum nicht von Anfang an alles einsetzen, was ihnen zur Verfügung stand? Es war schließlich nicht so, als könnten sie es sich nicht leisten. Ganz im Gegenteil.
    Die beiden Gegenspieler waren bereits sehr reiche Männer – zwei der reichsten Männer der ganzen Welt, um genau zu sein. Mit den für den Sieger reservierten zehn Millionen Dollar konnten sie rein gar nichts kaufen, das sie nicht längst besaßen. Erst recht kein Grinsen der Art, wie sie es in jenem Moment in den Gesichtern hatten. In diesem Augenblick herrschte auf beiden Seiten des Tisches Weihnachten, und das gefiel Michalovic. Es gefiel ihm sehr. Genau so sollten die Dinge sein.
    Abgesehen davon wusste Michalovic, dass der wahre Einsatz in diesem Wettstreit nichts mit etwas so Trivialem wie Geld zu tun hatte. Solche linkischen Unterfangen überließ man besser den zweitklassigen Tageshändlern an der Wall Street und den verträumten Internet-Idioten, die sich in ihren kleinen Garagen am Stadtrand die Finger blutig tippten. Der wahre Einsatz für Männer wie ihn und O’Hara – Männer, die alles nur vorstellbare Materielle bereits besaßen – konnte nur Leben und Tod sein. Nichts anderes im Universum war es wert, überhaupt darum zu spielen. Jedenfalls nicht in ihrem Universum – einem Universum, in dem die Wände ihrer Villen mit Aktien tapeziert und die Wege mit Gold gepflastert waren. Außerdem hatte man, wenn man alles besaß, nichts mehr zu verlieren, so merkwürdig sich das in den Ohren eines Laien anhören mochte.
    Michalovic lächelte seinen Gegenspieler über den Tisch hinweg an. »Warum die plötzliche Besorgnis, Edward?«, fragte er und schnalzte leise mit der Zunge. »Es ist ja nicht so, als stünde unser eigenes Leben auf dem Spiel, nicht wahr? Keineswegs. Was hätte das für einen Sinn? Nein, wir spielen wie üblich mit fremdem Einsatz. Abgesehen davon haben wir unsere kühnsten Träume allein dadurch übertroffen, dass wir uns gefunden haben. Der Rest ist bloß noch das Sahnehäubchen. Also lehnen Sie sich zurück und lassen Sie den Dingen ihren Lauf, einverstanden? Versuchen Sie, es zu genießen .«
    Mit diesen Worten schob Michalovic die glänzende Zwanzig-Dollar-Goldmünze, die er zum Werfen benutzt hatte, zurück in die Tasche seiner teuren Armani-Hose und drehte sich, um eine lästige Verkrampfung in seinem Kreuz zu lösen. Obwohl der Russe für einen Mann seiner Jahre in blendender Verfassung war, spürte er das fortschreitende Alter, und diese raue Tatsache wurde ihm Tag für Tag klarer. Er wusste, dass er und O’Hara diese letzte Partie zu etwas Denkwürdigem gestalten mussten. Zu etwas, an das man sich über Generationen hinweg erinnern würde. Zu etwas, das Eingang in die Geschichtsbücher finden würde. Eine solche Chance würden sie vielleicht nie wieder erhalten. Und deshalb mussten sie diesmal alle beide – er selbst und der Ire, der mit seinen vierundsechzig Jahren auch kein Jungspund mehr war –, von Anfang an alles einsetzen. Das Schicksal sollte entscheiden. Der Gewinner bekam alles.
    O’Hara beobachtete die Bewegungen seines Gegenübers und zog die buschigen Augenbrauen hoch. »Nicht mal eine Hülle dafür, Sergej? Haben Sie denn gar kein Interesse daran, Ihre Investition zu schützen?«
    Michalovic kniff die sanften grünen Augen zusammen. »Wie bitte?«
    O’Hara verengte seinerseits die hellblauen Augen – er war noch nie ein Mann gewesen,

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