Siesta italiana: Meine neue italienische Familie
fra i fiori
che ha seminato mio padre.
È qui la mia scuola,
su questi campi di bronzo,
dove il silenzio è colore,
dove un lamento è preghiera …
mentre la »torre spaccata«
attende che scenda qualcuno
dal prossimo treno
e poi lascia andare nel mare
l’ennesima pietra!
Un altro treno è passato:
Non è sceso mio padre! …
Ho ripercorso le strade della mia terra
ed ho rivissuto l’amore bruciante del sud
fra i fiori
che sta raccogliendo mia madre.
Ich suchte in den Falten meiner Heimat
und entdeckte die warmen Farben des Südens
zwischen den Blumen,
die mein Vater gesät hat.
Meine Schule ist hier,
auf diesen Feldern aus Bronze,
wo Schweigen Farbe ist
und die Klage ein Gebet …
während der »zerborstene Turm« 1
wartet, dass jemand aussteigt,
wenn der nächste Zug kommt,
und den x-ten Stein
ins Meer fallen lässt.
Ein anderer Zug fuhr vorüber,
mein Vater ist nicht ausgestiegen!
Ich bin wieder durch die Straßen meiner Heimat gelaufen
und habe erneut die sengende Liebe des Südens gespürt,
zwischen den Blumen,
die meine Mutter pflückt.
Franco baute sein Haus neben der Burg, aber anstatt es zu verkaufen und nach Florenz zu ziehen, hat er seitdem hier gewohnt. Daniela und Francesco hatten Freunde in Andrano gefunden und weigerten sich, sich erneut entwurzeln zu lassen. Sie protestierten gegen die Umzugspläne ihres Vaters und trugen mithilfe ihrer Mutter den Sieg davon. Aber Franco fühlte sich wie in der Falle und erzählte Freunden und Kollegen, das Dorf sei nicht die Heimat seiner Familie, sie seien nur auf der Durchreise. Ganz so, als führe die »sengende Liebe«, die er in seinem Gedicht erwähnt, dazu, dass es ihm zu heiß unter den Füßen wird, wenn er zu lange an einem Ort bleibt.
Die nächsten zwanzig Jahre unterrichtete Franco am örtlichen Gymnasium, aber er verachtete das geruhsame Leben in seiner Heimatstadt und war hier nur selten glücklich. Wenn die Musik eine Metapher für Francos Leben ist, war er eher ein freigeistiger Solist und kein Orchestermitglied. Er weigerte sich, dem Taktstock seines Dirigenten zu gehorchen, genauso wie er sich weigerte, sich an den Angelegenheiten, Festivals und Klatschgeschichten seines Dorfes zu beteiligen. Jene, die versuchten, diesen Mann der Kultur für ihre Politik zu begeistern, mussten feststellen, dass ihnen die Tür, an die sie klopften, sogleich vor der Nase zugeschlagen wurde. Er ging auch nie in die Bar an der Piazza – und wer das in der italienischen Provinz nicht tut, wird immer ein Außenseiter bleiben.
Sobald er die Möglichkeit dazu hatte, floh Franco nach Rom oder Florenz, um auf Konzerten zu spielen oder seine Kunst auszustellen. Der kreative Intellektuelle war unzufrieden in Andrano, einem Dorf, dessen einzige Kultur aus Traditionen besteht. Aber Traditionen interessierten Franco nicht. Er sah darin eher eine Überlebensstrategie statt wirklichen Fortschritt. In all den Jahren, die er in Andrano lebte, besuchte er nicht einmal das Festival della Madonna . Franco suchte die Vielfalt, und davon hatte das Dorf nur wenig zu bieten.
Aber am allermeisten frustrierte ihn die Vorhersehbarkeit seines Lebens in Andrano. Nichts als Routine und eine Zukunft ohne jedes Abenteuer. »Wenn wir in zwanzig Jahren wiederkommen, wird Pippos Fiat immer noch in unserer Einfahrt parken«, sagte er einmal, als er seine Familie überzeugen wollte, die Koffer zu packen. Denselben Eindruck hatte ich an meinem ersten Tag in Andrano ebenfalls gewonnen. Jetzt, wo ich zurückgekehrt war, sah ich, dass es stimmte.
Franco glaubte, die Andranesi fänden Trost darin, dass sie ihr bescheidenes Schicksal vorhersehen konnten – etwas, das ihm mehr Angst machte als eine ungewisse Zukunft. Vom Tag seiner Geburt an zahlt jeder Einwohner eine jährliche Steuer an das municipio für ein Grab auf dem Dorffriedhof, ein Arrangement, das Franco verstörte. Denn wenn es nach ihm ging, war jemand, der bereits weiß, wo er begraben sein wird, schon so gut wie tot. Insofern dürfte es kaum verwundern, dass er mit seinen Zahlungen im Rückstand war.
Danielas Vater weigerte sich zu akzeptieren, dass alles, was einem das Leben zu bieten hatte, ein garantiertes Grab war, die Traditionen einer Kleinstadt und der Klatsch über das Leben der anderen. Er sehnte sich nach einem Ort mit einem raffinierteren Herzschlag als dem Puls der Provinz, nach einem Ort, wo es außer Cousins und compari auch noch Fremde gab. Er war zutiefst unglücklich
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