Sigma Force 01 - Sandsturm
er.
Omaha stellte sich ihm in den Weg, als er zu dem Pfad ging, der den Hügel hinaufführte. »Kommen Sie nicht ohne sie zurück.«
Das war ebenso sehr ein Flehen wie eine Drohung.
Painter war sich des Doppelsinns dieses Satzes durchaus bewusst. Er nickte und machte sich auf den Weg.
20:05
Im Schein der beiden Flutlichtstrahler arbeitete Safia mit Stichel und Bürste, um das Artefakt aus der Sandsteinumarmung zu befreien. Der Wind war stärker geworden und wirbelte in dem dachlosen Gebetsraum Sand und Staub auf. Safia fühlte sich, als wäre sie mit dem Zeug überkrustet, eine lebendige Statue aus Sandstein.
Mit dem Einbruch der Nacht war die Temperatur deutlich gefallen. Im Süden flackerte Wetterleuchten, gelegentlich begleitet von einem tiefen Grollen, eine deutliche Ankündigung von Regen.
Mit Handschuhen bürstete Safia Sand von dem Artefakt, sie hatte Angst, es zu zerkratzen. Die lebensgroße Eisenbüste einer Frau glänzte in dem harten Licht, die Augen waren offen und starrten sie an. Safia fürchtete diesen Blick und konzentrierte sich auf ihre Arbeit.
Hinter ihr flüsterten Cassandra und Kane. Cassandra hatte den Laser benutzen wollen, um das eiserne Artefakt vollständig freizulegen, aber Safia hatte auf Vorsicht gedrängt. Sie fürchtete, der Laser könnte das Metall ätzen und Details vernichten.
Safia bearbeitete weiter den Stein. Sie versuchte, das Gesicht nicht anzusehen, merkte aber, dass sie aus den Augenwinkeln heraus immer wieder hinstarrte. Das Gesicht war dem ihren erstaunlich ähnlich. Es hätte eine jüngere Version von ihr sein können. Mit achtzehn vielleicht. Aber das war unmöglich. Es musste einfach ein ethnischer Zufall sein. Es stellte einfach eine südarabische Frau dar, und da Safia in dieser Region geboren worden war, würde sich natürlich eine gewisse Ähnlichkeit ergeben, trotz ihrer gemischten Abstammung.
Dennoch machte das Gesicht sie nervös. Es war, als würde sie ihre eigene Totenmaske anstarren.
Vor allem, da die Büste auf einem etwa einen Meter zwanzig langen eisernen Speer steckte.
Safia richtete sich auf. Das Artefakt befand sich genau in der Mitte des Kreiderechtecks an der Wand der Gebetsnische. Der rote Eisenspeer stand aufrecht, die Büste steckte darauf. Das Ganze bildete eine Einheit. Obwohl der Anblick sie verstörte, war Safia nicht völlig überrascht. Es ergab einen gewissen historischen Sinn.
»Wenn das noch länger dauert«, sagte Cassandra und unterbrach damit ihre Gedanken, »geh ich noch mal mit dem verdammten USL-Laser dran.«
Safia streckte die Hand aus, um zu testen, wie fest das eiserne Objekt noch in der Wand saß. Es wackelte, als sie es berührte. »Ich hab’s gleich.«
Kanes Schatten tanzte über die Wand. »Müssen wir es überhaupt herausholen? Vielleicht zeigt es ja schon in die richtige Richtung.«
»Es zeigt nach Südosten«, erwiderte Safia. »Zurück zur Küste. Das kann es nicht sein. Hier ist noch ein Rätsel zu lösen.«
Als sie das sagte, brach das kopflastige Artefakt aus der Wand und kippte nach vorne. Safia fing es mit der Schulter ab.
»Endlich«, murmelte Cassandra.
Safia stand auf und drückte die Büste an sich. Sie umklammerte den Speer mit beiden Händen. Er war schwer. Da der eiserne Kopf an ihrem Ohr lag, hörte sie das leise Schwappen. Wie bei dem Herz.
Kane nahm ihr das Artefakt ab und hob es, als wäre es nur ein Maisstängel. »Und was machen wir jetzt damit?«
Cassandra deutete mit einer Taschenlampe zu dem Grabmal. »Zum Grab damit, wie in Salalah.«
»Nein«, sagte Safia. »Diesmal nicht.«
Sie schlüpfte an Cassandra vorbei und ging voraus. Sie hatte sich überlegt, die Suche hinauszuzögern, sie in die Länge zu ziehen. Aber sie hatte das Bimmeln von Kamelglöckchen gehört, das aus dem Tal nach oben drang. In der Nähe befand sich ein Beduinenlager. Wenn nur einer von ihnen hier hochkam …
Safia ging direkt auf die abgedeckte Grube am Eingang des Grabes zu. Sie kniete sich hin und klappte den Deckel auf. Cassandra richtete ihre Taschenlampe in das Loch und beleuchtete die beiden Abdrücke. Safia rief sich die Geschichte wieder ins Bewusstsein, die sie dazu gebracht hatte, diesen Abdrücken zu folgen: die Legende von dem bronzenen Reiter mit einem Speer in der Hand, auf dem ein Kopf steckte.
Safia schaute über Cassandras Schulter hinweg zu Kane und dem Artefakt. Nach unzähligen Jahrhunderten hatte sie diesen Speer gefunden.
»Und jetzt?«, fragte Cassandra.
Es gab nur noch ein anderes
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