Sigma Force 01 - Sandsturm
einmal ein eisernes Herz.« Wieder sah sie vor sich, wie das Herz sich auf dem Marmoraltar ausgerichtet hatte wie ein Kompass. »Es könnte Jahre dauern, bis wir das nächste Puzzleteilchen finden.«
»Deswegen sind Sie ja hier«, sagte Cassandra, schnappte sich die Karte und winkte Kane, damit er die Gefangene wieder ins Fahrzeug schaffte. »Um das Rätsel zu lösen.«
Safia schüttelte den Kopf. Es schien eine unlösbare Aufgabe zu sein. Das wollte Safia Cassandra zumindest glauben machen. Trotz ihrer Einsprüche hatte sie eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie sie fortfahren sollte, aber sie wusste nicht so recht, wie sie dieses Wissen zu ihrem Vorteil ausnutzen konnte.
Sie stieg mit Cassandra wieder in den Fond und lehnte sich in ihrem Sitz zurück, als der Transporter durch das Tor fuhr. Draußen auf der Straße packten die Verkäufer ihre Waren zusammen, da der Nachmittag langsam zu Ende ging. Ein einzelner streunender Hund, abgemagert bis auf die Knochen, schlich matt zwischen den Ständen und Karren umher. Er hob die Schnauze, als ein Pferd langsam hinter den Ständen entlangtrottete, geführt von einem Mann, der wie ein Beduine von Kopf bis Fuß in einen Wüstenumhang gehüllt war.
Der Transporter fuhr die Gasse hinunter bis zu dem anderen Mitsubishi, der an ihrem Ende wartete. Die kleine Prozession würde nun weiterfahren ins Vorgebirge.
Safia starrte auf das Navigationssystem am Armaturenbrett. Straßen führten strahlenförmig nach außen. Das offene Land wartete.
Und noch ein Grab.
Sie hoffte, dass es nicht ihr eigenes war.
16:42
Verdammte Skorpione …
Dr. Jacques Bertrand zerquetschte den schwarz gepanzerten Eindringling unter seinem Absatz, bevor er sich wieder auf dem Teppich niederließ, der ihm hier an seinem Arbeitsplatz als Unterlage diente. Er war nur wenige Minuten weg gewesen, um sich Wasser aus seinem Landrover zu holen, und schon waren die Skorpione in seine schattige Nische in der Klippe eingefallen. In dieser öden Landschaft aus karger Erde, trockenen Sträuchern und Steinen wurde nichts vergeudet. Nicht einmal ein Schattenfleckchen.
Jacques legte sich in seiner Nische auf den Rücken und starrte nach oben. Eine Inschrift in epigraphischem Südarabisch war in die Decke der Nische, einer alten Begräbnishöhle, eingraviert. Die Umgebung war übersät mit solchen Stätten, alle überschattet von Hiobs Grab am Gipfel des Berges, an dessen Flanke er arbeitete. Die ganze Gegend war ein Friedhof. Dies war schon das dritte Grab, das er an diesem Tag dokumentierte. Das letzte an diesem langen, unendlich heißen Tag.
Mit diesem tröstlichen Gedanken machte er sich an die Arbeit. Er strich mit einem Kamelhaarpinsel über die Inschrift, um sie ein letztes Mal zu säubern. Als Archäologe, der sich auf alte Sprachen spezialisiert hatte, war Jacques dank eines Stipendiums hier, um frühe semitische Schriften zu dokumentieren und ihre Entwicklung und Verzweigung von der Vergangenheit bis zur Gegenwart zu erforschen. Aramäisch, Elymaisch, Palmyrenisch, Nabatäisch, Samaritanisch, Hebräisch. Grabstätten waren großartige Quellen für das geschriebene Wort, sie verewigten Gebete, Lobpreisungen und Totengedichte.
Plötzlich durchlief ihn ein Schauer, und er ließ den Pinsel sinken. Er hatte das intensive Gefühl, beobachtet zu werden. Eine urzeitliche Angst überfiel ihn.
Er stützte sich auf einen Ellbogen und starrte an seinen Beinen entlang ins Freie. In der Gegend wimmelte es von Banditen und Dieben. Aber im Schatten von Hiobs Grab, einem der größten Heiligtümer, würde niemand es wagen, ein Verbrechen zu begehen. Es würde das Todesurteil bedeuten. Da er dies wusste, hatte er sein Gewehr im Rover gelassen.
Er starrte hinaus ins helle Licht.
Nichts.
Trotzdem zog er seine Stiefel ganz in die Nische. Wenn jemand da draußen war, jemand, der ihm etwas antun wollte, sollte er vielleicht versteckt bleiben.
Von links hörte er das Klackern eines Kiesels, der einen felsigen Abhang hinunterrollte. Er spitzte die Ohren, fühlte sich gefangen.
Dann zog eine Gestalt vor dem Eingang der Grabhöhle vorbei.
Sie tappte vorüber, gemächlich, träge, aber mit der Selbstsicherheit eigener Kraft. Das rote, dunkel gesprenkelte Fell verschmolz mit dem roten Fels.
Jacques hielt den Atem an, entsetzt und zugleich skeptisch. Er hatte Geschichten gehört, war gewarnt worden, dass er die Wildnis der Dhofar-Berge tatsächlich durchstreife. Panthera pardus nimr. Der arabische Leopard. Beinahe
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