Sigma Force 02 - Feuermönche
Tathergang. Sie hatte überlegt, ob sie ihren Trumpf jetzt gleich oder erst auf der Wache ausspielen sollte. Dann aber hätte sie alle verhören und lästige Berichte schreiben müssen. Sie schloss die Augen und dachte an die Verabredung, die sie bereits verpasst hatte. Aber wenn sie das Teil wiederbeschaffen wollte, zählte jede Minute.
Sie öffnete wieder die Augen und sagte zur Statue gewandt: » Wussten Sie, dass vierundsechzig Prozent aller Diebstähle von archäologischen Fundstücken von am Fundort tätigen Arbeitern verübt werden? « Sie drehte sich zu dem Trio um.
Professor Giovanna runzelte die Stirn. » Glauben Sie wirklich, Roberto … «
» Wann haben Sie die Statue entdeckt? «, fragte Rachel.
» V-vor zwei Tagen. Aber ich habe den Fund auf der Website der Universität von Neapel veröffentlicht. Viele Leute wussten Bescheid. «
» Wie viele Leute wussten, dass der Fundort während des Unwetters unbewacht war? « Rachel wandte sich dem Studenten zu. » Roberto, möchten Sie mir etwas sagen? «
Sein Gesicht erstarrte zu einer Grimasse ungläubigen Entsetzens. » Ich … Nein … Ich habe nichts damit zu tun. «
Rachel löste das Funkgerät vom Gürtel. » Dann haben Sie wohl nichts dagegen, wenn wir Ihren Dachstuhl durchsuchen. Vielleicht findet sich dort ja eine Bügelsäge mit etwas Marmorstaub an den Zähnen, der zu der Statue passt. «
Wohlvertraute Bestürzung trat in seinen Blick. » Ich … i ch … «
» Die Mindeststrafe beträgt fünf Jahre «, setzte Rachel nach . » Üblicherweise. «
Er wurde merklich blass.
» Das heißt, falls Sie sich unkooperativ zeigen. Andernfalls könnte man mildernde Umstände geltend machen. «
Er schüttelte den Kopf, doch es war unklar, was er damit abstreiten wollte.
» Sie hatten Ihre Chance. « Rachel hielt sich das Funkgerät an den Mund. Als sie es einschaltete, hallte das statische Rauschen in dem Gewölbe wider.
» Nicht! « Roberto hob die Hand, wie sie es erwartet hatte. Er schlug die Augen nieder.
Das Schweigen währte lange. Rachel verzichtete darauf, es zu brechen. Je länger es währte, desto größer wurde der Druck.
Schließlich schluchzte Roberto leise auf. » Ich … hab Schulden … Spielschulden. Ich hatte keine andere Wahl. «
» Himmel «, fluchte die Professorin und fasste sich an die Stirn. » Ach, Roberto, wie konnten Sie das nur tun? «
Der Student wusste darauf nichts zu antworten.
Rachel konnte sich denken, dass der Junge stark unter Druck stand. Das war nicht ungewöhnlich. Er war nur der zarte Ableger einer viel größeren Organisation, die so ausgedehnt und verwurzelt war, dass man sie nie vollständig würde ausmerzen können. Rachel musste sich damit begnügen, ein paar Triebe auszureißen.
Sie hob das Funkgerät an die Lippen. » Carabiniere Gerard, ich bringe Ihnen jetzt jemand, der nähere Informationen hat. «
» Verstanden, Ende. «
Sie schaltete das Funkgerät aus. Roberto hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Seine akademische Laufbahn war beendet.
» Wie sind Sie darauf gekommen? «, fragte die Professorin.
Rachel verzichtete darauf, ihr zu erklären, dass es häufiger vorkam, dass das organisierte Verbrechen an Ausgrabungsteilnehmer herantrat oder sie unter Druck setzte. Korruption war weit verbreitet, und die Ahnungslosen, Naiven, waren leichte Beute.
Sie wandte sich von Roberto ab. Häufig reichte es schon, das schwächste Glied des Teams ausfindig zu machen. Dass sie den jungen Mann aufs Korn genommen hatte, beruhte auf einer auf Erfahrung gründenden Vermutung. Dann hatte sie ihn unter Druck gesetzt, um die Vermutung zu bestätigen. Es war riskant gewesen, ihren Trumpf so schnell auszuspielen. Und wenn es nun Tia gewesen wäre? Während Rachel der falschen Spur nachgegangen wäre, hätte Tia die Käufer gewarnt. Oder wenn Professorin Giovanna ihr Universitätsgehalt dadurch aufgebessert hätte, dass sie ihre eigenen Funde verhökerte? Es gab viele Gründe, weshalb es hätte schief gehen können. Rachel aber hatte gelernt, dass man ein Risiko eingehen musste, wenn man Erfolg haben wollte.
Professorin Giovanna starrte sie noch immer an, dieselbe Frage wie eben in den Augen. Warum haben Sie Roberto beschuldigt?
Rachel blickte auf den steinernen Phallus. Ein Hinweis hatte ausgereicht – freilich ein besonders auffälliger. » Nicht nur der Kopf lässt sich auf dem Schwarzmarkt gut verkaufen. Es besteht auch eine große Nachfrage nach erotischer Kunst. Dafür wird nahezu viermal so viel
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