Sigma Force 01 - Sandsturm
Boot heraus. Der Gedanke, dass Cassandra alle ihre Schritte vorausgesehen hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Wie hatte sie das geschafft? Eine Befürchtung setzte sich in seiner Brust fest. Hatten sie einen Verräter in ihren Reihen?
02:45
Omaha klammerte sich ans Dollbord des Bootes, das sich noch immer mit den Wellen hob und senkte. Er hasste es, in der Dunkelheit zu warten. Er hörte die anderen atmen. Alle waren in ihre eigenen Gedanken und Ängste vertieft.
Er verstärkte seinen Griff um die Aluminiumstrebe, als das Boot wieder eine Welle hochkletterte und sie alle mit sich nahm.
Alle bis auf eine. Safia.
Warum hatte er auf Painter gehört? Er hätte versuchen sollen, den Jetski in seine Gewalt zu bringen. Zum Teufel mit dem, was die anderen dachten. In seiner Kehle baute sich ein Druck auf und schnürte ihm die Luft ab. Er schluckte, weil er nicht wusste, ob er als Schluchzen oder als Schrei herauskommen würde. In der Dunkelheit kam die Vergangenheit aus den Tiefen des Meeres zu ihm herangerollt.
Er hatte sie verlassen.
Nach Tel Aviv war in Safia etwas abgestorben, etwas, das alle Liebe mit sich gerissen hatte. Sie hatte sich nach London zurückgezogen. Er hatte versucht, bei ihr zu bleiben, aber seine Karriere, sein Enthusiasmus hatten ihn immer wieder woanders hingeführt. Jedes Mal, wenn er zurückkehrte, war ein Stückchen mehr von ihr verschwunden. Sie verkümmerte innerlich. Irgendwann merkte er, dass ihm vor der Rückkehr nach London aus den entlegensten Winkeln dieser Welt graute. Er fühlte sich gefangen. Bald wurden seine Besuche immer seltener. Sie beklagte sich nicht darüber, schien es nicht einmal zu bemerken. Und das schmerzte am meisten.
Wann war es zu Ende, wann wurde aus Liebe Staub und Sand?
Er konnte es nicht sagen. Auf jeden Fall lange, bevor er sich letztendlich die Niederlage eingestand und den Ring seiner Großmutter zurückverlangte. Es war bei einem langen, kalten Abendessen gewesen. Keiner hatte etwas gesagt. Beide hatten es gewusst. Das gemeinsame Schweigen sagte mehr als seine hilflosen Erklärungsversuche.
Schließlich hatte sie nur genickt und den Ring abgenommen. Er löste sich leicht vom Finger. Sie legte ihn ihm auf die Hand und schaute ihm dann in die Augen. In ihrem Blick lag kein Kummer, nur Erleichterung.
In diesem Augenblick war er aufgestanden und gegangen.
Unruhe entstand, als Painter wieder auftauchte. »Ich glaube, es ist okay. Seit zehn Minuten ist von den Jetskis nichts mehr zu sehen oder zu hören.«
Die anderen waren erleichtert.
»Wir sollten sehen, dass wir ans Ufer kommen. Hier draußen sind wir zu exponiert.«
In der Dunkelheit fiel Omaha der leichte Brooklyner Akzent des Mannes auf. Er hatte ihn davor noch nicht bemerkt. Doch jetzt krächzte er bei jedem Wort. Painters Anweisungen klangen zu sehr wie Befehle. Militärischer Hintergrund. Offiziersausbildung.
»In den Riemendollen auf jeder Seite des Bootes befinden sich Ruder. Wir müssen das Boot umdrehen.« Er zeigte ihnen, wie man die Ruder löste.
Omaha bekam ein Ruder in die Hand gedrückt.
»Wir müssen uns in zwei Gruppen aufteilen. Eine Gruppe drückt das Boot auf der Backbordseite nach unten, die anderen versuchen, mit den Rudern die Steuerbordseite nach oben zu stemmen. Wir sollten es schaffen, den Kahn umzudrehen. Aber zuerst muss ich den Außenbordmotor abhängen. Er wurde beschossen und getroffen, und jetzt läuft Öl aus.«
Nach ein paar letzten Absprachen tauchten alle und schwammen unter dem Boot hervor.
Regen prasselte aus dem schwarzen Himmel. Der Sturm war zu schwachen Böen abgeflaut. Nach der Zeit, die Omaha sich unter dem Boot versteckt hatte, wirkte der Himmel auf ihn jetzt heller. Blitze zuckten durch die Wolken und erhellten Stücke des Ozeans. Ein paar Feuer trieben noch auf dem Wasser. Von der Shabab Oman war nichts mehr zu sehen.
Omaha drehte sich suchend im Kreis. Painter schwamm zum Heck des Bootes und kämpfte mit dem Motor. Omaha überlegte kurz, ob er ihm helfen sollte, schaute dann aber einfach zu, wie sich der Mann mit der Verriegelung abmühte.
Nach einigem Reißen und Zerren hatte Painter den Motor schließlich abgehängt. Er versank im Wasser. Sein Blick traf Omaha. »Jetzt sollten wir die Kleine umdrehen.«
Es war nicht so einfach, wie Painter es beschrieben hatte. Nach vier vergeblichen Versuchen schwammen schließlich alle bis auf Painter und Omaha auf die Backbordseite und drückten diese Seite gemeinsam nach unten. Nur die beiden Männer
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