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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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mischten sich in den Müll und Dreck auf dem nassen Pflaster. Ungläubig blickte ich auf. Hiroshi starrte mich entsetzt an, wandte sich ab und lief allein auf das Taxi zu, das uns erwartete. Ich sah, wie der Fahrer sich zur Beifahrertür herüberbeugte, um besser erkennen zu können, was davorging, aber Hiroshi hämmerte mit der Hand auf das nasse Blech und befahl ihm, loszufahren. Ich rutschte am Schaufenster hoch und wieder herunter, sehr langsam, ganz hinunter, bis meine Knie meine Brust erreichten und ich auf dem schwammigen braunen Karton hockte. Zu meinen Füßen schien sich unmäßig viel Blut zu sammeln.
    Ich erinnerte mich an die Lichter eines weiteren Autos, an Stimmen im Regen und an Arme, die mich hielten. Die drei Musketiere kamen endlich und retteten D’Artagnan.
     

 Ich mußte sie anschreien, damit sie mich nach Hause brachten.
    Sie wollten mich ins Krankenhaus fahren. Ich wollte unbedingt nach Hause. »Esther. Holt Esther«, sagte ich, und sie kam sofort angelaufen.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie, als wir allein waren und sie mich gewaschen hatte. »Ich weiß nicht. Es hat aufgehört, aber du mußt zum Arzt. Du mußt dich untersuchen lassen.«
    »Ich habe keine Schmerzen«, sagte ich.
    »Bleib im Bett. Mindestens eine Woche, wenn du es behalten willst.«
    Gegen Mittag rief Charlie an.
    »Du bist also okay? Was zum Teufel ist denn passiert?«
    »Er hat mich geschlagen. Das und eine heftige Periode. Was war denn mit euch? Das ist doch eher die Frage.«
    »Wir sind euch gefolgt.«
    »Aber nicht dicht genug.«
    »Zugegeben. Aber bis zum Intercontinental sind wir gekommen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Habt ihr gesehen, was los war?«
    »Nein. Wir haben ein Taxi um die Ecke biegen sehen.«
    »Ja.«
    »Und wir haben an der Rezeption nachgefragt.«
    »Und niemand hatte sich eingecheckt. Kein Al Sony jedenfalls. Habt ihr sonst noch jemanden dort gesehen?«
    »Nein. Nur zwei Typen, südländisch.«
    »Du meinst, braun, dunkelhaarig, schnurrbärtig, mit einem Hauch von Knoblauch vielleicht?«
    »Richtig. Hast du sie gesehen?«
    »Nein, Charlie. Es war nur eine Vermutung. Wir saßen in dem Scheißtaxi.«
    Charlie atmete langsam aus. »Hast du dich mit ihm gut amüsiert?«
    »Ich hab’ mich schon besser amüsiert.«
    »Im Ernst, he?«
    »Im Ernst.«
    »Und was hast du rausgefunden?«
    »Er heißt Hiroshi Sano, und er hat eine Kanone.«
    »Die Chips, die er hat, sind koscher, aber sie gehören jemand anderem.«
    »Ja. Mir.«
    »Komm zu dir, Charlie. Tu so, als hättest du sie nie gesehen. Sei ein echter Profi und freu dich einfach darüber, daß du das Spiel gewonnen hast.«
    »Blümchen, es hat erst angefangen, interessant zu werden. Wie wär’s mit Mittagessen?«
    »In ungefähr sechs Monaten.«
    »Ich rufe dich Montag an. Und ich bringe Pal mit, wenn ich ihn erreichen kann.«
    »Wieso ist er noch da?« fragte ich.
    »Deinetwegen vielleicht?«
    »Charlie, er ist ein Typ, der dir auf eine Postkarte schreibt, ich wünschte, du wärst hier, und dann keinen Absender angibt. Erzähl mir nicht, daß er auf deine Drams wartet.«
    »Er sagt, Sony hat sie, und er will sie kaufen.«
    »Sano. Der Mann heißt Hiroshi Sano.«
    »George, für mich wird er immer der süße kleine Al Sony sein.«
     
    Ich blieb im Bett, wie man es mir gesagt hatte. Bettruhe.
    Bettruhe, oder du verlierst das Baby, wenn es nicht schon weg ist, hatte Esther gesagt. Ich sah mir tagsüber Kilroy, Neighbours und Going for Gold im Fernsehen an, und abends spielte ich True Blue, um mich noch trübseliger zu stimmen. Ich sagte mir, es sei alles okay, aber das stimmte nicht. Ich hatte das Baby nicht verloren, aber ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich wünschte, der kleine Beutel Zellen hätte mir die Entscheidung in der Nacht abgenommen, statt sich festzuklammern wie ein echter Überlebenskünstler und mir die ganze Verantwortung zurückzugeben. Wenn ich etwas getrunken hatte, konnte ich auch schlafen. Ich konnte die Augen schließen und einen nachlässigen Augenblick lang an Verschiedenes denken, bevor mein Hirn sich abschaltete. Ich konnte an Shinichro denken, Wie er mich in den Armen hielt, oder daran, nie wieder aufzuwachen und mich entscheiden zu müssen. Esther hatte mir empfohlen, vierzehn Tage die Füße hochzulegen, aber ich schaffte es nur zwei Tage lang.
    Ich war den ersten Morgen wieder auf den Beinen Und saß beim Frühstück, als Shinichro anrief und sagte, er werde am Abend vorbeikommen und ich solle zu Hause bleiben und

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