Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
Vom Netzwerk:
ich mich darüber, daß dieser unglückliche Tag zu Ende ging und der Abend mit Nebel und Dämmerung aus der Tiefe des Waldes trat. Aber ich dachte auch an die Unannehmlichkeiten, die die Nacht mit sich bringen würde und wovon in Indianerbüchern nie die Rede ist: von Kälte und Nässe, Hunger und Angst. Wir lagen auf weichem, um diese Zeit noch trockenem Moos, sahen den Mond, der fast rot zwischen schwarzen Ästen hing. Die Vögel piepsten sich leise in den Schlaf, doch plötzlich hörten wir einen Häher schimpfen.
    „Da kommt jemand!“ flüsterte Onkelchen.
    „Mein Gott!“ seufzte ich, denn mir war klar, daß er gleich wieder an Black Joe dachte. Leider hatte ich recht mit meiner Annahme.
    „Er ist’s!“
    „Ach was!“ versuchte ich es ihm auszureden.
    „Und er schleppt eine Frau mit sich!“
    Das konnte ich nicht leugnen, denn auch ich bemerkte, daß ein Kerl mit einer Dame, die er mit dem rechten Arm umschlungen hielt, den Weg hinabschlenderte; doch war in der Dämmerung nicht mehr zu erkennen, als daß er stämmig und mittelgroß und sie recht korpulent war.
    „ Bertalein !“ flüsterte Onkel Edi und leckte seine Unterlippe, die durch einen Schlag noch dicker als sonst angeschwollen war. „Endlich seh’ ich dich wieder, mein Täubchen!“
    „Vielleicht ist es nur ein gewöhnliches Liebespaar, das hier im Wald einen ungestörten Platz sucht“, wandte ich ein.
    Fast wäre es mir gelungen, ihn zum Zweifeln zu bringen, was ich an den Denkfalten erkannte, die an seiner verbeulten Stirn entstanden — wenn die Dame sich nicht auf einmal gewehrt hätte. Das ist unter Verliebten so üblich, hatte ich bei früheren Belauschungen mit Maxi und Fred festgestellt. Doch Onkelchen, über dieses Alter längst hinaus, folgerte aus dem ängstlich klingenden „Nein!“, daß es sich um eine Gewalttat von Black Joe handeln könnte.
    „Er schleppt sie zu einem anderen Versteck!“ stieß er hervor.
    „Und was willst du tun?“ fragte ich.
    „Wir verfolgen die beiden in sicherem Abstand.“
    „Und dann?“
    „Das wird man sehen.“
    Stöhnend erhob ich mich, während Onkelchen bereits ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat, und wanderte mit ihm durch den abendlichen Wald. Dabei vermieden wir es, auf dürre Äste zu tappen oder gegen Steine zu stoßen, damit der Bursche, den wir ein gutes Stück vor uns laufen ließen, nicht argwöhnisch wurde. Mehrmals hörten wir noch die abweisende Stimme der Dame, was bei Onkel Edi den Verdacht verstärkte, es tatsächlich mit dem verhaßten Widersacher zu tun zu haben. Ich konnte das nicht bestreiten, da mir erstens ein Beweis fehlte und ich zweitens während des Schleichganges keine Diskussion führen durfte. So ließ ich die Angelegenheit halt ihren Verlauf nehmen.
    Wir folgten den beiden erst durch einen Kiefernwald, überquerten dann in weitem Abstand ein nebliges Wiesental, gelangten danach in einen finsteren Mischwald, in dem wir sie fast verloren hätten, weil sich der Weg auf einmal in drei Pfade teilte. Zum Glück brachte das Wimmern der Dame uns wieder auf die rechte Spur, nämlich den rechten, der an einer Lärchenschonung entlang und anschließend durch einen großen, dunklen Fichtenwald führte, einen Hügel hinauf und auf der anderem Seite wieder hinunter. Dort war das Paar plötzlich verschwunden.
    „Und nun?“ fragte ich schnippisch.
    „Sie werden sich nicht in Luft aufgelöst haben!“ brummte Onkel Edi sauer und schlich auf Zehenspitzen voran, bis wir ein seltsames Knacken über uns hörten. Wie erstarrt standen wir da und stellten fest, daß sich neben uns ein Hochstand befand. Das ist ein aus groben Stämmen und Ästen gebauter Turm mit einer Leiter und einer oben draufgesetzten Hütte, von der aus die Jäger auf ahnungslos vorbeiziehendes Wild schießen. Von oben drangen Geräusche herunter, die mit Stöhnen vermischt waren.
    „Aufhören, du Schurke!“ schrie Onkel Eduard mit fürchterlicher Stimme. „Ergib dich, wenn dir dein Leben lieb ist!“
    Niemand antwortete ihm.
    „Steig herab, elendes Subjekt!“
    „ Wat jibt’s ?“ fragte der Kerl schließlich mit
    einer seltsamen Aussprache, woran ich gleich erkannte, daß es sich nicht um Black Joe handelte, sondern um einen Fremden. Der konnte nichts von den Gefahren wissen, die in letzter Zeit um unser Dorf herum lauerten. Ich versuchte, das Onkel Eduard beizubringen, doch er ließ nicht mit sich reden, sondern war taub und blind vor Wut.
    „Du bist umzingelt, verdammter Bandit, und hast

Weitere Kostenlose Bücher