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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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nur noch eine Wahl: kapitulieren!“ brüllte er.

    „ Ick bin keen Bandit!“ rief oben der. „Sondern wohn’ auf dem Campingplatz bei Schneckenhausen!“
    „Das ist durchaus möglich!“ flüsterte ich in Onkelchens Ohr.
    Doch alles half nichts, und so stürmte er die Leiter hinan, zumal die Dame oben plötzlich aus Leibeskräften zu plärren begann. Vermutlich befürchtete sie, von uns überfallen zu werden. Darauf sah ich eine Weile nichts mehr, da der obere Teil der Leiter von Laubwerk verdeckt war, sondern hörte nur Schreie und Geknacke , bis schließlich Onkelchen herunterpurzelte und unsanft im Gestrüpp aufschlug.
    „Den bring’ ick um!“ knurrte der Mann, der
    wütend herabstieg. „So een jemeiner Lump!“
    „Nee, Justav !“ wimmerte die Frau, die hinter ihm her kletterte. „Mach dir nich unjlücklich !“ Ich befürchtete, daß es meinem Onkel ohne meine Hilfe übel ergehen würde. Doch bin ich als zwölfjähriger Bube nicht kräftig genug, gleichzeitig gegen zwei stämmige Erwachsene anzutreten. Da fiel mir im rechten Augenblick eine List ein. Ich rannte wie ein toller Hund im Dunkel des Waldes hin und her und stieß dabei möglichst dunkle, knurrende Laute aus, damit die beiden meinen sollten, eine ganze Bande von Übeltätern machte sich zum Überfall bereit.
    „ Justav , det sind mehrere!“ wisperte die Frau tatsächlich.
    „Scheint mir ooch !“ entgegnete der Liebhaber leiser als zuvor und nicht sehr tapfer. „Was machen wir bloß?“
    „Lieber verduften!“
    Der Erfolg meiner Aktion erfreute mich, und ich hopste noch wilder herum, obwohl ich mir im Gestrüpp die Beine zerkratzte, und warf mit allem, was ich in der Finsternis gerade fand, mit Zweigen, Tannenzapfen und Steinen, nach ihnen. Darauf rannten sie davon, so rasch es ihr Speckpolster erlaubte. Ich verfolgte sie noch eine Weile, hielt mich allerdings stets im Schatten der Bäume, damit sie nur ja nicht ihre Überlegenheit feststellten und zu einem für mich vernichtenden Gegenschlag ausholten.
    Nachdem ich unsere Widersacher abgeschüttelt hatte, die eigentlich keine Feinde, sondern friedliche Leutchen waren und sich zu Recht angegriffen fühlten, schlenderte ich todmüde zum Hochstand zurück. Onkel Edi lag noch immer gottserbärmlich stöhnend im Gebüsch. Mit großer Mühe zog ich ihn heraus, bettete ihn auf einen Grasflecken und setzte mich neben ihn, bis er wieder bei Sinnen war und auf meine Fragen antwortete.
    „Was tut dir weh, Onkelchen?“
    „Alles!“ stöhnte er.
    „Hast du einen Knochen gebrochen?“
    Er wußte es nicht; deshalb mußte er nacheinander alle seine Glieder bewegen, was er — vor Schmerzen stöhnend — tat. Immerhin erkannte ich daran, daß er mit leichten Verletzungen und Prellungen davongekommen war.
    „Ist es Black Joe gewesen?“ fragte ich scheinheilig, nur um zu sehen, ob nicht doch ein Rest von Vernunft in ihm geblieben war.
    „Leider nein!“ jammerte er. „Auch die Frau ist nicht mein gutes Bertalein gewesen, sonst hätte sie mich nicht eigenhändig von der Leiter gestoßen. Aber eine gewisse Ähnlichkeit war vorhanden.“
    „Und nun?“

    „Tja, und nun!“ stöhnte er voller Verzweiflung.
    „Was wollen wir tun?“
    „Es bleibt uns keine andere Wahl, als hierzubleiben. Wahrscheinlich beziehen wir nur weitere Prügel, oder wir werden von Hunden angefallen, wenn wir uns jetzt in der Nacht dem Dorf nähern — weil sie dort bestimmt Posten aufgestellt haben.“
    „Wenn uns aber der richtige Black Joe angreift?“ wandte ich ein.
    Wir überlegten eine Weile und faßten den Beschluß, den Rest der Nacht auf dem Hochstand zu verbringen. Also stiegen wir die Leiter hinauf — Onkelchen nun zum zweiten Mal — und zogen sie herauf, damit wir von niemandem überrascht wurden. Oben legten wir uns hin, ich auf die Sitzbank und Onkelchen auf den Boden, weil er dort mehr Platz hatte und seinen zwar dünnen, aber ziemlich langen
    Körper, der in den letzten Tagen arg mißhandelt wurde, besser unterbringen konnte.
    „Gute Nacht, Sigi!“ seufzte er.
    „Gute Nacht, Onkel Eduard!“ entgegnete ich.
    „Ich möchte dir noch dafür danken, lieber Sigi, daß du mich auf so tapfere und kluge Weise aus den Händen dieser Leute errettet hast.“
    „Nicht der Rede wert!“ wehrte ich bescheiden ab. Doch innerlich war ich zufrieden, daß er mich lobte — obgleich es so aussah, als hätte ich ihn in all diese unglücklichen Abenteuer hineingelockt.
    Der Mond, der die rote Färbung verloren hatte und

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