Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
Vom Netzwerk:
das Küchenfenster hochgeschoben und hinuntergebrüllt: »Bloß die gottverdammte Orchidee und ich heute abend — okay?« Aber meine Sinne hießen mich schweigen. Nach und nach spürte ich etwas, das näher war als der Van, und ich hörte eine Stille, die vor dem Zerbrechen war. Ich roch den Rauch, den giftigen, aber köstlichen Duft einer zollfreien Marlboro, der über meinem Kopf heranwehte. Er stand in der Tür und grinste, als ich mich umdrehte, und in seinen Augen funkelte sanfte Heiterkeit.
    »Die Shorts gefallen mir sehr gut«, sagte er.
    Einen Augenblick lang stand ich nur da, reglos und kalt wie eine frische Forelle in Aspik. Ich hatte Angst vor ihm, denn das Grinsen bedeutete nicht Freundschaft, wenn es das je getan hatte. Ich hob die Weinflasche, und er schüttelte den Kopf. Für ihn nicht, nicht jetzt. Ich nahm einen Schluck und hielt das Glas dicht vor mir, den Arm quer vor der Brust. Ich hatte gedacht, ich brauchte ihn nie wiederzusehen, brauchte niemals das wahre Ausmaß meines Hasses gegen ihn zu betrachten. Das Schockierende war, daß ich keinen empfand. Ich war geblendet von jener universellen Migräne, die man Liebe nennt.
    »Wie geht’s dem Bein, Pal?« fragte ich.
    »Nicht schlecht.«
    »Schade, daß er mit dir nicht gemacht hat, was du mit Charlie gemacht hast.«
    »Er hatte nicht die Zeit dazu.«
    »Ach ja. Ich erinnere mich. Wir hatten’s eilig.«
    »Ich habe einen Anruf von Debbie bekommen.«
    »Und was machst du hier — einen Krankenbesuch?«
    »Sie sagt, Japan hat die Drams, nicht Charlie.«
    »Und ich auch nicht«, sagte ich und schaute aus dem Fenster. Der Van parkte immer noch auf seinem gewohnten Platz. Ich fing am ganzen Körper an zu schwitzen. Ich hielt das Glas fest; es war kalt an meinen Fingern. Mit der anderen Hand wühlte ich in meiner Segeltuchtasche nach meinen Zigaretten und drehte die Öffnung weg von ihm.
    »Willst du dich umziehen?« fragte er, nachdem ich mir eine angezündet hatte.
    »Wieso?«
    »Weil ich dich zum Essen ausführe. Willst du nichts essen?«
    »Ich hatte vor, zu Hause zu essen, allein. Das ist nicht böse gemeint, weißt du. Aber all das hat nichts mehr mit mir zu tun.«
    »Ich dachte an einen Abend zu dritt.«
    »Und wenn ich das nicht will?«
    Pal grinste. Ich hatte keine Wahl.
     
    Ich sagte, ich wollte duschen. Pal sah mir dabei zu, erlaubte mir nicht mal, den Vorhang zuzuziehen, sah zu, wie ich mich wusch, und sagte mir, wo ich noch Seife auf dem Rücken hatte.
    Dann setzte er sich auf die Kante meines ungemachten Bettes und sah zu, wie ich mich anzog; ich solle langsamer machen, sagte er, denn wir hätten es nicht eilig. Die Jeans gefiel ihm nicht, und ich mußte einen Lederrock anziehen, aber der, befand er, sei nicht leicht genug für den Sommer. Also zog ich alles wieder aus und sagte, ich hätte eben nicht viel im Schrank, und vielleicht könne er selbst nachschauen. Er wählte eine hautenge, khakifarbene Radlerhose und ein schwarzes, kurzes Baumwoll-Top und hielt mir beides entgegen. Als ich die Sachen angezogen hatte, sagte er, ich solle die Arme über den Kopf heben, höher, nein, noch höher. Ich streckte mich wie eine Tänzerin, meine Taille war straff, mein Bauch gespannt. Den BH ausziehen, sagte er; er passe nicht zu dem Top. Ich zog Top und BH aus, und er streckte die Hand aus, um mich zu berühren, wölbte die Hände unter meinen Brüsten, beugte sich vor und leckte daran. Ich wollte ihn schlagen; ich hätte es natürlich tun sollen, aber ich hatte immer noch Angst, und ich wollte ihn. Seine Hände waren warm auf meiner Haut, glatt auf meinen Hüften, seine Lippen knabberten an mir. Ich berührte ihn nicht. Ich versuchte, ihn nicht zu berühren. Er sagte, er wolle mir nicht weh tun; es tue ihm leid, wenn er mir weh getan habe, und ich müsse ihm verzeihen. Das konnte ich nicht, aber ich konnte ihn küssen. Es war so leicht, ihn zu küssen. Es war beschämend, wie leicht es war, und wie einfach, nichts zu sagen, sondern mich einfach auszuziehen und ins Bett zu steigen, als er es mir befahl und dazu bemerkte, es sei eine gute Methode, sich zu entspannen. Meine Arme schlossen sich um ihn, als er sagte, daß ich heute abend entspannt werden müßte, daß wir beide es müßten, weil sonst jemand zu Tode kommen könnte. Mein Kopf lag auf dem Kissen, wo die Einschußlöcher waren, und ich fragte mich, ob sie uns unten im Van wohl hören konnten. Pal redete immer weiter, sagte mir ständig, was er jetzt tat, aber ich schwieg, als wäre ich

Weitere Kostenlose Bücher