Sigma Force 01 - Sandsturm
von Jahren fuhren die Omaner zur See, von Afrika bis nach Indien. Die Dhauen waren einfache Holzboote mit einem charakteristischen dreieckigen Segel. Es gab die unterschiedlichsten Größen: vom flachen badan , einem Küstensegler, bis zum mächtigen, hochseetauglichen baghlah. Ein stolze Ansammlung von Schiffen säumte die entfernte Hafenseite, sie lagen dicht beieinander, die Segel eingeholt, die Masten hoch aufragend in einem Gewirr von Takelage.
»Wir sind fast da«, flüsterte Kara Safia zu. Clay Bishop, der andere Passagier neben dem Fahrer, schnaubte leise, als Kara das sagte, denn er war fast eingeschlafen.
Hinter ihnen fuhr die zweite Limousine mit den Amerikanern: Painter und seine Partnerin, Omaha und sein Bruder.
Safia setzte sich auf. Kara hatte ihr noch immer nicht gesagt, wie sie nach Salalah kamen, nur, dass sie zum Hafen mussten. Sie nahm deshalb an, dass sie mit einem Schiff fuhre n. Salalah war eine Küstenstadt, wie Maskat, und die Reise mit dem Schiff war meist einfacher als mit dem Flugzeug. Fähren, sowohl für Passagiere wie für Fracht, kreuzten Tag und Nacht zwischen den beiden Städten. Sie reichten von Kähnen mit tuckerndem Dieselmotor bis hin zu superschnellen Tragflächenbooten. In Anbetracht von Karas Drängeln, endlich aufzubrechen, nahm Safia an, dass sie das schnellstmögliche Beförderungsmittel nehmen würden.
Die beiden Limousinen fuhren durch das Tor der Hafenzufahrt und dann weiter den Pier entlang, vorbei an den langen Reihen ankernder Dhauen. Safia kannte das normale Passagierterminal. Dies hier war es nicht. Sie fuhren den falschen Pier entlang.
»Kara …?«, setzte sie an.
Die Limousine passierte das letzte Hafenbüro am Ende des Piers. Dahinter ankerte, erhellt von Strahlern und bevölkert von Tauschleppern und Schauerleuten, ein prächtiges Boot. Angesichts der Hektik und der gespannten Segel konnte es keinen Zweifel mehr geben, dass dies ihr Transportmittel war.
»Nein«, murmelte Safia.
»Doch«, erwiderte Kara und klang dabei nicht sehr glücklich.
»O Mann«, sagte Clay und beugte sich vor, um bessere Sicht zu haben.
Kara schaute auf die Uhr. »Ich konnte nicht ablehnen, als der Sultan mir die Benutzung anbot.«
Die Limousine hielt am Ende des Piers. Türen wurden geöffnet. Safia stieg aus und starrte hoch zu den Spitzen der über dreißig Meter hohen Masten. Die Länge des Schiffes betrug beinahe das Doppelte.
»Die Shabab Oman «, flüsterte sie ehrfürchtig.
Der hochmastige Klipper war der Stolz des Sultans, der Botschafter des Landes in der maritimen Welt, ein Symbol für seine nautische Geschichte. Die Yacht hatte das traditionelle englische Design mit einem Fockmast mit Rahsegel und einem Groß- und einem Kreuzmast sowohl mit Rah- wie mit Schaluppentakelung. Erbaut 1971 aus schottischer Eiche und Uruguay-Kiefer, war es die größte Yacht aus dieser Zeit, die noch seetauglich und in Betrieb war. In den vergangenen dreißig Jahren hatte sie alle Weltmeere befahren und an Rennen und Regatten teilgenommen.
Präsidenten und Premierminister, Könige und Königinnen waren über ihre Planken geschritten. Und jetzt wurde sie Kara für die Überfahrt nach Salalah zur Verfügung gestellt. Das zeigte mehr als alles andere die Wertschätzung, die der Sultan der Kensington-Familie entgegenbrachte. Jetzt verstand Safia, warum Kara nicht hatte ablehnen können.
Inzwischen hatte auch die zweite Limousine neben der ersten angehalten. Die Amerikaner stiegen aus und bestaunten mit großen Augen das Schiff.
Nur Omaha wirkte nicht sehr beeindruckt, denn er wusste bereits über den Wechsel des Transportmittels Bescheid. Trotzdem blieb der Anblick des Schiffes nicht ganz ohne Wirkung auf ihn. Obwohl er es natürlich zu verbergen suchte. »Klasse, diese Expedition wird langsam zum großen Sindbad-Movie.«
»Wenn du in Rom bist …«, murmelte Kara.
23:48
Cassandra beobachtete das Schiff von der anderen Hafenseite aus. Die Gilde hatte sich das Lagerhaus über Kontakte zu einem Raubkopien-Hehler besorgt. Die hintere Hälfte der rostigen Halle war voll gestopft mit geschmuggelten DVDs und VHS-Videos.
Doch der Rest des Lagerhauses entsprach ihren Anforderungen. Als ehemalige Schiffsreparaturwerkstatt besaß die Halle ein eigenes Trockendock und einen Ankerplatz. Wasser schwappte in stetigem Rhythmus gegen das nahe Pfahlwerk, der jetzt aber gestört wurde von der Kielwelle eines ausfahrenden Trawlers.
Die Welle schaukelte die Gruppe von Angriffsbooten, die bereits
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