Sigma Force 02 - Feuermönche
abgebildet, in einer Krypta in Domitilla hingegen vier.
» Die Evangelisten haben sich bezüglich der Zahl der Könige nicht festgelegt «, meinte Vigor, der nach dem langen Arbeitstag allmählich müde wurde. Er fand es hilfreich, über seine Gedanken zu sprechen, denn er glaubte fes t a n die sokratische Methode. » Nur im Matthäusevangelium wird unmittelbar auf sie Bezug genommen, und das auch nur vage. Die Zahl drei ist von den Gaben abgeleitet, welche die Magi überbracht haben: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Vielleicht waren sie nicht mal Könige. Das Wort Magi ist vom griechischen Begriff magoi abgeleitet und bedeutet Magier. «
» Sie waren Magier? «
» Nicht in dem Sinn, wie man zunächst glauben möchte. Das Wort magoi impliziert weniger Zauberei, sondern bezeichnet eher einen Menschen, der im Besitz geheimer Weisheiten ist. Die meisten Bibelgelehrten glauben, die Magi seien zoroastrische Astrologen aus Persien oder Babylon gewesen. Sie deuteten die Sterne und sahen aufgrund einer Himmelserscheinung die Geburt eines Königs im Westen voraus. «
» Sie meinen den Stern von Bethlehem. «
Vigor nickte. » Ungeachtet aller bildlichen Darstellungen war das kein dramatisches Vorkommnis. Der Bibel zufolge blieb der Stern in Jerusalem zunächst unbemerkt. Erst als die Magi zu König Herodes kamen, wurde man darauf aufmerksam. Die Magi hatten geglaubt, der neugeborene König, den die Sterne angekündigt hatten, müsse von hoher Geburt sein. König Herodes reagierte bestürzt auf diese Neuigkeit und fragte sie, wann sie den Stern hätten aufgehen sehen. Mit Hilfe hebräischer heiliger Prophezeiungsbücher fand er dann den Ort heraus, an dem der König zur Welt gekommen sein mochte. Er leitete die Magi nach Bethlehem. «
» Also hat Herodes ihnen gesagt, wohin sie sich wenden sollten. «
» Das hat er, und er hat sie als Spione geschickt. Auf dem Weg nach Bethlehem wurde Matthäus zufolge der Stern jedoch abermals sichtbar und führte die Magi zum Jesuskind. Anschließend machten sie sich, von einem Engel vorgewarnt, gleich auf den Rückweg, ohne Herodes den Aufenthaltsort des Kindes mitzuteilen. Kurz darauf begann das Gemetzel an den unschuldigen Kindern. «
Jacob hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. » Aber Maria und Josef waren mit dem Säugling bereits nach Ägypten geflohen, denn auch sie waren von einem Engel gewarnt worden. Was wurde dann aus den Magi? «
» Ja, was wohl? « Vigor hatte die vergangenen Stunden damit zugebracht, die gnostischen und apokryphen Texte, angefangen vom Protoevangelium Jacobi bis zum Buch Seth, nach Hinweisen auf die Magi zu durchforsten. Hatte der Raub der Gebeine vielleicht andere Gründe als Gier nach Geld? Wissen mochte sich in diesem Fall als die beste aller Waffen erweisen.
Vigor sah auf die Uhr. Die Zeit lief ihm davon, aber der Vorsteher der Archive würde die Recherche fortsetzen und die Datenbank mit Jacob zusammen erweitern, der die Ergebnisse anschließend per E-Mail an ihn weiterleiten würde.
» Was ist mit den historischen Namen der Magi? «, fragte Jacob. » Kaspar, Melchior und Balthazar? «
» Reine Mutmaßungen. Zum ersten Mal wurden die Namen im sechsten Jahrhundert in den Excerpta Latina Barbari erwähnt. Später folgen weitere Hinweise, doch ich glaube, es handelt sich eher um Märchen als um Tatsachenberichte; vielleicht lohnt es sich aber doch, ihnen nachzugehen. Das überlasse ich Ihnen und Prefetto Alberto. «
» Ich werde tun, was ich kann. «
Vigor runzelte die Stirn. Es war eine beängstigende Aufgabe. Andererseits, kam es darauf überhaupt an? Warum waren die Gebeine der Magi geraubt worden?
Darauf wusste er keine Antwort. Und er war sich nicht mal sicher, dass die Wahrheit in den Regalen der Geheimarchive zu finden sein würde. Allerdings formte sich aus all den Hinweisen allmählich ein Bild. Faktentreue hin oder her, die Geschichten über die Magi ließen auf einen großen Reichtum an Geheimwissen schließen, das allein der Sekte der Magi zugänglich gewesen war.
Aber wer waren sie wirklich gewesen?
Magier, Astrologen oder Priester?
Er kam am Raum mit den Pergamenten vorbei und schnupperte Insektengift oder irgendein Pilzmittel. Die Angestellten hatten es wohl gerade eben versprüht. Vigor wusste, dass sich einige kostbare Dokumente im Pergamentarchiv aufgrund des Befalls mit einem violetten resistenten Pilz bereits purpurn färbten und für immer verloren zu gehen drohten.
Noch so vieles andere war hier bedroht … und nicht nur
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