Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
bleiben.
Konstantin näherte sich mit Monk dem Stahltor. »Das habe ich schon mal gesehen«, sagte der Junge. »Manchmal durften wir mit dem Zug fahren. Das ist die Nebenleitstelle.«
»Zeig mir, wie sie funktioniert.«
Konstantin hatte bereits berichtet, was Generalmajorin Sawina Martowa mit der Operation Saturn vorhatte. Der Zugang dazu lag hinter dieser Tür.
Sie zwängten sich in den Schuppen. Konstantin musterte die Schalter, seine Augen huschten über die kyrillischen Beschriftungen. Monk meinte beinahe hören zu können, wie sein Verstand mit übermenschlicher Geschwindigkeit arbeitete. Nach einer Weile flogen seine Hände über die Konsole, und er drückte verschiedene Schalter mit einer solchen Sicherheit, als hätte er dies schon tausendmal getan.
»Wie habt ihr von der Operation Saturn erfahren?«
Konstantin schaute verlegen zu ihm hoch. »Meine Stärken sind schnelles Rechnen und abgeleitete Analyse. Ich habe oft im Rechnerlabor des Baus gearbeitet.« Er zuckte mit den Schultern.
Monk verstand, was er damit sagen wollte. Man konnte einen Jungen in einen Savant verwandeln, doch er blieb immer noch ein Junge: neugierig, vorwitzig, darauf bedacht, seine Grenzen auszuloten.
»Du hast das Passwort geknackt.«
Erneut zuckte Konstantin die Achseln. »Vor einer Woche hat Sascha - Pjotrs Schwester - mir ein Bild gemalt. Sie hat es mir mitten in der Nacht gegeben. Als wir alle wach waren, weil Pjotr mal wieder schlecht geträumt hatte.«
»Was war das für ein Bild?«
»Man sah den Zug, besetzt mit vielen Kindern, die alle tot waren und brannten. Außerdem war darauf die Höhle unmittelbar vor dem Schutztor zu sehen. Und dann … dann habe
ich mir am nächsten Tag heimlich die zu der Operation gehörigen Dateien angesehen. Da wusste ich, was sie vorhatten und wann es passieren sollte. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte und wem ich vertrauen durfte. Sascha ist mit Dr. Raew nach Amerika geflogen, deshalb habe ich mit Pjotr geredet.« Konstantin schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, woher Pjotr das wusste … vielleicht weiß er es nicht einmal … Manchmal ist das so bei ihm.«
Konstantin blickte fragend zu Monk auf.
Obwohl er den Jungen nicht ganz verstanden hatte, nickte Monk. »Was weiß Pjotr?«, hakte er nach.
»Er ist ein starker Empath. Er hat gespürt, dass Sie uns helfen würden. Er wusste sogar Ihren Namen. Er hat gemeint, seine Schwester habe ihm den Namen im Traum zugeflüstert. Die beiden sind sehr seltsam, sehr begabt.«
Furcht schwang in der Stimme des Jungen mit.
Konstantin blickte sich sogar ängstlich zu Pjotr um, dann konzentrierte er sich wieder auf die Schalter. »Deshalb haben wir uns an Sie gewandt«, sagte er.
Er legte einen weiteren Schalter um, worauf sich über der Konsole eine Reihe von Monitoren einschaltete. Die Schwarz-Weiß-Bilder zeigten aus verschiedenen Blickwinkeln eine Höhle voller Baugerüste. Auf dem Boden war eine große Irisblende aus Stahl zu erkennen.
Das Zentrum der Operation Saturn.
Auf dem Bildschirm in der Mitte fiel Monk eine Bewegung ins Auge. Man sah einen Zug, der außerhalb der Höhle stand. In den offenen Güterwagen saßen Kinder. Einige waren herausgeklettert und schauten verwirrt umher. Andere spielten fröhlich.
Konstantin klammerte sich an Monks Ärmel fest. »Sie … sie sind schon da.«
Sawina saß in der hell erleuchteten Kontrollstation, flankiert von zwei Technikern. Auf zwei Rechnern gingen sie noch einmal alle Einstellungen durch. Die Kontrollstation war in einem Bunker untergebracht, der unter einem der verlassenen Wohnblocks lag. Fenster gab es keine. Der Kontakt nach außen war auf die sieben LCD-Monitore an der Wand beschränkt. Darauf waren die Bilder der im Tunnel und im Operationszentrum angebrachten Videokameras zu sehen.
Einen Moment lang musterte sie den Zug, dann stand sie auf, denn sie konnte nicht mehr still sitzen. Sie hatte schon wieder einen steifen Rücken. Da sie zu sehr von den letzten Vorbereitungen in Anspruch genommen gewesen war, hatte sie die Kortison-Injektion vergessen. Sie wandte den Blick von dem Zug ab. Nicht weil der Anblick sie schmerzte - das tat er tatsächlich -, sondern weil sie unruhig war.
Sie sah auf die Uhr. Es war ein paar Minuten nach halb zwölf, und Nicolas hatte sich noch immer nicht gemeldet. Sie trat durch die Tür, damit die Techniker nicht mitbekamen, dass sie die Hände rang. Das war ein Ausdruck von Schwäche, und sie zwang sich, damit aufzuhören. Sie wandte sich zur
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