Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
seinen Leuten verhindern wollte.
Millionen Menschen werden sterben.
Welch ein Wahnsinn.
Die Angst um ihr Team und das Schicksal von Millionen Menschen hielt sie auf den Beinen. Auf einem Tisch stand ein Laptop. Sie hatte versucht zu arbeiten, sich zu beschäftigen. Professor Masterson hatte ihre Kamera verwahrt, als sie von den Russen gekidnappt worden waren. Nach der geglückten Flucht aus dem Gefängnis in Prypjat hatte er sie ihr zurückgegeben.
Auf dem Bildschirm scrollten die Fotos, die auf den Rechner übertragen wurden.
Im Vorbeigehen erhaschte sie einen Blick auf den Omphalos, der in der Mitte des Chakras stand. Trotz ihrer Sorgen frohlockte ihr Herz noch immer bei dem Gedanken, dass dieser Stein das Original aus Delphi war. Seit zwei Jahrzehnten wussten die Historiker, dass der kleinere Stein im Museum eine Kopie war. Das Schicksal des Originals hatte im Dunkeln gelegen. Einige Gelehrte hatten vermutet, ein Prophezeiungskult habe die Zerstörung des Tempels überlebt und den Omphalos entwendet, um ihn in seinem eigenen geheimen Tempel unterzubringen.
Elizabeth trat vor den Laptop. Sie betrachtete den Omphalos. Das war der Beweis. Als ihr plötzlich eine Erkenntnis kam, ließ sie sich auf den Stuhl sinken. Ihr war wieder eingefallen, dass an der Innenseite der Museumskopie eine Zeile Sanskritzeichen eingeritzt war.
Es handelte sich um ein altes Gebet, das an Sarasvati gerichtet war. Vielleicht hatte man die Kopie des Omphalos als eine Art Wegweiser zurückgelassen. Sie scrollte durch die Fotos und stieß auf eine Aufnahme des Wandmosaiks, das ein Kind und eine junge Frau darstellte, die sich unter dem Omphalos mit dem Sanskrit-Gedicht vor einem römischen Soldaten versteckten. Die Übersetzung lautete: Möge die Göttin Sarasvati, die keinen Anfang, kein Ende und keine Grenzen hat, sie beschützen. Das Gebet konnte sich durchaus auf das letzte Orakel beziehen, eine Anrufung der Göttin, um ihre Nachfolgerinnen zu schützen. Sarasvati hatte zuletzt in einem heiligen Fluss Zuflucht gesucht. Viele Religionswissenschaftler glaubten, damit sei der Indus gemeint, an dessen Ufern sich die aus ihrer Heimat vertriebenen Griechen niedergelassen hatten.
Elizabeth vermutete, dass die geheime Botschaft deshalb angebracht worden war, damit jemand ihr folgte. So wie sie und ihr Vater.
Sie scrollte zu dem Foto des originalen Omphalos zurück. Sie hatte mehrere Aufnahmen gemacht, auch von der dreisprachigen Inschrift auf Harappa, Sanskrit und Griechisch, die vor der Falle warnte. Sie klickte das Foto an.
Es gab noch eine weitere dreisprachige Inschrift an der Tempelwand. Unmittelbar unter dem Jüngling mit den flammenden Augen. Auch dieses Foto ließ sie anzeigen. Die Harappa-Inschrift war unversehrt, doch vom Griechischen und dem Sanskrit-Text war die Hälfte unleserlich. Nur wenige Worte waren noch zu erkennen.
Sie las den Text laut vor, so weit sie kam. »Die Welt wird brennen …«
Die Zeile ließ sie an die Katastrophe denken, die Gray mit seinen Leuten abzuwenden suchte. Schaudernd betrachtete sie den Jüngling, der inmitten von Flammen und Rauch aus dem Omphalos aufstieg. Wie lautet der Rest der Botschaft? Die einzige intakte Zeile war in der bislang nicht entzifferten Harappasprache gehalten. Das Ganze war ein Worträtsel und stellte eine große Herausforderung dar. Es sei denn …
Elizabeth fuhr zusammen und beugte sich weiter vor. Ihre Sorgen waren einstweilen vergessen. Ihr Blick wanderte zwischen den beiden Fotos auf dem Monitor hin und her. Allmählich begriff sie, was sie da vor sich sah. Es handelte sich um eine Übersetzung der Harappazeichen in die Sprachen Griechisch und Sanskrit. Eine Übersetzung . Ihr Atem beschleunigte sich. Was sie da vor sich hatte, war ein digitaler Stein von Rosette, der Schlüssel zum Verständnis einer untergegangenen Sprache.
Sie konzentrierte sich wieder auf die unvollständige Schriftzeile unter dem Feuerjüngling, betrachtete sie eingehend, verglich sie und zog auch die Fotos von der Wandschrift zurate. Nach einer Weile fielen ihr Entsprechungen auf.
Würde es ihr gelingen, den Text zu übersetzen?
Da sie spürte, wie wichtig die Inschrift war, machte sie sich an die Arbeit.
12:45
GENERALMAJORIN SAWINA MARTOWA musterte ihren Gegner. Sie fixierte den Amerikaner auf dem Monitor. Er verharrte in der Lichtinsel der Tunnelleuchte. Sie hob das Mikrofon an die Lippen.
»Gehen Sie sofort zum Tor!«, befahl sie barsch.
Der Mann zuckte zusammen, also hatte er sie
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