Sigma Force 02 - Feuermönche
aber auch an Painters Warnung. Seine Skepsis stand ihm offenbar ins Gesicht geschrieben.
» Ja, ich werde Sie verraten «, hatte Seichan offen erklärt, als sie das Hemd anzog. » Aber erst, wenn alles vorbei ist. Sie werden das Gleiche versuchen. Das wissen wir beide. Zwischen uns herrscht wechselseitiges Misstrauen. Gibt es eine bessere Form der Aufrichtigkeit? «
Endlich klingelte Grays Satellitentelefon. Er nahm es aus der Tasche. » Commander Pierce «, meldete er sich knapp.
» Willkommen in der Schweiz «, sagte Raoul. » Am Hauptbahnhof ist unter Ihrem falschen Namen ein Ticket für eine Fahrt nach Lausanne hinterlegt. Der Zug geht in fünfunddreißig Minuten. Seien Sie pünktlich. «
» Was ist mit meinem Teamkollegen? «, fragte Gray.
» Er wird wie besprochen zu einem Genfer Krankenhaus gebracht. Bevor Sie in den Zug einsteigen, werden Sie eine Bestätigung erhalten. «
Gray wandte sich zu den Taxis. » Und Leutnant Verona? «, sagte er.
» Die Frau ist gut untergebracht. Einstweilen jedenfalls. Verpassen Sie den Zug nicht. «
Die Verbindung brach ab.
Gray stieg in ein Taxi. Wegen Seichan brauchte er sich keine Gedanken zu machen. An seinem Handy war ein Chip befestigt, der mit ihrem Handy verbunden war. Sie hatte das Gespräch mitgehört. Er vertraute darauf, dass es ihr gelingen würde, mit ihm Schritt zu halten.
» Zum Hauptbahnhof «, sagte er zum Fahrer.
Mit einem knappen Nicken fädelte sich der Fahrer in den Verkehr ein und wandte sich zum Genfer Stadtzentrum. Gray lehnte sich zurück. Seichan hatte Recht gehabt. Als er ihr berichtete, dass er in die Schweiz fliegen solle, hatte sie ihm gesagt, wo Rachel ihrer Meinung nach gefangen gehalten werde. In einer Burg in den Savoyer Alpen.
Zehn Minuten später fuhr das Taxi am See entlang. Eine gewaltige Fontäne schoss über hundert Meter weit in die Höhe. Der berühmte Jet d ’ Eau. Er wurde von Scheinwerfern angestrahlt, ein märchenhafter Anblick. Am Ufer fand ein Fest statt.
Gedämpfter Gesang und Gelächter drangen wie aus einer anderen Welt in den Wagen.
Nach wenigen Minuten setzte ihn das Taxi vor dem Bahnhof ab. Er ging zum Schalter, nannte seinen falschen Namen, zeigte den Ausweis vor und bekam ein Ticket nach Lausanne ausgehändigt.
Auf dem Weg zum Bahnsteig sah er sich aufmerksam um. Seichan ließ sich nicht blicken. Und wenn sie sich nun einfach abgesetzt hatte? Wenn sie ihn an Raoul verriet? Gray schob diese Bedenken beiseite. Er hatte seine Wahl getroffen. Es war ein kalkuliertes Risiko.
Abermals klingelte sein Telefon.
Er nahm es heraus und justierte die Antenne.
» Commander Pierce «, sagte er.
» Zwei Minuten, um Sie zufrieden zu stellen. « Wiederu m R aoul. Ein Klicken und Rauschen, als die Verbindung umgestellt wurde. Dann meldete sich eine leisere, leicht hallende Stimme.
» Commander? «
» Ja, ich bin ’ s, Monk. Wo steckst du? « Gray musste davon ausgehen, dass das Gespräch nicht nur von Seichan mitgehört wurde. Er musste vorsichtig sein.
» Man hat mich mit dem Handy an einem Krankenhaus abgesetzt. Ich sollte auf deinen Anruf warten. Jetzt bin ich in der Notaufnahme. Die verdammten Ärzte sprechen alle Französisch. «
» Du bist in Genf «, sagte Gray. » Wie geht es dir? «
Eine lange Pause.
» Ich weiß von der Hand «, sagte Gray.
» Diese verfluchten Schweine «, fuhr Monk wutentbrannt fort. » Auf dem Boot war ein Arzt. Hat mich mit Medikamenten voll gestopft, mir Transfusionen angelegt, den … den Armstumpf vernäht. Die Ärzte hier wollen den Arm röntgen, sind mit der … äh, Arbeit ihres Kollegen aber anscheinend ganz zufrieden. «
Gray wusste Monks Versuch zu scherzen zu würdigen. Seine Stimme aber hatte einen harten Klang.
» Und Rachel? «
Monk klang auf einmal gequält. » Die hab ich nicht mehr gesehen, seit man mich unter Drogen gesetzt hat. Ich habe keine Ahnung, wo sie jetzt ist. Aber … aber, Gray … «
» Was ist? «
» Du musst sie unbedingt befreien. «
» Ich arbeite dran. Aber was ist mit dir? Bist du in Sicherheit? «
» Scheint so «, antwortete Monk. » Man hat mir gesagt, ich solle den Mund halten. Das hab ich auch getan, hab mich dumm gestellt. Die Ärzte haben aber die Polizei verständigt. Vor meinem Zimmer steht ein Aufpasser. «
» Tu, was man dir sagt «, meinte Gray. » Ich hol dich raus, sobald es geht. «
» Gray «, sagte Monk gepresst. Gray kannte diesen Tonfall. Monk wollte ihm etwas mitteilen, konnte wegen der Mithörer aber nicht offen
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