Sigma Force 01 - Sandsturm
glücklichen Zufall von diesen ganzen Verwüstungen verschont blieb? Dass die Königin, als die Bevölkerung floh, zurückblieb und all diese geheimen Handlungen vollzog: das Tor so zu versiegeln, dass es bis jetzt nicht gefunden wurde, Schlüssel zu schmieden und an zu der damaligen Zeit geheiligten Orten zu verstecken.«
»Eigentlich schon«, sagte Kara.
Omahas Gesicht hellte sich auf. »Ich sehe, worauf du hinauswillst.« Er schaute kurz zu den Grabenden, dann zu Safia, und legte ihr dann die Hand auf den gesunden Arm. »Wir haben das Pferd von hinten aufgezäumt.«
»Hätte mal jemand die Güte, das auch uns Laien zu erklären?«, fragte Painter etwas irritiert über Omahas schnelles Begreifen.
Omaha erklärte: »Die Chronologie muss falsch sein. Henne-und-Ei-Szenario. Wir haben geglaubt, das Schlundloch war der Grund, warum Ubar versiegelt wurde.«
»Jetzt betrachtet die Sache mal aus einem anderen Blickwinkel«, fuhr Safia fort, »als ob ihr die Königin wärt. Wäre eine solche Katastrophe für das königliche Haus überhaupt von Bedeutung? Der wahre Reichtum von Ubar, die Quelle der Macht, lag woanders. Die Königin hätte die Stadt einfach wieder aufbauen können. Sie hatte den Reichtum und die Macht dazu.«
Nun übernahm wieder Omaha, die beiden arbeiteten quasi als Expertenteam. »Die Stadt war überhaupt nicht wichtig. Sie war nur eine Maske, die das wahre Ubar verdeckte. Eine Fassade. Ein Werkzeug.«
»Eins, das nun für einen neuen Zweck benutzt wurde«, sagte Safia. »Als Mittel, um das Tor zu verstecken.«
Kara schüttelte den Kopf, sie war offensichtlich ebenso verwirrt wie Painter.
Omaha seufzte. »Irgendetwas musste der Königin wirklich Angst eingejagt haben, und zwar so sehr, dass sie den Reichtum und die Macht Ubars aufgab und sich und ihren Abkömmlingen eine nomadische Existenz am Rande der Zivilisation aufzwingen ließ. Glaubt ihr wirklich, dass ein simples Schlundloch das alles hätte schaffen können?«
»Vermutlich nicht«, sagte Painter. Ihm fiel die wachsende Begeisterung auf, die sich zwischen Safia und Omaha entwickelte. Die beiden waren in ihrem Element. Er war ausgeschlossen, konnte nur von außen zusehen. Eifersucht nagte an ihm.
Safia nahm den Faden wieder auf. »Etwas erschreckte die königliche Familie, und zwar so sehr, dass sie Ubar vor der Außenwelt verschließen wollte. Ich weiß nicht, was für ein Ereignis das war, aber die Königin handelte nicht überstürzt. Überlegt nur, wie methodisch ihre Vorbereitungen nach der scheinbaren Katastrophe waren. Sie fertigte die Schlüssel an, versteckte sie an Orten, die den Leuten heilig waren, umhüllte sie mit Rätseln. Klingt das wie eine irrationale Reaktion? Es war kalkuliert, geplant und wurde mit kühlem Kopf durchgeführt. Wie ihr erster Schritt zur Versiegelung Ubars.«
Safia schaute schnell zu Omaha hinüber.
Er übernahm wieder. »Die Königin hat das Schlundloch absichtlich einstürzen lassen.«
Ein verblüfftes Schweigen folgte.
»Sie hat ihre Stadt selbst zerstört?«, fragte Kara schließlich. »Warum?«
Safia nickte. »Die Stadt war nur ein Mittel zum Zweck. Die Königin führte sie einfach ihrer letztendlichen Bestimmung zu. Die Versiegelung des Tors von Ubar.«
Omaha schaute sich in der Grube um. »Diese Aktion hatte auch einen psychologischen Zweck. Sie trieb die Leute davon und ängstigte sie so, dass sie nie mehr auf den Gedanken kamen zurückzukehren. Ich nehme mal an, dass die Königin das Gerücht vom Zorn Gottes höchstpersönlich in die Welt gesetzt hatte. Quasi als religiöses ›Betreten verboten‹-Schild. Ein wirkungsvolleres gab es zu dieser Zeit kaum.«
»Wie bist du da draufgekommen?«, fragte Painter Safia.
»Anfangs war es nur eine Vermutung«, sagte Safia. »Ich musste sie erst überprüfen. Wenn das Schlundloch benutzt worden war, um etwas zu vergraben, dann muss da unten was sein. Da die Metalldetektoren nichts entdeckten, war das Objekt entweder zu tief, oder es war eine Art Kammer.«
Painter schaute zu den Grabenden hinüber.
Safia fuhr fort: »Wie wir bei den Grabstätten gesehen haben, hatte die Königin die Hinweise in Symbolen und Legenden versteckt. Sogar den ersten Schlüssel. Das eiserne Herz. Es symbolisierte das Herz Ubars. Und in den meisten Städten war das Herz der Gemeinde der Brunnen. Also versteckte sie das Tor Ubars im Brunnen und vergrub beides im Sand, wie auch das eiserne Herz in Sandstein eingeschlossen war, und anschließend ließ sie das Schlundloch
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