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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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nachlassen? Wann würden wir das Ende sehen, den Sinn dieser tumulthaften Aktivitäten? Wann würden wir zurücktreten und uns einfach anschauen, was da gemacht worden war? Vor Broadgate blieb ich wieder stehen.
    »Wo gehen wir hin?« fragte er.
    »Ich weiß nicht. Ich denke nach. Warum?«
    »Warum ich glaube, daß er sie hat?«
    »Warum du ihm weh tun mußtest.«
    »Er hat uns etwas zu sagen.«
    »Na und? Was soll diese Grausamkeit? Ist das genetisch bedingt oder was?«
    »Willst du jetzt vom Krieg anfangen?«
    »Nein. Natürlich nicht. Entschuldige. Aber warum hast du es getan?«
    »Wegen Las Vegas. Okay?«
    Ich ging weiter und zündete mir dabei eine Zigarette an.
    »Du hast vielleicht Nerven«, sagte ich.
    Ich brauchte etwas zu trinken. An der Ecke war ein Pub, und ich ging hinein. Es war mir egal, ob Shinichro mir nachkam. Aber er tat es. Drinnen war es still und kühl. Er wollte bezahlen, aber ich schob seine Hand beiseite.
    »Habt ihr miteinander geschlafen?« fragte er und setzte sich neben mich auf einen hohen Barhocker.
    »Das geht dich nichts an.«
    »Ihr habt euch das Zimmer geteilt.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe im Hotel angerufen.«
    »Und die haben dir das erzählt?«
    »Es war ein geschäftlicher Anruf.«
    Ich seufzte und nahm einen großen Schluck Gin-Tonic. »Ich habe schon öfter mit ihm das Zimmer geteilt, als ich zählen möchte. Aber noch nicht das Bett. Und in Vegas habe ich ihn erst gesehen, als wir abreisten. Was fällt dir überhaupt ein — schläfst mit zwei Frauen und spionierst mir nach?«
    »Wie bitte?«
    »Du hast mich verdammt gut verstanden.«
    Er trank einen Schluck Bier und fummelte an seinem Bierdeckel herum. Mir war ein bißchen schwindelig; Alkohol und Nikotin zeigten erste Wirkung, und ich hatte Kopf- und Magenschmerzen. In den lächerlichen Schuhen taten mir die Füße weh. Von Charlie hatten wir nichts Neues erfahren, außer daß er Pal Kuthy gekannt und nach den Fotos wiedererkannt hatte, die er von dem Sunday Times -Auftrag her in Erinnerung hatte, und ja, er habe gewußt, daß er ein gefährlicher Mann sei, und nein, er habe die Drams nicht die ganze Zeit gehabt, und ja, er glaube, daß es wirklich Drams seien. Shinichro hatte nichts gesagt, aber er hatte Charlies Finger sehr viel länger festgehalten, als nötig gewesen war, und er hatte ihn unter Schmerzen den Korridor entlanglaufen lassen, bis wir ein ruhiges Eckchen zum Reden gefunden hatten. Shinichro hatte seine kleine Rache genommen, und das ganz ohne Grund. Schweigend saß er neben mir und schob den Bierdeckel zwischen den Fingern hin und her.
    »Das war der Grund, weshalb du mich geschlagen hast, nicht war?« sagte ich, aber er antwortete nicht. Ich bestellte die nächste Runde und bezahlte, und wir saßen nebeneinander am Tresen und tranken stumm. Ich Weiß nicht, was er dachte, aber ich fragte mich, wohin wir als nächstes gehen könnten, wo wir sicher wären. Nirgends. Er spendierte die nächste Runde, und als wir ausgetrunken hatten, sagte ich: »Zum Teufel, Shiny. Wir müssen irgendwohin. Zu dir oder zu mir?«
    »Ich glaube, wir sollten noch einmal zu Charlie gehen, Georgina. Er sagt dir nicht die Wahrheit.«
     
    Charlies Büro befand sich in einer schmalen Straße abseits der staubigen City Road, und Shinichro und ich nahmen noch einen Drink, bevor wir die Viertelmeile dorthin zurückmarschierten.
    Als wir in die Straße einbogen, traten Charlie und Pal gerade durch die Drehtür auf den sonnigen Gehweg. Wir wichen zurück, drückten uns im Schatten an eine Wand und warteten. Die beiden sahen aus, als besprächen sie einen Deal. Ab und zu breitete Charlie die Hände aus. Zweimal schaute er auf die Uhr und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Pal verbrachte viel Zeit damit, mit den Fingern seinen dicken Schnurrbart glattzustreichen; er hatte das Jackett zurückgeschlagen und eine Hand — in die Hüfte gestemmt. Es hätte sich um einen x-beliebigen Wortwechsel handeln können, bis ich sah, wie seine Hand hinten zum Hosenbund griff. Shinichro drückte meinen Arm, damit ich still blieb, und hielt mich fest, als Pal etwas Schweres, Metallisches hervorzog. Charlie sah es und streckte die Arme aus, als wolle er verhandeln, als debattiere er mit einem Kneipenhitzkopf, dessen Bier er gerade verschüttet hatte. Er grinste beschwichtigend, und das Grinsen breitete sich aus wie bei einem Schimpansen. Pal lächelte ebenfalls, aber so, wie er es immer tat: aus keinem besonderen Grund, außer daß er sich in

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