Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Gewehrläufe hervor. Zugpferde lösten sich von den Wagen, und die bewaffneten Reiter galoppierten in unwegsames Gelände davon. Motorräder schossen aus dem Laderaum von Milchtransportern hervor und rasten über Nebenstraßen. In Minutenschnelle war die Bergregion blockiert.
Die Russen, welche die unterirdische Anlage bereits verlassen hatten, gerieten in Hinterhalte, wurden in die Straßengräben getrieben, entwaffnet und gefesselt. Als Gray den Höhleneingang erreichte, war die Vorhut bereits in den Tunnel eingedrungen und hatte eine Spur aus Feuer und Rauch zurückgelassen, der er lediglich zu folgen brauchte.
Gray hatte keinen Moment gezögert. Sie durften keine Zeit verlieren. Die Operation Saturn musste gestoppt werden.
Auch jetzt wieder waren Lucas Männer ihm behilflich. Wie jede tüchtige Armee, hatten die Zigeuner vor dem Angriff Informationen gesammelt. Auf dem Herweg hatte ein
Mann in einem schwarzen, knöchellangen Mantel mitten auf der Straße gestanden und gewunken. Im Straßengraben knieten zwei Männer in Laborkitteln, die Hände auf den Rücken gefesselt, von Gewehren in Schach gehalten. Die Zigeuner waren nicht gerade sanft mit ihnen umgesprungen. Andererseits hatten die Russen auch die Bewohner des Bergdorfs ermordet und die Kinder entführt.
Die Russen hatten diesen Krieg begonnen; die Zigeuner wollten ihn zu Ende bringen.
Ein Mann reichte Luca eine handgezeichnete, blutbespritzte Karte. Luca gab sie an Gray weiter. Es handelte sich um eine schematische Darstellung von Tscheljabinsk-88. Die Kontrollstation der Operation Saturn war mit einem Kreis hervorgehoben; sie war in einem Bunker unter einem der Wohngebäude untergebracht.
Jetzt, da das Ziel bekannt war, lenkte Gray den Laster die gewundene Straße hinunter zu der Stelle, wo die Belagerung des Wohngebäudes noch im Gange war. Der Überraschungsangriff hatte eine dramatische Wirkung erzielt, doch nun war die Straße teilweise verstopft. Ein Gebäude war vollständig eingestürzt, die Trümmer blockierten die Hauptstraße.
Die Zigeuner in den Lastern schossen aus allen Rohren.
Einige kletterten aus den Fahrzeugen und leiteten eine Bodenoffensive ein.
Gray lenkte den Laster zu den Männern hinüber und ließ ihn ausrollen. Kowalski und Rosauro hatten ebenfalls gehalten. Luca sprang von der Ladefläche und rief etwas auf Romani. Die Männer antworteten ihm. Nach einem kurzen Wortwechsel ging Luca zu Gray und kauerte sich mit ihm hinter einen der Laster.
»Die Russen haben sich in die Gebäude zurückgezogen. Je weiter man vordringt, desto heftiger wird die Gegenwehr.«
Gray kannte den Grund. »Sie haben ihre Einsatzkräfte zusammengezogen,
um die Kontrollstation zu verteidigen. Wenn sie die Operation noch nicht gestartet haben, werden sie es bald tun. Wir können nicht länger warten.«
Luca hob die Hand und musterte die versammelten Bodentruppen. »Ich habe da jemanden … ah, da ist er ja.«
Ein kleiner Mann kam geduckt zu ihnen herübergelaufen. Seine Kleidung war zementgrau, seine Kappe schwarz. Die beiden Roma unterhielten sich kurz.
»Das ist Ratte«, stellte Luca den Neuankömmling vor.
»Hübscher Name«, brummte Kowalski.
»Er ist Kundschafter. Er findet Wege, die niemand zu bewachen für nötig hält. Vielleicht entdeckt er ja einen Durchschlupf, aber die Gruppe muss klein sein. Nicht mehr als fünf oder sechs Leute.« Luca blickte sich um. »Das würde passen. Va? «
» Va «, pflichtete Kowalski ihm bei, dann blickte er erwartungsvoll Gray an.
»Die anderen Männer werden die Russen ablenken«, setzte Luca hinzu und deutete auf die Bodentruppen und die Laster.
»Dann machen wir das?«, fragte Ratte in ungelenkem Englisch.
» Va «, bestätigte Gray, was ihm ein Grinsen einbrachte.
Sie machten die Waffen bereit - Gewehre und Handfeuerwaffen - und folgten dem kleinen Mann zu einem Trümmerhaufen. Gray konnte keinen Durchgang ausmachen. Luca gab den vorbeirückenden Bodentruppen ein Zeichen. Ein durchdringender Pfiff hallte durch die Höhle.
Ratte deutete auf eine schräge Wand. Geduckt folgte Gray ihm zu einem Kellerfenster des Wohnblocks.
Nachdem sie hinter dem Kundschafter ins Kellerlabyrinth eingedrungen waren, vernahm Gray hinter sich einen Ruf.
» Opre Roma! «
Der Schlachtruf breitete sich aus wie ein Feuer in dürrem Gras.
Das Gewehrfeuer und der Granatenlärm wurden lauter.
Gray hoffte, dass die Zeit noch reichen würde.
Sawina eilte über die Treppe in den Bunker hinunter. Die Stiche im
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