Sigma Force 01 - Sandsturm
darüber zusammenbrechen.«
»Was die Leute davonjagte«, krächzte Painter. Er räusperte sich und sprach dann deutlicher. »Was ist mit der Strahlungssignatur?«
»Man braucht Dynamit, um dieses Schlundloch zum Einsturz zu bringen«, antwortete Omaha.
Safia nickte. »Oder so etwas wie eine Antimaterieexplosion.«
Painter warf Lu’lu einen Blick zu. Die hodja war während dieser ganzen Erklärung stoisch still geblieben. Hatten ihre Vorfahren wirklich eine solche Energiequelle zu nutzen gewusst?
Die alte Frau schien seine Aufmerksamkeit zu spüren. Sie hob den Kopf. Ihre Augen waren hinter der Schutzbrille versteckt. »Nein. Das ist eine Verleumdung. Die Königin, unsere Urmutter, hätte nie so viele Unschuldige getötet, nur um Ubars Geheimnis zu bewahren.«
Safia ging zu ihr. »Weder im Schlundloch noch in der Umgebung wurden je menschliche Überreste gefunden. Offensichtlich hatte sie einen Weg gefunden, die Stadt zu räumen. Eine Zeremonie vielleicht oder etwas in der Richtung. Erst dann stürzte das Schlundloch ein. Ich glaube nicht, dass hier irgendjemand gestorben ist.«
Doch die hodja schien das nicht zu überzeugen, sie wich sogar einen Schritt vor Safia zurück.
Vom Kreis der Grabenden kam ein Schrei. »Wir haben etwas gefunden!«, rief Danny.
Alle drehten sich ihm zu.
»Kommt her, und schaut es euch an, bevor wir weitergraben.«
Painter und die anderen gingen hinüber. Coral und Clay machten ihnen Platz.
In der Mitte des grabenähnlichen Lochs hatte sich der rote Sand in Schnee verwandelt.
»Was ist das?«, fragte Kara.
Safia hüpfte hinein, stützte sich auf ein Knie und strich mit der Hand über die Oberfläche. »Das ist kein Sand.« Sie schaute nach oben. »Es ist Weihrauch.«
»Was?«, fragte Painter.
»Silberweihrauch«, präzisierte Safia und stand auf. »Derselbe Stoff, mit dem auch das eiserne Herz verstöpselt war. Eine sehr teure Art von Zement. Der hier verschließt die Öffnung der versteckten Kammer wie ein Korken eine Flasche.«
»Und was ist darunter?«, fragte Painter. Safia zuckte die Achseln. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
09:45
Cassandra hielt ihren Laptop fest, während der M4-Hochgeschwindigkeitstraktor über eine weitere kleine Düne walzte. Das Transportfahrzeug sah aus wie ein brauner Winnebago, den man auf Panzerketten montiert hatte, und trotz seines Gewichts von achtzehn Tonnen pflügte er durch die Wüste wie ein BMW über die Autobahn.
Sie hatte allerdings, in Anbetracht des Terrains und des Wetters, ein vernünftiges Tempo angeordnet. Die Sicht war schlecht, nur wenige Meter. Überall wirbelte Sand, der Sturm wehte ihn in mächtigen Segeln von den Kämmen der Dünen. Der Himmel hatte sich ohne Wolken verdunkelt, die Sonne war nicht viel mehr als ein bleicher Mond. Sie wollte nicht riskieren, dass der Traktor irgendwo stecken blieb. Sie würden ihn nie wieder freibekommen. Also fuhren sie so vorsichtig, wie die Bedingungen es verlangten.
Hinter ihr folgten die fünf geländegängigen Transporter in den Spuren, die der größere Traktor in den Sand planiert hatte. Ganz hinten befanden sich die Pritschenwagen mit den VTOL-Helikoptern auf der Ladefläche.
Sie schaute auf die Uhr des Laptop-Monitors. Es hatte zwar fünfzehn Minuten gedauert, bis die Kolonne sich in Bewegung setzte, jetzt aber kamen sie sehr gut voran. In zwanzig Minuten würden sie Shisur erreichen.
Trotzdem behielt sie den Monitor stets im Auge. Zwei Fenster waren geöffnet. Das eine war eine Echtzeitübertragung von einem NOAA-Satelliten, der den Kurs des Sandsturms überwachte. Sie zweifelte nicht daran, dass sie – wenn auch äußerst knapp – den Schutz der Oase erreichen würden, bevor der Sturm mit seiner ganzen Gewalt zuschlug. Was ihr viel mehr Kopfzerbrechen bereitete, war das Hochdrucksystem, das sich von der Küste landeinwärts bewegte und in den nächsten Stunden mit diesem Wüstensturm kollidieren sollte.
Das andere Fenster auf dem Monitor zeigte eine Karte der Gegend, ein topographisches Schema dieser Ecke der Wüste. Jedes Haus und jedes Bauwerk in Shisur waren darauf verzeichnet, auch die Ruinen. Ein kleiner blauer, sich drehender Ring, etwa so groß wie das Radiererende eines Bleistifts, leuchtete genau in der Mitte der Ruinen.
Dr. Safia al-Maaz.
Cassandra starrte den blauen Kreis an. Was hast du vor? Die Frau hatte sie in die Irre geführt, weg von der Beute. Sie hatte vor, sie Cassandra vor der Nase wegzuschnappen, im Schutz des Sturms.
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