Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
das ist alles, bis auf einen Hinweis. Er sagte, dass sein Bruder Franz zu ihm kommen wollte. Aber er sagte nicht, wann, und er sagte auch nicht, warum.«
»Ziemlich wenig für eine Stunde«, wandte ich ein.
»Stimmt!«, gab er zurück. »Aber wir haben im Wesentlichen nur über dieses kriminelle Verhalten der Mordkommission gesprochen.«
Plötzlich sagte Jennifer neben mir: »Wir sollten den Bruder finden. Haben Sie eine Ahnung, wo der stecken könnte?«
»Keine Ahnung. Aber wahrscheinlich könnte mein Sohn Mark da weiterhelfen. Soll ich ihn mal eben holen?«
»Das wäre gut«, sagte Jennifer.
Es dauerte nur wenige Minuten, dann kamen Vater und Sohn.
»Mark, grüß dich. Ich habe ein Problem, ich suche den Franz Stern, und ich weiß nicht, wo ich ihn finden kann. - Das ist meine Freundin Jennifer.«
»Hallo. Also meistens ist er im alten Hexenhäuschen unten am Hof. Wenn er da nicht ist, könnt ihr nach Simmerath fahren. Da geht ein Weg nach links, dann kommt ein altes Haus, in dem keiner mehr ist. Da ist er dann mit seinen Kumpels, sie hängen da rum, aber nur, wenn sie was zu trinken haben, also Bier und Schnaps und so was. Es kann auch sein, dass er in Ottos Klause ist. Das ist ein altes Haus, in dem mal eine Gastwirtschaft war. Das steht leer, seit ewig schon. Das ist, wenn du nach Eicherscheid fährst. Du kommst dran vorbei, also es ist links, bevor der Ort anfängt.«
»Danke. Wie schätzt du ihn ein? Ist er jemand, mit dem man einen Streit haben kann?«
»Nein«, antwortete er strikt und schnell. »Klar, wenn er getrunken hat, ist er komisch. Er steht dann rum und schwankt ganz langsam hin und her, und manchmal lacht er. Aber er ist kein Streitmensch.«
»Wir danken dir«, sagte ich.
Minuten später saßen wir im Auto, fuhren zunächst nach Simmerath und konnten den Weg nach links sehr leicht finden, weil das Dach eines Hauses über dem Hügel erkennbar war.
Es war ein kleines, altes Bauernhaus, dessen Dach eingesackt war, und dessen Scheune wie eine markige Ruine in den Himmel ragte. Im Eingang zu diesem Haus saß ein Mann, der eine Hasche Bier zwischen den Knien hatte. Er wirkte unrasiert, er wirkte wie ein Penner und war wahrscheinlich einer.
Ich ging zu ihm hin und fragte: »Können Sie mir sagen, wo ich Franz Stern finde?«
»Das kann ich nicht, meine Junge«, erwiderte er würdevoll. »Ich weiß nur, dass mich dieser Schweinehund gelinkt hat. Ich war mit ihm hier verabredet, gestern Abend. Und er ist nicht gekommen. Wenn du einen Euro zahlst, kriegst du ein Bier.«
»Ich zahle den Euro. Und er ist wirklich nicht hier?«
»Er ist wirklich nicht hier, die treulose Tomate.«
»Soll ich nicht lieber im Haus nachgucken, oder im Keller?« Ich reichte ihm ein Zwei-Euro-Stück.
»Im Haus ist er nicht, da habe ich geschlafen. Und im Keller ist alles Verschissen. Die Leute heutzutage haben alle keine Kinderstube mehr. Nein, im Ernst, Kumpel, er ist nicht hier.
Aber falls du ihn triffst, sag ihm, dass Jonny auf ihn wartet und stinksauer ist.«
»Ich sag’s ihm«, versprach ich. »Wann habt ihr euch denn verabredet?«
»Das ist drei, vier Tage her«, antwortete er.
Ich tippte Eicherscheid in das Navigationsgerät und folgte den Anweisungen der strengen Frau, die niemals Widerspruch duldet und alles besser weiß.
»Was machen wir, wenn wir ihn nicht finden?«, fragte Jennifer.
»Dann sprechen wir mit Rodenstock und entscheiden.«
Es dauerte nur ein paar Minuten, dann tauchte linker Hand die alte Gastwirtschaft auf. Der ehemalige Parkplatz war mit jungen Birken und Ginsterstauden zugewachsen, am Haus selbst gab es sogar noch eine alte Bierreklame, die wahrscheinlich von Jugendlichen zertrümmert worden war. Wie der Gerstensaft hieß, der hier einmal gezapft wurde, war nicht mehr erkennbar.
»Ich bin gleich wieder da«, sagte ich.
»Ich gehe mit«, sagte Jennifer.
Die Tür in das Haus war zweiflügelig gewesen, existierte aber nicht mehr. Links die Theke, deren Umrisse am Boden noch zu erkennen waren. Ein altes Metallschild Trink Brohler, dann wird dir wohler, ein Haufen Scherben am Boden. Jemand hatte auf den hölzernen Dielen ein Feuer gemacht, es hatte Löcher in den Fußboden gebrannt.
»Puhh, jede Menge Spinnweben«, sagte Jennifer halb laut und bewegte die Arme vor dem Körper. »In der Küche sind noch Hiesen zu sehen. Und hier, schau mal, hier haben sie Wurst gekocht und so was, wenn sie geschlachtet haben. Eine richtige Wurstküche. Wir haben so was auf dem Land. Ein Riesenherd,
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