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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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so etwas beantworte ich nicht.«
    »Gehen Sie auf den Friedhof und feiern Sie dort schwarze Messen? Oder köpfen Sie dort Hühner, lassen sie ausbluten und rufen dabei Luzifer an?«, fragte ich und setzte schnell nach: »Es mag sein, dass das eine sehr naive Frage ist, es ist auch nur das, was mir einfällt, wenn ich an Satanismus denke.«
    »Und das meiste ist Geschwätz«, sagte er freundlich lächelnd. »Ein Friedhof ist ganz generell zu einer schwarzen Messe nicht notwendig. Dazu braucht man doch keine Friedhöfe. Und das, was Sie schwarze Messe nennen, bezeichne ich als Gebetsstunden von Jugendlichen, die nach dem richtigen Weg suchen.«
    »Der Volksmund sagt, dabei werden Jungfrauen geopfert«, schloss Rodenstock ganz schnell an. »Ist das auch Geschwätz?«
    Er überlegte ein paar Sekunden. »Sehen Sie, diese etwas absurden Vorstellungen können wir nicht wirksam bekämpfen. Und sie fördern ja auch die Angst vor uns. Erinnern Sie sich an die Manson-Familie in Kalifornien? Oder an den Film Rosemarys Baby? Das waren Bluttaten, die direkt vom Satan eingegeben wurden. Zumindest glauben wir das. Aber wir wären ja sehr dumm, wenn wir durch ähnliche Ereignisse unsere Verfolgung anregen würden. Ich gehöre zu der Generation, die lieber im Verborgenen arbeitet.«
    »Aber Sie kennen das Symbol des umgedrehten Kreuzes?«, fragte Rodenstock.
    »Oh, ich kenne sogar Leute, die das höllische Pentagramm auf Grabsteine sprühen. Aber das sind kleinliche Leute, die brauchen so etwas.«
    »Kommen wir in die Gegenwart«, murmelte Rodenstock. »Herr Vonnegut ist tot. Er verbrannte in seinem Haus in Vossenack. Wir kommen gerade von dort, wir haben ein Foto von Ihnen dort gefunden. Wann waren Sie dort?«
    »Das letzte Mal ist zwei oder drei Wochen her. Ich war mit Pilla öfter dort, vielleicht zehnmal insgesamt. Herr Vonnegut hat sich mit uns geschmückt, wenn ich das so sagen darf.« Und erst dann begriff er, was Rodenstock gefragt hatte. »Ist er wirklich tot? Wirklich verbrannt? Das tut mir leid. Er war so fröhlich.«
    »Was meinen Sie damit: Er hat sich mit Ihnen geschmückt?«, fragte ich.
    »Nun ja, er lud Leute ein und uns auch. Er stellte uns vor als die vom Teufel Gesandten, und er hatte bei seinen Leuten großen Erfolg damit.«
    »Ist das nicht ein wenig billig?«, fragte Rodenstock schnell.
    »Oh, nein. Er hat übersehen, dass wir dabei Menschen treffen konnten, die möglicherweise zu uns gehören wollen. Wir verfolgen ja eine Mission.«
    »Kann man diese Mission formulieren?«, fragte Rodenstock weiter.
    »Natürlich. Wir suchen Jünger für die Arbeit des Satans.«
    »Und Sie kannten selbstverständlich Jakob Stern. Und Sie haben in den Nachrichten gehört, dass er getötet und dann in einer heiligen Eiche beigesetzt wurde. Wie schätzen Sie diesen Mann ein?«
    »Er war ein freundlicher Mann, und er hatte eine starke Ausstrahlung. Er glaubte an die Weisheit der amerikanischen Indianer, an ihr Leben mit der Natur. Er war sehr lebendig, wie ich das sehe, aber er war auch zu gut. Also, ich meine, er glaubte an das Gute im Menschen, obwohl da eigentlich wenig Gutes ist. Mich würde stark interessieren, wer das getan hat.«
    »Uns auch, uns wirklich auch«, Rodenstock klang sarkastisch. »Waren Sie auch dort zu Gast?«
    »Ja, natürlich. Wir haben manchmal in diesem Kreis um ein Feuer gesessen. Unter den Bäumen dort. Aber ich fand es schrecklich langweilig und habe es ihm auch gesagt. Er hat nur gelacht und hat es nicht einmal übel genommen.«
    »Wie lange leben Sie schon hier?«, fragte Rodenstock.
    »Drei Jahre.«
    »Und von Beginn an mit Pilla Menge?«
    »Von Beginn an. Ich lernte sie vor fünf Jahren in Krefeld kennen. Sie war auf der Suche.«
    »Hat sie denn formuliert, was sie sucht?«
    »Ja, hat sie. Sie wollte dem Satan dienen.«
    »Könnten wir ihr diese Fragen …?«
    »Selbstverständlich«, nickte er. Er hatte nichts in der Hand, womit er einen Lautsprecher betätigen konnte, er sprach keine Nuance lauter, er sagte leise: »Pilla! Kannst du mal runterkommen?«
    Genau über uns waren Schritte, dann ging jemand eine Treppe hinunter, dann stand die Frau im Raum.
    »Guten Tag«, sagte sie einfach und strahlte uns an.
    Sie war genau so hergerichtet wie ihr Freund und Meister, nur ihr Lippenstift war grellrot und der Lack ihrer Fingernägel auch. Sie trug ein schwarzes, sehr kurzes Kleid, das ihr nicht einmal bis zu den Knien reichte. Sie ging auf extrem hohen Hacken ein paar Schritte vorwärts, bis sie neben

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