Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Painter auf die Münze aufmerksam. Neugier regte sich in seinem Blick.
Gut .
Painter schob Gray die Münze entgegen. »Commander, ich weiß, Sie haben darum gebeten, für unbestimmte Zeit vom Dienst freigestellt zu werden, aber ich möchte Sie trotzdem bitten, die Ermittlungen zu diesem Fall zu leiten.«
Gray machte keine Anstalten, die Münze in die Hand zu nehmen. »Dürfte ich Ihnen zunächst eine Frage stellen, Sir?«
Painter nickte.
»Der Tote. Der Professor.«
»Archibald Polk.«
»Sie haben erwähnt, er habe zu Sigma gewollt. Um sich mit Ihnen zu treffen.«
Painter nickte. Er ahnte, worauf Grays Fragen abzielten.
»Dann hatte Professor Polk also Kontakt mit Sigma? Trotz der hohen Geheimhaltungsstufe wusste er Bescheid über unsere Organisation?«
»Ja. So kann man es ausdrücken.«
Gray runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das?«
»Archibald Polk hat Sigma erfunden .«
Painter registrierte Grays Überraschung nicht ohne Genugtuung. Der Mann konnte eine kleine Erschütterung gut vertragen. Gray straffte sich.
Painter hob die Hand. »Ich habe Ihre Frage beantwortet, Gray. Jetzt sind Sie an der Reihe. Werden Sie die Ermittlungen leiten?«
»Da der Professor vor meinen Augen erschossen wurde, habe ich ein besonderes Interesse an einer Aufklärung des Falls.«
»Und was ist mit Ihren … außerplanmäßigen Aktivitäten?«
Grays Augen nahmen einen schmerzlichen Ausdruck an. Seine Gesichtszüge verhärteten sich, als ob er sich innerlich zusammenkrampfte. »Ich nehme an, Sie sind auf dem Laufenden, Sir.«
»Ja. Die Navy hat die Suche abgebrochen.«
Gray atmete tief durch. »Ich habe alles versucht. Jetzt kann ich nichts mehr tun. Das lässt sich nicht leugnen.«
»Und Sie glauben nach wie vor, Monk könnte noch am Leben sein?«
»Ich … ich weiß es nicht.«
»Und Sie können mit der Ungewissheit leben?«
Gray erwiderte unverwandt Painters Blick. »Das werde ich wohl müssen.«
Painter nickte zufrieden. »Dann lassen Sie uns über die Münze sprechen.«
Gray nahm die Münze in die Hand. Er wendete sie zwischen den Fingern und betrachtete die frisch gereinigte Oberfläche. »Haben Sie herausgefunden, was es damit auf sich hat?«
»Wir sind inzwischen um einiges schlauer. Das ist eine römische Münze, die im zweiten Jahrhundert geprägt wurde. Beachten Sie die Frauenbüste auf der Rückseite. Das ist Faustina die Ältere, die Gattin des römischen Kaisers Antoninus Pius. Sie war die Schutzherrin verwaister Mädchen und hat sich generell für Frauen engagiert. Außerdem war sie fasziniert von der Schwesternschaft der Sibyllen, der weissagenden Frauen eines bestimmten Tempels in Griechenland.«
Painter forderte Gray auf, die Münze umzudrehen. »Der Tempel ist auf der Vorderseite abgebildet. Der Tempel von Delphi.«
»Der mit dem Orakel? Wo die Seherinnen zu Hause waren?«
»Genau der.«
Dem Untersuchungsbericht auf Painters Schreibtisch lag auch ein historisches Informationsblatt über das Orakel bei. Darin stand, die Frauen hätten halluzinogene Dämpfe inhaliert,
bevor sie die Fragen der Bittsteller beantworteten. Ihre Prophezeiungen waren jedoch mehr gewesen als reine Wahrsagerei, denn sie hatten großen Einfluss auf den Gang der Geschichte gehabt. »Im Laufe von tausend Jahren spielten die Prophezeiungen des Orakels eine Rolle bei der Befreiung vieler tausend Sklaven. Es legte die Saat für die Demokratie westlicher Prägung und setzte sich ein für die Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens. Manche Leute sind der Ansicht, das Orakel sei maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass Griechenland den Übergang von der Barbarei zur modernen Zivilisation geschafft hat.«
»Aber was ist mit dem großen E in der Mitte des Tempels?«, fragte Gray. »Ich nehme an, das ist der griechische Buchstabe Epsilon.«
»Ja. Der steht ebenfalls in Beziehung zum Tempel des Orakels. Man hat dort einige Inschriften gefunden: Gnothi seauton , was so viel bedeutet wie …«
»Erkenne dich selbst«, beendete Gray an seiner Stelle den Satz.
Painter nickte. Er rief sich in Erinnerung, dass Gray in der alten Philosophie gut bewandert war. Als er ihn aus dem Leavenworth Gefängnis holte, hatte Gray gerade Chemie und Taoismus studiert. Grays einzigartige Denkweise hatte Painter von Anfang an fasziniert. Allerdings hatten derlei Vorzüge auch ihren Preis. Gray arbeitete nicht immer gut im Team, wie er in den vergangenen Wochen wieder einmal unter Beweis gestellt hatte. Es tat gut zu erleben, dass er sich
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