Sigma Force 01 - Sandsturm
neben einem schlaksigen Mann in einer frisch gebügelten militärischen Uniform, zu der auch eine Pistole im Halfter gehörte. Die beiden beugten sich über einen Techniker, der vor einer Reihe von Monitoren saß. Als sie eintrat, drehte die Gruppe sich kurz zu ihr um.
»Dr. Safia al-Maaz, Kuratorin der Kensington Gallery«, stellte Fleming sie vor. Er richtete sich auf und winkte sie zu der Gruppe.
Fleming war schon Angestellter des Museums gewesen, lange bevor Safia ihren Posten hier angetreten hatte. Damals noch Wachmann, hatte er sich bis zum Sicherheitschef hochgearbeitet. Vor vier Jahren hatte er den Diebstahl einer präislamischen Skulptur vereitelt. Allein seiner Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit hatte er seine gegenwärtige Stellung zu verdanken. Die Kensingtons wussten, wie sie jene belohnen mussten, die ihnen gute Dienste geleistet hatten. Seit dieser Zeit kümmerte er sich mit besonderer Fürsorge um Safia und ihre Galerie.
Sie ging zu der Gruppe vor den Monitoren, und Inspector Samuelson folgte ihr. Fleming legte ihr die Hand auf die Schulter, und in seinen Augen lag Trauer. »Es tut mir so Leid. Ihre Galerie, Ihre Arbeit …«
»Was ist alles zerstört?«
Fleming sah blass aus. Er deutete nur auf einen der Monitore. Sie beugte sich darüber. Es waren Live-Bilder. In Schwarzweiß war der Mittelgang des Nordflügels zu sehen. Rauch waberte. Männer in Schutzanzügen arbeiteten überall im Flügel. Eine Gruppe stand vor dem Sicherheitstor, das in die Kensington Gallery führte. Sie starrten zu einer Gestalt hoch, die an das Gitter gefesselt zu sein schien, eine dürre, skelettierte Form, wie eine ausgezehrte Vogelscheuche.
Fleming schüttelte den Kopf. »Wir lassen gleich den Leichenbeschauer hinein, damit er die Überreste identifizieren kann, aber wir sind sicher, dass es Harry Masterson ist, einer meiner Männer.«
Das Knochengerüst rauchte noch. War das einmal ein Mann gewesen? Safia hatte das Gefühl, der Boden unter ihr würde wegsacken, und sie taumelte einen Schritt zurück. Fleming stützte sie. Ein Feuer, das so heiß war, dass es einem Menschen das Fleisch von den Knochen brannte, überstieg ihre Vorstellungskraft.
» Ich verstehe nicht«, murmelte sie. »Was ist hier passiert?«
Der Mann in militärischem Blau antwortete: »Genau bei dieser Frage hoffen wir, dass Sie uns weiterhelfen können.« Er wandte sich an den Videotechniker. »Spulen Sie zurück zu null einhundert.«
Der Techniker nickte.
Der Soldat wandte sich wieder Safia zu, während sein Befehl ausgeführt wurde. Sein Gesicht wirkte hart, abweisend. »Ich bin Commander Randolph, Bevollmächtigter der Antiterrorabteilung des Verteidigungsministeriums.«
»Antiterror?« Safia starrte die anderen an. »War das ein Bombenanschlag?«
»Das müssen wir erst noch herausfinden, Ma’am«, sagte der Commander.
Der Techniker meldete sich. »Alles bereit, Sir.«
Randolph winkte sie zum Monitor. »Wir möchten, dass Sie sich das anschauen, aber was Sie jetzt gleich sehen werden, unterliegt der Geheimhaltung. Verstehen Sie das?«
Sie tat es nicht, nickte aber trotzdem.
»Abspielen«, befahl Randolph.
Auf dem Monitor war der hintere Saal der Kensington Gallery zu sehen. Alles schien in Ordnung zu sein, allerdings war es dunkel, nur die Notbeleuchtung brannte.
»Das wurde kurz nach ein Uhr aufgenommen«, berichtete der Commander.
Safia sah nun, wie ein neues Licht von einem der Nachbarsäle hereinschwebte. Zunächst sah es aus, als wäre jemand eingetreten, der eine Lampe in der Hand hielt. Doch schon bald wurde klar, dass das Licht sich selbstständig bewegte. »Was ist das?«, fragte sie.
Der Techniker antwortete: »Wir haben uns das Material mit verschiedenen Filtern angesehen. Es scheint ein Phänomen zu sein, das man Kugelblitz nennt. Eine frei schwebende Plasmakugel, die von dem Gewitter ausgestoßen wurde. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass eins dieser verdammten Dinger auf Film gebannt wurde.«
Safia hatte von solchen Naturschauspielen schon gehört. Kugeln aus geladener Luft, die horizontal über den Boden schwebten. Sie zeigten sich auf weiten Ebenen, in Häusern, an Bord von Flugzeugen, ja sogar in U-Booten. Aber solche Phänomene richteten so gut wie nie Schaden an. Sie warf noch einen Blick auf den Live-Monitor mit dem Bild des qualmenden Leichenhauses. Das konnte doch unmöglich die Ursache für diese Explosion gewesen sein.
Während sie noch darüber nachdachte, tauchte auf dem Bildschirm eine Gestalt
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