Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
so heftig getroffen, als habe ihm ein Riese auf die Ohren geklatscht. Er hatte sich schützend über Pjotr geworfen.
Mit brummendem Schädel half er dem Jungen auf die Beine. Ein tiefes Grollen kam aus dem dunklen Tunnel, das sich anhörte wie das Knurren eines gewaltigen Drachen. Monk aber wusste genau, was er da hörte.
Das Rauschen von Wasser.
Von Tonnen von Wasser.
Außerdem wusste er, was die Explosion und der unterirdische Wasserfall bedeuteten. Er hatte versagt. Die Operation Saturn hatte begonnen. Eine giftige Brühe ergoss sich ins Innere der Erde.
Der Lautsprecher am Tor knackte.
»Lassen Sie die Waffen fallen!«, sagte die Frau. In ihrem Tonfall mischte sich Feuer mit Eis, kalte Entschlossenheit mit flammendem Zorn. »Bringen Sie den Jungen zum Tor. Ich empfehle Ihnen, sich zu beeilen. Der Strahlungspegel steigt rasch an. Ihnen bleiben weniger als fünf Minuten, dann hat Ihr Körper eine tödliche Dosis absorbiert.«
Monk hatte keine Wahl. Er streifte die Gewehre ab und ließ sie fallen. Pjotr ergriff den Ärmel seines verstümmelten Arms.
Sie rannten die letzten hundert Meter, während die Strahlung im Tunnel immer weiter anstieg. Vor ihnen teilte sich langsam das Tor. Dahinter kamen fünf Soldaten mit angelegten Gewehren zum Vorschein.
Das Empfangskomitee.
Pjotr drängte ihn, schneller zu laufen, als wüsste er mehr als Monk.
Bei jedem Schritt ging von Monks verwundetem Bein ein stechender Schmerz aus. Er bekam kaum mehr Luft. Sein Atem ging rasselnd. Er blickte auf seine Hüfte hinunter. Das Dosimeter klatschte bei jedem Schritt gegen seinen Leib. Monk konnte es deutlich erkennen. Es war tiefrot und wurde zusehends dunkler.
Ungeachtet der Schmerzen rannte er schneller.
Als Monk und Pjotr sich dem Ausgang näherten, ertönte aus der Höhle von Tscheljabinsk-88 ein dröhnender Donnerschlag. Monk geriet ins Stolpern, doch Pjotr zog ihn weiter.
Die Wachposten drehten sich erschrocken um. Einer ließ sich flach auf den Boden fallen. Am Tor angelangt, sprang
der Junge über den liegenden Soldaten hinweg. Mit der freien Hand entriss er einem anderen Soldaten die Pistole. Dann drehte er sich um und drückte Monk die Waffe in die Hand.
Monk schwenkte den Arm und feuerte aus nächster Entfernung, wobei ihm eine Fertigkeit zugutekam, die aus seinem Gedächtnis ausgelöscht worden war.
Er leerte das Magazin und schaltete alle fünf Soldaten aus.
Monk warf die Pistole beiseite. Pjotr stürzte vor und packte eine andere Waffe. Er reichte sie Monk, fasste ihn wieder beim Ärmel, und schon ging es weiter.
In der ganzen Höhle erfolgten Explosionen. Menschen schrien, und aus mehreren unbewohnten Gebäuden drang Qualm hervor. Im Laufen sah Monk eine kreischende Granate mit Raketenantrieb vorbeisausen. Sie schlug in einem der Wohnblocks ein. Betonbrocken und Glassplitter flogen umher und trafen die Soldaten auf der Straße.
Der Stützpunkt wurde angegriffen.
Aber von wem?
GRAY STEUERTE DEN Laster die Betonrampe hinunter und durchbrach das Tor. Während des Flugs hatte er Berichte über die unterirdischen Städte gelesen. Die Sowjets hatten Orchester und Musikgruppen hergeschafft, die in Amphitheatern für die Arbeiter gespielt hatten. Gleichwohl war er überrascht von der Größe der Anlage.
Und von dem Chaos in der gewaltigen Höhle.
Sechs Laster hatten den Angriff eingeleitet.
Um sie weichzukochen , hatte Luca gemeint.
Gray hatte keine Einwände gehabt. Das war Lucas Armee, nicht seine.
Er verfolgte nur ein einziges Ziel.
Gray steuerte den Laster durch einen Vorhang aus Rauch. Raketen schlugen in ein fünfstöckiges Wohngebäude ein, das
teilweise einstürzte. Luca hockte auf der Ladefläche und zielte mit einem Raketenwerfer. Zwei Laster flankierten den Wagen. Den einen steuerte Kowalski, den anderen Rosauro.
Als sie die Tunnelmündung passiert hatten, blockierten die Zigeuner den Zugang mit zwei mit Baumstämmen beladenen Sattelschleppern. Zwei Dutzend Männer bezogen an der Barrikade Stellung und verhinderten, dass jemand aus der Höhle flüchtete.
Gray war beeindruckt von der Angriffsstrategie der Zigeuner.
Auf der Herfahrt vom Flughafen hatten die Fahrzeuge den Eindruck erweckt, es handele sich um ganz gewöhnliche landwirtschaftliche Transporte, die auf befestigten und unbefestigten Straßen im Gebirge unterwegs waren. Auf das vereinbarte Signal hin hatten sich die friedlich wirkenden Gefährte in eine waffenstrotzende Armada verwandelt. Aus den Heuwagen schauten auf einmal
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