Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
wohl gehört. Die Lautsprecher in der Nähe des Tores funktionierten tadellos.
»Generalmajorin«, sagte der Techniker. »Ein dringender Anruf von der Raketenbasis in Archangelsk für Sie.«
Sawina straffte sich und setzte das Headset auf. Einer ihrer Kontaktleute hielt sich auf der Raketenbasis auf. »Hier Martowa.«
»Generalmajorin, aus der Ukraine liegen beunruhigende Meldungen vor. Der Abgeordnete Nikolas Solokow ist anscheinend tot.«
Sawina sog scharf die Luft ein. Ansonsten ließ sie sich nichts anmerken. Ihr Kontaktmann war nicht darüber informiert, dass Nicolas ihr Sohn war, sondern wusste nur, dass er ihre Pläne unterstützt hatte und ihr bei der Umsetzung behilflich gewesen war.
Der Mann fuhr fort: »Es sind Gerüchte hinsichtlich des Ablaufs der Ereignisse in Umlauf. Manche behaupten, er sei von Terroristen getötet worden, andere Stimmen meinen, er habe selber seine Hand im Spiel gehabt. Sicher ist nur, dass er tot ist. Die Videokameras im Innern des Containers zeigen seinen Leichnam und den seiner Assistentin. Er wurde in den Kopf geschossen. Die Strahlung ist noch zu stark, um ihn zu bergen, doch es wurden bereits entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Einen genauen Zeitpunkt kann ich allerdings …«
Der Mann brabbelte unentwegt weiter, doch Sawina hörte nicht mehr zu. Tränen traten ihr in die Augen. Sie legte den Kopf in den Nacken, damit sie nicht abflossen. Als der Mann geendet hatte, bedankte sie sich für den Anruf und legte auf.
Sie wandte sich halb zu dem Techniker und dem Elektroingenieur um.
Nicolas war tot.
Ihr einziger Sohn.
Vielleicht hatte sie es ja schon geahnt gehabt. Die vergangene Stunde über hatte sie einen Anflug von Verzweiflung nicht abzuschütteln vermocht. Ihr Atem ging schwerer als zuvor. Nicolas …
»Generalmajorin?«, fragte der Ingenieur leise.
Seine mitfühlende Art machte sie nur ärgerlich. Sie wandte sich wieder dem Monitor zu. Der Amerikaner hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Die Enttäuschung ließ ihren Zorn auflodern, als wäre er ein leicht entzündliches Öl. Der Amerikaner hatte den ganzen Tag lang gegen sie gearbeitet, und noch immer bot er ihr die Stirn.
Das musste ein Ende haben.
Die Hitze der Wut ließ die Tränen verdunsten.
Ihr Sohn mochte tot sein, doch sie hatte noch ein anderes Kind geboren, den Traum, der sich aus der nuklearen Asche erheben würde. Familienbande waren nicht die einzige Möglichkeit, ein Vermächtnis zu hinterlassen. Es würde vielleicht länger dauern, doch sie würde es vollbringen. Die Welt hatte ihr ihren Sohn geraubt. Sie aber hatte die Macht, sich zu rächen.
Die Schärfe ihrer Stimme ließ den Ingenieur einen Schritt zurückweichen. »Es reicht!« Sie zeigte auf die beiden Monitore zur Linken. Darauf war das Zentrum der Operation Saturn abgebildet. Auf dem einen Monitor sah man den Schacht mit den Sprengladungen, auf dem anderen die in den Boden eingelassene Irisblende. »Operation Saturn starten! Auf mein Kommando!«
Der Ingenieur und der Techniker nahmen an den Kontrollbildtischen Platz. Sie tippten hektisch Befehle ein.
Sawina fixierte den Mann auf dem Bildschirm. Wenn er Pjotr nicht zu ihr bringen wollte, würde sie ihm eben Feuer unter dem Hintern machen. Eine Rückzugsmöglichkeit gab es nicht, eine Flucht war ausgeschlossen.
»Alle Werte im grünen Bereich«, meldete der Ingenieur schneidig. »Wir erwarten Ihren Befehl.«
»Jetzt!«
Sie holte tief Luft und beobachtete die beiden Monitore. Der eine wurde auf einmal weiß. Eine gedämpfte Explosion war zu hören. Gesteinsbrocken stürzten an der Kamera vorbei, gefolgt von einer Schlammflut, welche die Sicht verdeckte. Auf dem anderen Bildschirm öffnete sich die Irisblende, auf die mit großer Wucht ein Schwall aus Schlamm und Erdreich niederklatschte. Im nächsten Moment ergoss sich von oben ein mächtiger Strahl schwarzes Wasser. Obwohl sie die Operation mit einer aus Hoffnung und Rachedurst geborenen Wut eingeleitet hatte, vermochte sie eine dunkle Ader in ihrer stählernen Entschlossenheit nicht zu leugnen. Während sie zuschaute, wie das Wasser in die Tiefe schoss, wusste sie, dass sie sich an der Welt für den ihr zugefügten Verlust rächen würde.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Amerikaner zu.
Einmal geweckt, suchte ihr Rachedurst ein neues Ziel.
Sie war noch nicht fertig.
Monk rappelte sich mühsam hoch. Der Lärm der Explosion dröhnte ihm noch in den Ohren. In dem abgeschlossenen Tunnel hatte ihn die Druckwelle
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