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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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in.«
    »Natürlich, aber sie waren nie out. Sie sind ein und dasselbe. Was gibt es denn außer Handel und Land? Was gibt es noch?«
    »Hör mal, ich bin Journalistin. Ich habe zu diesen Dingen keine Meinung. Er hat Beziehungen und Freunde. Wir rennen hier in der Stadt herum, weil er weiß, wo wir sind und wo wir waren. Seit einer Woche folgt mir ein grauer Van, und ich würde schwören, daß meine Wohnung verwanzt ist und die meiner Nachbarin höchstwahrscheinlich auch. Er weiß, wo du wohnst. Er wußte, wo wir uns treffen würden. Er wußte genau, wann du aufkreuzen würdest und daß du den Deal ins Savoy verlegt hattest. Und niemand hat ihn gefaßt. Wie ist der Kurs für Drams zur Zeit?«
    »Fest. Nach der Olympiade wird er fallen.«
    »Warum?«
    »Es gibt immer einen großen Boom in der Consumer-Elektronik, alle vier Jahre. In diesem Jahr kommen besondere Umstände dazu, über die wir, wie du dich erinnern wirst, gesprochen haben... ausführlich. Aber ich glaube, wenn Seoul vorbei ist, wird der Markt wieder auf die Preise sehen.«
    »Wieso ist er dann hier? Wieso ist er nicht weg und verkauft, was er hat?«
    Shinichro rieb sich die Nase und lehnte sich zurück; er hob die Arme und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Er schloß für einen Moment die Augen und sprach dann.
    »Wenn diese Drams vorab verkauft worden sind, dann braucht er sie nur zu liefern. Das ist kein Problem. Aber was ist, wenn er diese Kolumbianer kannte? Vielleicht verkauft er für sie und schafft ihr Geld beiseite?«
    Das klang sehr wahrscheinlich. Wahrscheinlicher als die Möglichkeit, daß Pal, der Geschäftsmann, mit einer Million Dollar in bar herumlief, um Chips für seine Firma zu kaufen. Deshalb mußte er in Las Vegas gewesen sein. Die Kolumbianer mußten dort auf eine Lieferung von Hiroshi Sano gewartet haben, und Pal, der Mann mit den guten Beziehungen, war derjenige gewesen, der die Drams verkaufen, die Dollars für sie beschaffen und das Geld dann auf irgendeinem Nummernkonto in Budapest unterbringen sollte. Das Bankgeheimnis dort war besser als in der Schweiz, wo doch all die Topkommunisten ihre revolutionären Gelder für schlechte Zeiten auf eigene Konten umleiteten. Pal hatte sich erboten, die Drams von Charlie zu kaufen, obwohl er dazu gar nicht in der Lage war. Er wollte nur den Koffer in die Hände bekommen, und wer konnte sagen, was passiert wäre, wenn Charlie ihn ihm erst gezeigt hätte? Der springende Punkt, auf den Shinichro hinauswollte, war der, daß er die Dollars vielleicht nicht hatte. Er mußte die Chips verkaufen, um sie zu bekommen. Shinichro hatte recht.
    »Okay, aber du hast diese Chips ersetzt. Schön. Pal macht seine Arbeit weiter. Aber das hat er nicht getan, oder? Er will die Originalware, wie du schon gesagt hast, und er hat verdammt viel Hilfe bei der Suche danach. Das versuche ich dir zu sagen. Wer sind seine Freunde hier? In den Zeitungsartikeln stand, daß er gesucht wird. Das MI6 sucht ihn«, sagte ich.
    »Das MI6?«
    »Der britische Nachrichtendienst. Spione. Wie die CIA.«
    »Natürlich. Ich hatte dich mißverstanden. Vielleicht wollen sie ihn nicht mehr fangen. Vielleicht haben sie einen Deal. Vielleicht helfen sie ihm jetzt und arbeiten mit ihm zusammen. Weißt du, es gibt immer Tatemae und Honne. Überall. Und Kurumaku.«
    »Was ist das?«
    »Das ist der schwarze Vorhang im Kabuki-Theater, der die Leute verdeckt, die hinter der Bühne arbeiten.«
    Wie hatte die Welt sich verändert. In unruhigen Zeiten hat ein Mann mit seinem Feind mehr gemeinsam als mit seinem Bruder, vorausgesetzt, daß sie in derselben Branche arbeiten. Wir waren in echten Schwierigkeiten, wenn unser Geheimdienst an der Sache beteiligt war. So viel konnte ich erkennen. Ich war schon einmal in dieser Lage gewesen, als Max jene Story kassiert hatte und Robert Falk und ich die Nägel in unseren Händen spürten. Vielleicht war es das, was Robert gemeint hatte, als er von einem »gewissen Widerstand« sprach. Es war eine kleine Warnung von ihm gewesen. Schweißperlen liefen mir übers Gesicht, und ich spürte, wie sie mir zwischen den Brüsten herunterrannen. Ich wußte, wenn ich au-stände, würden meine Beine mich nicht tragen. Wo konnte ich hin, wenn Hanae nach Hause käme? Ich konnte nicht um mein Leben rennen. Shinichro schaute zu mir herüber und sagte nichts. Er schenkte mir Tee ein und sprach erst, als ich die Tasse leer getrunken hatte.
    »Hast du die Chips gesehen?« fragte er.
    »Charlie hat mir die Packungen

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