Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sigma Force 01 - Sandsturm

Sigma Force 01 - Sandsturm

Titel: Sigma Force 01 - Sandsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
glänzte ein Wasserfall, seine Gischt glitzerte in den letzten Strahlen der Sonne.
    Wenn Safia die Augen zukniff, konnte sie sich beinahe vorstellen, wieder in England zu sein.
    Diese Üppigkeit des Hochlands war den alljährlichen Monsunwinden, den khareef , zu verdanken, die von Juni bis September einen beständigen Nieselregen über das Vorgebirge und die Berge trieben. Auch jetzt, bei Sonnenuntergang, war ein Wind aufgekommen, der an ihrem Fahrzeug riss. Der Himmel hatte sich zu Schiefergrau verdunkelt, und davor quollen Wolkengebirge auf, die die höheren Hügel streiften.
    Im Radio lief ein lokaler Nachrichtensender. Cassandra hatte sich Berichte über die noch andauernde Bergung der Shabab Oman angehört. Noch immer hatte man keine Überlebenden gefunden, und die See wurde wieder rauer, da sich ein weiteres Sturmsystem näherte. Was aber die Wetterberichte dominierte, waren die Meldungen über den heftigen Sandsturm, der auf seinem Weg nach Süden nun über Saudi-Arabien hinwegfegte, eine Spur der Verwüstung hinter sich herzog und wie ein Güterzug hinein in die Wüste von Oman raste.
    Das wilde Wetter passte zu Safias Stimmung: dunkel, bedrohlich, unberechenbar. Sie spürte, wie sich in ihr eine Kraft aufbaute, unter dem Brustbein, ein Sturm in einer Flasche. Sie blieb angespannt, kribbelig. Es erinnerte sie an eine bevorstehende Angstattacke, aber jetzt empfand sie keine Furcht, nur entschlossene Gewissheit. Sie hatte nichts mehr, also konnte sie nichts mehr verlieren. Sie dachte an ihre Jahre in London. Es war dasselbe gewesen. Sie hatte Trost gesucht, indem sie versuchte, zu nichts zu werden, sich vor allem zu verschließen, sich zu isolieren. Aber jetzt hatte sie es wirklich geschafft. Sie war leer, hatte nur noch ein einziges Ziel: Cassandra zu stoppen. Und das genügte auch.
    Cassandra hing ihren eigenen Gedanken nach, beugte sich nur hin und wieder vor, um leise mit John Kane auf dem Vordersitz zu sprechen. Vor ein paar Minuten hatte ihr Handy geklingelt. Sie hatte flüsternd und sehr knapp geantwortet. Safia hatte Painters Namen gehört. Sie hatte versucht, etwas mitzubekommen, aber die Frau sprach zu leise. Dann hatte sie abgeschaltet, zwei eigene Anrufe getätigt und war anschließend in ein deutlich angespanntes Schweigen versunken.
    Seitdem richtete Safia ihre Aufmerksamkeit auf die Landschaft, suchte nach Stellen, wo sie sich vielleicht verstecken könnte, und prägte sich für alle Fälle das Terrain ein.
    Nach weiteren zehn Minuten langsamer Fahrt tauchte ein größerer Hügel auf, dessen Kuppe noch in hellem Sonnenlicht lag. Die goldene Kuppel eines niedrigen Turms glänzte in der Sonne.
    Safia richtete sich auf. Hiobs Grabmal.
    »Ist das die Stätte?« Cassandra rührte sich ebenfalls, hielt aber die Augen noch zusammengekniffen.
    Safia nickte, da sie spürte, dass jetzt nicht die richtige Zeit war, um ihre Gegenspielerin zu provozieren.
    Der Geländewagen fuhr einen letzten Abhang hinunter, umkreiste den Fuß des Hügels und begann dann den langen, langsamen Serpentinenanstieg zur Kuppe hoch. Eine Gruppe Kamele lümmelte am Rand der Piste, als sie sich dem Grabmal an der Spitze näherten. Die Tiere ruhten im Sand auf ihren knubbeligen Knien. Ein paar Männer saßen im Schatten eines Baobabs, Stammesangehörige aus den Hügeln. Die Augen der Kamele und der Männer folgten den vorbeifahrenden Geländewagen.
    Nach der letzten Spitzkehre tauchte der ummauerte Grabkomplex auf, der aus einem kleinen, beigefarbenen Gebäude, einer winzigen, weiß getünchten Moschee und einem hübschen Hofgarten mit einheimischen Sträuchern und Blumen bestand. Der Parkplatz war nur eine offene Sandfläche vor der Mauer, die wegen der späten Stunde jetzt bereits ganz verlassen war.
    Wie schon zuvor stellte Kane den Wagen ab und öffnete Safias Tür. Sie stieg aus und streckte sich, weil sie einen steifen Hals hatte. Cassandra kam zu ihnen, während die beiden anderen Geländewagen ebenfalls parkten und die Männer ausstiegen. Sie trugen alle Zivilkleidung: Khakihosen und Levi’s, kurzärmelige oder Polohemden. Aber alle Männer trugen identische Windjacken mit dem Logo von Sunbreaker Tours, alle eine Größe zu weit, damit sie ihre Schulterhalfter mit den Waffen verstecken konnten. Schnell verteilten sie sich zu einer lockeren Kette in der Nähe der Straße und täuschten Interesse an den Gärten oder den Mauern vor. Zwei hatten Ferngläser in der Hand und suchten gründlich die Umgebung ab.
    Von der Straße

Weitere Kostenlose Bücher