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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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glauben, daß es Konsequenzen haben, daß er Gefühle hegen und ich schwanger werden könnte, und daß es so weh tun könnte, alles zu verlieren. Ich ließ die Scotchflasche und das Glas mit den schmelzenden Eiswürfeln auf dem Nachttisch stehen, und Shinichro lag neben mir und streichelte meine Hand. Ein paarmal stand er auf, um aus dem Schlafzimmerfenster zu schauen, und dann spazierte er in die Küche, um auch dort einen Blick hinauszuwerfen. Auch ich schaute im Geiste durch Fenster, ob ich nicht etwas übersehen hatte. Pokerspieler haben eine Redensart, die Finanzmakler gut verstehen. In jedem Spiel gibt es einen Dummen, und wenn du nicht weißt, wer der Dumme ist, dann bist du es selbst. Ich wollte verdammt sein, wenn ich es diesmal wieder wäre. Nicht schon wieder.
    »Ich muß Hanae anrufen«, sagte Shinichro.
    »Nein, nicht.«
    Sein Gesicht straffte sich.
    »Nicht von hier aus. Du darfst sie nicht von hier aus anrufen. Die hören zu.«
    Ich hatte kaum zu Ende gesprochen, als das Telefon klingelte.
    Charlie meldete sich aus St. Bart’s, dem alten Stadtkrankenhaus in der Nähe des Fleischmarkts in Smithfield. Ich nahm den Hörer im Schlafzimmer ab.
    »Wie geht’s uns?« fragte ich.
    »Ich leide Höllenqualen. Und du?«
    »Ich habe Bauchschmerzen.«
    »Hat dieser Scheißgorilla dich auch in die Mangel genommen?«
    »Genaugenommen haben die Bauchschmerzen schon in Las Vegas angefangen...«, sagte ich.
    »Hör doch, Georgina...«
    Das war’s. Der Sarkasmus war verschwunden. Er hatte aufgegeben, und der belämmerte Tonfall verriet es mir. Ich redete mit dem Daumen, und er war im Begriff, die Karten auf den Tisch zu legen.
    »Wann ist Besuchszeit?« fragte ich sofort.
    »Um sieben.«
    »Station?«
    »Fünf.«
    »Dann unterhalten wir uns.«
    »Aber bring ihn nicht mit.«
    »Er hat nur ein bißchen Erste Hilfe geleistet, Charlie.«
    »Klar... und die Brücke am Kwai war ein Straßenausbauprojekt. Wer ist er eigentlich?«
    »Oh, er macht so allerlei für mich. Im Haus, weißt du.«
    »Ach ja? Na, ich finde, so einen sollte es in jedem Haushalt geben, George. Finde ich wirklich.«
     

 Shinichro sagte, er wolle mich begleiten, und ein Nein akzeptierte er nicht. Ich nahm Paracetamol gegen die Kopfschmerzen und auch noch etwas gegen die blauen Flecken und rief Robert Falk an, bevor wir gingen.
    Er war keine große Hilfe.
    »Wenn es sich um einen Überfall handelt, müssen Sie Anzeige erstatten«, sagte er.
    »Ich erzähle es Ihnen doch gerade.«
    »Ich bin dafür nicht zuständig.«
    »Ich weiß, aber...«
    »Hören Sie, warum rufen Sie nicht mal an, wenn Sie mir etwas geben können?«
    »Ja.«
    »Wo sind Sie jetzt? Alles in Ordnung?«
    »Ich bin zu Hause. Mir fehlt nichts. Ich fahre jetzt zu Charlie.«
    »Wo ist er?«
    »Im Bart’s. Ich muß jetzt los.«
    »Mrs. Powers...«
    »Ja?«
    »Seien Sie vorsichtig.«
    »Ja. Danke.«
    Für die großzügige Unterstützung. Ich legte den Hörer auf und starrte ihn an.
    »Erfolglos?« fragte Shinichro und kämmte sich das nasse, schwarze Haar zurück, das den Duft von Jojoba verströmte. Ich schüttelte den Kopf.
    »Nicht seine Abteilung.«
    »Er ist Polizist?«
    »Computerbetrug, Computersicherheitsgefahren und so weiter.«
    Es gab eine Erklärung. Vielleicht war Robert nur vorsichtig, wenn er mit mir telefonierte. Vielleicht wollte er nicht, daß es so aussah, als nähme er Partei und lasse sich in die Sache hineinziehen. Es gab natürlich auch noch eine andere Erklärung. Vielleicht wollte er sich diesmal wirklich nicht hineinziehen lassen; vielleicht wollte er zur Abwechslung mal seine Ruhe haben. Das wäre möglich, aber auch sehr, sehr enttäuschend. Ich betrachtete mich im Spiegel. Ich sah müde und blaß aus. Vielleicht ein bißchen Lippenstift und eine Tonne Bronzepuder...
    »Du siehst hübsch aus«, sagte Shinichro.
    »Ich sehe aus wie der Tod«, sagte ich.
     
    Debbie blickte kurz auf, als wir hereinkamen, und las dann weiter in der Hochglanzillustrierten, die sie sich gekauft hatte, um sich die Stunden zu vertreiben, die sie erübrigt hatte, um Charlie Trost zu spenden. Sie sah so sauer und verdrossen aus wie immer, aber ihr schweres Los hatte nicht verhindert, daß sie noch in ihr Out-of-Africa -Ensemble hatte schlüpfen können, wobei ihrem staunenden Publikum nur der Tropenhelm erspart blieb. Charlie war kränklich grau wie ein Junkie, und in seinen Mundwinkeln klebten Speichelbläschen. Sein Bein im steifen weißen Gips war leicht angehoben, um die Schwellung

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