Sigma Force 02 - Feuermönche
dessen Tod im Alter von sechzehn Jahren den Grundbesitz und das Vermögen geerbt. Er war der einzige männliche Nachfahre. In der Familie Sauvage galten Blutsbande mehr als Verbindungen, die durch Heirat entstanden waren. Selbst seine Zeugung war Folge eines solchen Arrangements.
Ein weiterer Tribut, den sein Großvater eingefordert hatte.
Gefolgt von seinem Hund, stieg der Baron in geduckter Haltung noch tiefer in den Berghang hinab. Nackte Glühbirnen erhellten seinen Weg.
Die Steinstufen machten behauenem Fels Platz. Hier waren einst römische Legionäre gewandelt und hatten Opferstier e u nd Ziegen in die unten gelegene Höhle gebracht. Die Römer hatten die Kammer in ein mithraeum verwandelt, in einen Tempel des Gottes Mithras, des von Persien übernommenen Sonnengottes, den die Soldaten des Reiches leidenschaftlich verehrten. Mithras Geburtstag wurde am 25. Dezember gefeiert. Die Feier ging einher mit einer Taufe und dem Verzehr einer heiligen Mahlzeit aus Brot und Wein. Mithras hatte zwölf Jünger, hielt den Sonntag heilig und kannte Himmel und Hölle. Nach seinem Tod war Mithras in einer Gruft bestattet worden und nach drei Tagen wiederauferstanden.
Vor diesem Hintergrund behaupteten einige Gelehrte, das Christentum habe sich den Mithrasmythos einverleibt. Es war ganz ähnlich wie mit dieser Burg, errichtet auf den Ruinen des Alten; das Starke hatte das Schwache besiegt. Raoul konnte darin nichts Schlechtes erkennen, ja, er begrüßte es sogar.
Es entsprach der natürlichen Ordnung der Dinge.
Raoul stieg die letzten Stufen hinunter und gelangte in eine geräumige Höhle. Überwölbt war sie von einer Steinkuppel natürlichen Ursprungs, geschmückt mit eingeritzten Sternen und einer stilisierten Sonnenscheibe. An der anderen Seite stand der alte Mithrasaltar, auf dem man junge Stiere geopfert hatte. Dahinter war ein tiefer, kalter Wassergraben, ein kleiner Fluss. Raoul stellte sich vor, wie die geopferten Tiere hineingefallen und fortgetrieben waren. Er hatte auch schon ein paar Leichen auf diese Weise entsorgt … diejenigen, die er nicht an die Hunde verfüttert hatte.
Am Eingang der Höhle legte Raoul seinen Hausmantel ab. Darunter trug er ein altes, grob gewebtes Hemd, geschmückt mit dem zusammengerollten Drachen, dem Symbol des Ordinis Draconis, dem seine Familie seit vielen Generationen angehörte.
» Sitz, Drakko «, sagte er.
Der Berner Senn gehorchte. Er wusste, Ungehorsam wurde bestraft.
Und sein Besitzer wusste es ebenfalls …
Raoul grüßte den Mann in der Höhle mit einer angedeuteten Verneigung, dann trat er vor.
Bekleidet mit einem schwarzledernen Motorradanzug, erwartete ihn der Große Imperator des Ordens vor dem Altar. Obwohl zwanzig Jahre älter als Raoul, war er gleich groß und hatte ebenso breite Schultern wie jener. Er zeigte keine altersbedingten Verfallserscheinungen, sondern wirkte nach wie vor durchtrainiert. Das Helmvisier war geschlossen.
Der Ordensführer hatte die Höhle durch den geheimen Eingang betreten … zusammen mit einem Fremden.
Außenstehenden war es verboten, das Gesicht des Imperators zu sehen. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme trug der Fremde eine Augenbinde.
Raoul bemerkte auch die fünf Leibwächter an der rückseitigen Höhlenwand, alle mit Automatikwaffen ausgerüstet, die Elitegarde des Imperators.
Raoul trat vor, den rechten Arm auf die Brust gelegt. Vor dem Imperator fiel er auf ein Knie nieder. Raoul befehligte den berüchtigten militärischen Arm des Ordens, die adepti exempti , eine Ehre, die auf Vlad den Pfähler zurückging, einen Urahnen der Familie Sauvage. Doch vor dem Imperator neigte jeder das Haupt. Raoul hoffte, eines Tages sein Nachfolger zu werden.
» Stehen Sie auf «, wurde ihm befohlen.
Raoul gehorchte.
» Die Amerikaner sind schon unterwegs «, sagte der Imperator. Seine vom Helm gedämpfte Stimme klang nach wie vor gebieterisch. » Sind Ihre Leute bereit? «
» Jawohl, Herr. Ich habe ein Dutzend Männer ausgewählt. Wir warten nur noch auf Ihre Anweisungen. «
» Ausgezeichnet. Unsere Verbündeten haben jemanden abgestellt, der uns bei dieser Operation unterstützen wird. Jemanden, der die amerikanischen Agenten gut kennt. «
Raoul verzog das Gesicht. Er brauchte keine Hilfe.
» Haben Sie damit Probleme? «
» Nein, Herr. «
» Auf dem Flugplatz Yverdon steht ein Flugzeug für Sie und Ihre Leute bereit. Ein zweites Mal wird Versagen nicht geduldet werden. «
Raoul zuckte inwendig zusammen. Er hatte den Raub
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