Sigma Force 01 - Sandsturm
Jordan-Tals.
Schließlich sagte Clay: › »Whiskey ist zum Trinken, Wasser zum Kämpfen.‹«
Sie runzelte die Stirn.
»Mark Twain«, klärte er sie auf.
Wieder einmal war sie von seiner scharfsinnigen Intuition überrascht und nickte ihm zu. »Sehr gut.«
Trotz seines nachlässigen Erscheinungsbildes besaß dieser junge Mann hinter seiner dicken Brille einen scharfen Verstand. Das war einer der Gründe, warum sie ihn auf diese Expedition hatte mitkommen lassen. Aus ihm würde eines Tages ein sehr guter Wissenschaftler werden.
Clay hob wieder seine Zigarette. Als sie ihn betrachtete, sah sie zum ersten Mal das leichte Zittern der glühenden Spitze und die weißen Knöchel, mit denen er die Reling umklammert hielt.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte sie.
»Bin kein großer Freund des offenen Meeres. Wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch segelt, hätte er aus den Dinosauriern kein Flugbenzin gemacht.«
Sie klopfte ihm auf die Hand. »Gehen Sie ins Bett, Mr. Bishop.«
Nun verschwand die Entsalzungsanlage völlig hinter der Landspitze. Alles wurde dunkel, bis auf die Lichter des Schiffes, die sich im Wasser spiegelten.
Hinter Safia erhellten einzelne Lampen und Lichtgirlanden die Decks, was der Mannschaft bei der Arbeit mit Seilen und Takelage half, denn sie mussten das Schiff auf die rauere See des herannahenden Sturms vorbereiten. Die Matrosen waren vorwiegend noch in der Ausbildung, junge Männer aus der Royal Navy Omans, die trainierten, während das Schiff zu Hause vor Anker lag, und ansonsten kurze Fahrten die Küste entlang unternahmen. Die Shabab sollte in zwei Monaten an der Regatta um den President’s Cup teilnehmen.
Das Murmeln der jungen Männer wurde von einem plötzlichen Schrei von der Mitte des Decks und einem Schwall von arabischen Flüchen unterbrochen. Ein Krachen war zu hören. In der Mitte des Decks flog eine Ladeluke auf und warf einen Matrosen um. Ein zweiter stürzte aus der Luke und warf sich zur Seite.
Der Grund für seine hektische Flucht war ihm dicht auf den Fersen, Hufe polterten über die Planken. Ein weißer Hengst galoppierte die Rampe des Frachtraums hoch und aufs Deck. Dann schüttelte er seine Mähne und stand silbrig und mit glühenden Augen im Mondlicht. Überall waren Rufe zu hören.
»O Gott«, murmelte Clay neben ihr.
Das Pferd bäumte sich auf, wieherte drohend und ließ sich dann wieder zurückfallen, seine Hufe tänzelten über die Planken. Es trug zwar ein Halfter, doch das Seil war abgerissen.
Männer umkreisten das Pferd, wedelten mit den Armen und versuchten, den Hengst in den Frachtraum zurückzutreiben. Doch er weigerte sich, trat mit einem Huf aus, stieß mit dem Kopf oder schnappte mit den Zähnen.
Safia wusste, dass das Pferd eins von vieren war – zwei Hengste, zwei Stuten –, die sich unten auf dem Ladedeck befanden und für das königliche Gestüt außerhalb von Salalah bestimmt waren. Anscheinend war jemand beim Festbinden des Tiers nachlässig gewesen.
Dicht an die Reling gepresst, schaute Safia zu, wie die Mannschaft mit dem Hengst kämpfte. Jemand hatte sich ein Seil geschnappt und versuchte jetzt, das Pferd mit einem Lasso einzufangen. Doch das brachte dem Werfer nur einen gebrochenen Fuß ein; mit einem schrillen Aufschrei humpelte er zurück.
Der Hengst trampelte durch Tauwerk und riss eine Lichtergirlande herunter. Glühbirnen platzten und zersplitterten am Boden.
Wieder waren Schreie zu hören.
Plötzlich hatte einer der Matrosen ein Gewehr in der Hand.
Das Toben des Hengstes war eine Gefahr für das Schiff und die Menschen.
» La! Nein!«
Ein Aufblitzen nackter Haut zog Safias Blick in die andere Richtung. Inmitten der voll bekleideten Matrosen kam eine halb nackte Gestalt aus einer Tür des Vorderdecks gerannt. Nur mit Boxershorts bekleidet, stach Painter von den anderen ab wie ein Wilder. Seine Haare waren wirr, als wäre er eben erst aufgewacht. Die Schreie und der Lärm des Pferdes hatten ihn offensichtlich aus seiner Kabine gelockt.
Er schnappte sich eine Plane von einem Seilstapel und rannte barfuss weiter. »Wa-ra!«, rief er auf Arabisch. »Zurück!«
Innerhalb des Rings, den die Matrosen um das Pferd gebildet hatten, wedelte er mit der Plane. Die Bewegung erregte die Aufmerksamkeit des Hengstes. Er bäumte sich kurz auf, eine drohende, warnende Bewegung. Aber seine kohlschwarzen Augen blieben fest auf die Plane und den Mann gerichtet. Ein Matador und ein Stier.
»Ja-aa!«, schrie Painter und schwenkte einen
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