Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
ein Waschbrett.
»Ich denke, wenn man beschossen, gekidnappt und verstrahlt wurde und noch dazu die Welt gerettet hat, kann man mit Fug und Recht von einem ersten Date sprechen.«
Kowalski stolperte neben ihr her, während er sich bemühte, ihr auch geistig zu folgen. »Dann gehen Sie also mit mir aus?«
Elizabeth nickte. »Wenn Sie die Zigarren mitbringen.«
Kowalski grinste. »Ich hab noch eine ganze Schachtel da - von - oh, Mist!« Er blieb stehen und blickte auf seine Schuhe hinunter. Mit dem linken Fuß war er in einen Pferdeapfel getreten. »Das sind nagelneue Chukkas!«
Elizabeth hakte sich bei ihm ein und zog ihn mit sich fort. »Das tritt sich ab.«
»Aber Sie verstehen mich nicht! Das Leder wurde von Hand poliert …«
Sie verschwanden im Gewimmel.
Gray schüttelte den Kopf. »Kowalski hat ein Date. Ich glaube, in der Hölle ist es gerade ein bisschen kälter geworden.«
Painter und Gray wandten sich zum Smithsonian Castle. Auf sie beide wartete eine Menge Arbeit. In der Kommandozentrale von Sigma ging es noch immer drunter und drüber, sowohl im übertragenen wie im wörtlichen Sinn. Bei dem Überfall hatten sie ein paar wichtige Leute verloren, und eine Etage war nach dem Feuersturm komplett gesperrt. Die Instandsetzungsarbeiten und die Überprüfung der Infrastruktur waren in vollem Gange.
Die politische Lage war noch viel heikler. Es war ihnen gelungen, den Neurologen Dr. James Chen festzunehmen, einen der Jasons, die mit Mapplethorpe und McBride unter einer Decke gesteckt hatten. Beim Verhör hatte er mitgeholfen, die korrupten Jasons aus der Masse der anständigen Wissenschaftler auszusortieren, die für das Verteidigungsministerium arbeiteten. Mapplethorpe hingegen stand auf einem anderen Blatt. Er mischte bei allen Geheimdiensten Washingtons mit. Es war noch immer unklar, ob er auf eigene Faust gehandelt oder von Angehörigen des Washingtoner Establishments Rückendeckung gehabt hatte. Infolgedessen igelten sich die Geheimdienste in einer Wagenburg ein, schützten sich selbst und zeigten mit dem Finger auf ihre Konkurrenten.
Auch auf Sigma.
Die Geier kreisten, doch Painter konnte auf die Unterstützung des Präsidenten zählen. Es würde eine Menge Arbeit erfordern, doch über kurz oder lang würden sie die Situation bereinigen. Painter sollte sich morgen mit Sean McKnights
Nachfolger treffen, dem neuen Interimsleiter der DARPA. Der Präsident hatte den Posten zunächst Painter angeboten, doch der hatte abgelehnt. Sigma brauchte Kontinuität. Sie war die gemeinsame Erfindung von Archibald Polk und Sean McKnight, und Painter durfte sie nicht im Stich lassen.
Painter blickte Gray an. »Ich nehme an, Sie werden morgen den ganzen Tag im Krankenhaus sein.«
Gray nickte. »Ich möchte Kat Gesellschaft leisten.«
Monk Kokkalis’ Operation war für sechs Uhr morgens angesetzt. Die NMR-Untersuchung hatte gezeigt, was man Monk in dem russischen Labor angetan hatte, doch es war nach wie vor ungewiss, ob die Schäden sich würden beheben lassen. Die Russen hatten einen Mikrochip mit Monks basolateraler Amygdala verbunden. Die Neurologen glaubten, der Chip habe eine temporäre Amnesie ausgelöst und aufrechterhalten. Die gleiche Wirkung konnte man auch mit Chemikalien erzielen. Der Betablocker Propranolol beispielsweise löschte besonders traumatische Erinnerungen. Die Russen hatten bei Monk das biotechnologische Äquivalent ausprobiert.
Vor der Operation hatte Monk sich einer Reihe von Strahlenbehandlungen unterziehen müssen. In der Zwischenzeit hatten die Neurologen weitere Untersuchungen durchgeführt, konnten aber auch jetzt noch nicht sagen, ob er sein Gedächtnis jemals wieder zurückerhalten würde - zumal sich bei der Tomografie noch ein weiterer Befund ergeben hatte. Um den Chip einsetzen zu können, hatte man Monk einen kleinen Teil der Großhirnrinde entfernt.
Gray hatte auf die Neuigkeit mit Entsetzen reagiert. Erst die Hand, jetzt ein Teil des Gehirns , hatte er gesagt. Man könnte fast meinen, Monk würde langsam zerschnippelt.
»Gibt es irgendwelche Anzeichen dafür, dass Monk Kat inzwischen wiedererkennt?«, fragte Painter.
Gray schüttelte den Kopf. »Die Ärzte haben dafür gesorgt, dass er sie kaum zu sehen bekam. Solange der Chip nicht entfernt ist, wollen sie vermeiden, dass sein Gedächtnis weite - rem Stress ausgesetzt wird. Die emotionale Verbindung zu Kat hätte möglicherweise mehr Schaden als Nutzen angerichtet.«
»Aber sie hat ihn doch besucht.«
Gray nickte.
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