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Siesta italiana: Meine neue italienische Familie

Siesta italiana: Meine neue italienische Familie

Titel: Siesta italiana: Meine neue italienische Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Harrison
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entdeckten sie ein merkwürdiges Bypass-System, das das Wasser erst zu einer Villa und dann zu einem Hotel leitete und nur wenige Tropfen für die Einwohner des betroffenen Ortes übrig ließ.
    Ich fragte mich, wie viele internationale Besucher wohl ein paar herrliche Tage in diesem egoistischen Hotel verbracht, über den magischen Golf von Neapel geschaut und von ihrer Sonnenterrasse aus fröhlich verkündet hatten, dass sie gut in Italien leben könnten, während die angestammten Einwohner, frustriert und vergessen, ein Loch in diese Wand schlugen wie Gefangene bei einem Ausbruchsversuch.
    »Wie haltet ihr das aus?«, fragte ich Aurelio, der gerade von einem Besuch bei Verwandten in Melbourne zurückkehrte und somit eine Alternative zu Ischia hatte, falls es denn nötig würde. »Würden Sie nicht lieber irgendwo leben, wo solche Dinge nicht passieren?«
    » Assolutamente no «, sagte er. »Ischia ist meine Heimat. Il mare mi parla . – Das Meer spricht zu mir.«
    Als das Anschnallzeichen aufblinkte und der Flugkapitän stürmisches Wetter ankündigte, reichte ich Aurelio seinen Stock und bestellte noch ein Getränk. Während wir mithilfe von Jumbojetmotoren und einem Becherchen Jacob’s Creek durch die Nacht donnerten, kam Barzinis Herausforderung zwölf holprige Flugmeilen pro Minute näher. Mein heimwehkranker Freund prostete mir ermutigend zu und lachte laut, als ich ihm sagte, Barzini könne mich mal. Kapitän, volle Fahrt voraus!
     
    »Man merkt sofort, dass man wieder in Italien ist!«, schrie ein ausgestiegener Passagier in dem unmöglichen Versuch, die Motoren des palästinensischen Jumbojets zu übertönen. Wir standen auf der Rollbahn von Roms Leonardo-da-Vinci-Flughafen, nachdem wir uns wegen des Lecks in Bangkok verspätet hatten und mit vier Stunden Verspätung in Italien ankamen, weshalb wir kein Anrecht mehr auf eine Gangway hatten. Wir sammelten uns unter dem Flügel unseres Flugzeugs und warteten auf den Bus, der uns zum Terminal bringen sollte, während eine Verrückte mit Walkie-Talkie uns wie ein Schäferhund umzingelte und schrie: » No smoking! No smoking! Links von Ihnen wird gerade das Flugzeug betankt!«
    Von Rom aus musste ich einen einstündigen Flug nach Brindisi nehmen, zum südlichsten Flughafen am Absatz des italienischen Stiefels. Aber wegen der Verspätung hatte ich meinen Anschlussflug verpasst und hatte so nur noch vierzig Minuten, um den Terminal für die nationalen Flüge zu finden und den zweiten von wenigen Flügen am Tag zu diesem Außenposten an der Adria zu erwischen.
    Nachdem ich einem Polizisten, der rauchend vor einem Rauchen-verboten-Schild stand, ein paar Informationen abgerungen hatte (ich fragte, ob ich ein Foto von ihm machen dürfe, aber ohne einen Funken Humor sagte er, es sei nicht erlaubt, am Flughafen zu fotografieren), fand ich den Check-in-Schalter für Durchreisende, wo ich mit einer desinteressierten Alitalia-Angestellten in einem knallgrünen Kostüm um einen Platz im Flugzeug feilschte. Nach einem Dreißigstundenflug erreichte ich äußerst unansehnlich eine leere Passkontrollkabine. Ein weiterer Passagier, der es mindestens so eilig hatte wie ich und sich hier anscheinend auskannte, verschwand durch eine Seitentür und kehrte mit zwei widerwilligen Polizisten zurück, die sich über unsere Hast lustig machten, indem sie uns extra langsam abfertigten.
    Mit ihren weißen Plastikgürteln und Pistolenhalftern über ihren eleganten dunkelblauen Jacketts strahlten ihre Uniformen sowohl Autorität als auch Komik aus – sie waren eine Mischung aus Superheld und Schießbudenfigur. Ohne uns auch nur im Geringsten zu beachten, öffneten die beiden wie nebenbei unsere Pässe, überflogen den meinen derart flüchtig, dass sie nicht mal merkten, dass sie ihn verkehrt herum hielten, und schlenderten dann im selben Tempo davon, mit dem sie gekommen waren. Nachdem ich Monate damit verbracht hatte, mir die notwendigen Dokumente zu beschaffen, war meine Ankunft in Italien unhinterfragt und ohne den notwendigen Stempel in meinem Pass nahezu unbemerkt vonstatten gegangen. Wochen später sollte mir das bei der Meldebehörde noch gehörige Schwierigkeiten machen.
    Zwanzig Minuten vor dem Abflugtermin fand ich mein Gate und setzte mich zu den anderen Passagieren, zu denen Nonnen, Priester, Kinder, ein Dackel, eine Jugendfußballmannschaft, Urlauber und Heimkehrende zählten. Ein dicker Mann in einem kastanienbraunen Anzug las eine rosa Zeitung und rauchte eine dicke

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