Sigma Force 01 - Sandsturm
über den glatten Marmor, so als hätte die Flüssigkeit im Inneren es aus dem Gleichgewicht gebracht.
Cassandra machte einen Satz darauf zu.
»Nein!«, rief Safia. »Lassen Sie es!«
Das Herz drehte sich ein letztes Mal und kam dann zur Ruhe. Es schien noch einmal leicht in Gegenrichtung zu schaukeln und war dann völlig bewegungslos.
»Nicht berühren.« Safia kniete sich hin, die Augen genau auf der Höhe der Altarkante. Weihrauch hing schwer in der Luft.
Das Herz ruhte in genau der Position, wie sie es eben noch gehalten hatte, die Kammern unten, der Aortenbogen oben rechts.
Safia stand auf. Sie stellte sich so hin, dass ihr Körper der Position des Herzens entsprach, so als hätte sie es in ihrer Brust. Dann korrigierte sie die Fußstellung und hob die Arme, als würde sie ein unsichtbares Gewehr in den Händen halten – oder ein Weihrauchgefäß.
Derart erstarrt in der Pose der uralten Statue, zielte Safia an ihrem ausgestreckten Arm entlang. Er zeigte in perfekter Ausrichtung die Längsachse des Grabmals entlang. Safia ließ die Arme sinken und starrte das eiserne Herz an.
Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass das Herz durch Zufall genau in dieser Position zur Ruhe kommen würde? Sie dachte an das Schwappen in seinem Inneren, die leicht schwankende Drehung und das letzte Schaukeln am Ende.
Wie ein Kompass.
Sie starrte über das lange Grab hinweg und hob noch einmal den Arm, um zu zielen. Ihr Blick wanderte über die Mauer, über die Stadt und darüber hinaus. Weg von der Küste. Auf die grünen Berge in der Ferne zu.
Und plötzlich kam es ihr.
Sie musste nur sichergehen. »Ich brauche eine Karte.«
»Warum?«, fragte Cassandra.
»Weil ich weiß, wohin wir als Nächstes müssen.«
12
Sicherheit über alles
3. Dezember, 15:02
Salalah
Omaha, der auf der Ladefläche döste, spürte das verräterische Rattern unter seinem Hintern. Verdammt … Die Vibration in der Pritsche wurde stärker, beunruhigender. Diejenigen, die in der Hitze mit gesenktem Kopf dagesessen hatten, schauten jetzt mit sorgenvoller Miene hoch.
Von vorne war ein letztes Hüsteln des Motors zu hören, dann gab er qualmend den Geist auf. Schwarze Schwaden quollen unter der Motorhaube hervor und wehten über den Laster. Es stank nach verbranntem Öl. Der Laster rollte zum Straßenrand und holperte dann auf das sandige Bankett, wo er stehen blieb.
»Das war’s«, sagte Omaha.
Der Araberhengst stampfte protestierend mit dem Huf auf.
Ganz meine Meinung, dachte Omaha. Er stand zusammen mit den anderen auf, wischte sich den Staub von seinem Umhang und ging zur Ladeklappe. Er öffnete die Verriegelung. Die Klappe kippte nach vorne weg und krachte in den Sand.
Sie sprangen alle ab, während Captain al-Haffi und seine beiden Männer, Barak und Sharif, aus dem Führerhaus kletterten. Noch immer stieg schwarzer Rauch in den Himmel.
»Wo sind wir?«, fragte Kara und starrte die kurvige Straße entlang. Zu beiden Seiten erstreckten sich Zuckerrohrfelder, deren hohes, dichtes Stangen- und Laubgewirr die Sicht verdeckte. »Wie weit sind wir noch von Salalah weg?«
»Nur noch ein, zwei Meilen«, sagte Omaha, allerdings mit einem Achselzucken. Er war sich nicht sicher. Vielleicht war es auch noch doppelt so weit.
Captain al-Haffi kam auf die Gruppe zu. »Wir sollten sofort aufbrechen.« Er deutete auf den Rauch. »Es werden Leute kommen, um nachzusehen, was hier los ist.«
Omaha nickte. Es wäre nicht gut, wenn man sie bei einem gestohlenen Laster sehen würde. Nicht einmal bei einem geborgten.
»Wir müssen den Rest des Wegs zu Fuß gehen«, sagte Painter. Er kam als Letzter mit dem Araber an einem Seil aus dem Laster. Er führte den nervösen Hengst die Laderampe hinunter. Das Pferd schüttelte den Kopf und tänzelte, kaum dass es festen Boden unter den Hufen spürte.
Während Painter das Pferd beruhigte, bemerkte Omaha, dass das linke Auge des Mannes langsam violett wurde, aber weniger geschwollen wirkte. Er schaute weg, hin- und hergerissen zwischen Scham wegen seines Ausbruchs und dem Rest von Wut, den er noch immer verspürte.
Ohne Ausrüstung und Gepäck waren sie bald unterwegs und trotteten auf dem Straßenbankett entlang. Sie gingen in Zweierreihen, wie eine kleine Karawane. Captain al-Haffi führte sie. Painter und Coral bildeten mit dem Pferd die Nachhut.
Omaha hörte, wie die beiden miteinander flüsterten und offensichtlich Pläne schmiedeten. Er ließ sich zurückfallen, bis er neben ihnen war. Er wollte nicht von
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