Sieh dich um: Thriller (German Edition)

presste die Lippen aufeinander und bemühte sich, den wachsenden Druck in ihrem Schädel zu ignorieren. Sie und Brown schienen von einem Hornissennest ins nächste gestolpert zu sein. Aber was konnten sie schon tun? Krugman hatte ihnen diesen Fall übertragen, also waren sie am richtigen Ort, auch wenn der Zeitpunkt unangebracht schien. Eigentlich sollten sie alles in ihrer Macht Stehende unternehmen, um den Schachbrett-Mörder zu fassen. Andererseits gehörte Dana nicht zu den Menschen, die tatenlos mit ansehen konnten, wie sich vor ihren Augen Verbrechen abspielten – ob es sich nun um die Verbrechen eines bestialischen Mörders oder Drogendealers handelte. Außerdem bestand zwischen den beiden kaum ein Unterschied. Mord und die Mafia hatten schon immer zusammengehört.
    Dana kontrollierte eine Anzeige des Aufnahmegeräts vor ihr, um sich davon zu überzeugen, dass es ordnungsgemäß funktionierte. Alles schien reibungslos zu laufen. Wenigstens konnten sie und Brown ein paar Fortschritte bei den Ermittlungen gegen die beiden Mafiosi verzeichnen, indem sie belastende Informationen sammelten, die vor Gericht gegen sie verwendet werden konnten – und das trotz des lästigen, allgegenwärtigen Lärms in Manhattan. Somit war der Vormittag zumindest keine völlige Zeitverschwendung. Was sie an Informationen zusammenbekamen, konnte anschließend an den für Bandenkriminalität in New York zuständigen Staatsanwalt übergeben werden.
    Zehn Minuten später beendeten die beiden Gangster ihre illegalen Geschäfte für den Tag – zumindest jenen Teil davon, den sie dummerweise in aller Öffentlichkeit abgewickelt hatten, während Mikrofone des FBI ihr Gespräch für die Nachwelt aufzeichneten. Sie schnippten ihre noch brennenden Zigaretten auf die Straße, erhoben sich und kehrten in das Lokal zurück. Dana nahm den Kopfhörer ab und schaltete die Aufzeichnungsgeräte aus. Brown folgte ihrem Beispiel auf dem Sitz neben ihr. Das wär’s für heute .
    Dana seufzte. Diesen Teil der Arbeit bekam die Öffentlichkeit nur selten zu sehen, da er zu wenig Glanz und Gloria für die große Leinwand bot. Im Gegensatz zu einschlägigen Filmen verbrachten Agenten des Federal Bureau of Investigation ihre Tage nicht nur mit todesmutigen Schießereien und adrenalinschwangeren Hochgeschwindigkeitsverfolgungsjagden, bei denen in jeder Sekunde das Leben Unschuldiger auf dem Spiel stand. Ganz und gar nicht. Weit gefehlt. In Wirklichkeit konnte die Arbeit manchmal geradezu todlangweilig sein. Wie zum Beispiel jetzt.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete Dana, wie Brown Kabel aufwickelte und ordentlich in einer Schublade verstaute. Sie spürte einen Stich in der Brust, als sie den Ausdruck völliger Hoffnungslosigkeit in seinen Augen bemerkte. Er sah aus, als brauche er eine Umarmung, aber Dana wollte verdammt sein, wenn sie diejenige wäre, die sie ihm gab.
    Der vorsichtige Flirt zwischen ihr und Brown während des Cleveland-Slasher-Falls hatte sich schließlich zu einer vollwertigen Liebesaffäre ausgeweitet – bis sie vor mittlerweile zwei Monaten beschlossen hatten, ihre Romanze zu beenden und sich stattdessen auf ihre Arbeit zu konzentrieren. So schwer es ihr gefallen war, Dana war diejenige gewesen, die den Vorschlag unterbreitet hatte.
    Es war für sie beide nicht einfach gewesen, aber bislang schienen sie mit der Situation zurechtzukommen. Zumindest Dana. Sie hatte immer noch Gefühle für Brown, und sie wusste, dass es ihm genauso ging, aber eine Beziehung stellte eine Komplikation in ihrem Leben dar, die sie im Moment wirklich nicht gebrauchen konnte. Deshalb hatte sie versucht, ihn davon zu überzeugen, dass sie ihn nicht so mochte wie er sie. Aber wenngleich ihr sein Mund mitgeteilt hatte, dass er ihre Entscheidung akzeptierte, verrieten ihr seine Augen etwas völlig anderes.
    Danas Wangen liefen rot an, und sie verscheuchte den Gedanken mit einem schnellen Kopfschütteln. Sie fühlte sich töricht wie ein Schulmädchen mit gebrochenem Herzen, blind vor unerwiderter Liebe. Doch es hatte keinen Zweck, über die Vergangenheit nachzusinnen und wegen der Geschichte in Nostalgie zu verfallen. Das lag in der Vergangenheit, und nun befanden sie sich in der Gegenwart. Außerdem hatte sich ihre und Browns Situation seit jenen ersten berauschenden Wochen ihrer Liebesbeziehung beträchtlich verändert. Zumindest für Dana.
    Sie drückte auf einige Tasten ihres Laptopcomputers und fertigte eine Sicherungskopie der Audiodatei an, bevor sie sich