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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Tunnel kletterte. Die Gestalt wog achtzig Pfund, war so gebeugt, dass sie keinen Meter maß, und stützte sich beim Laufen mit den Fingerknöcheln ab. Ihr Körper war mit Ausnahme des Gesichts, der Hände
und Füße mit weichem Fell bedeckt. Rund ums Gesicht war das Fell silbergrau.
    Konstantin behauptete, die Schimpansin sei über sechzig Jahre alt.
    An der unteren Luke hatten sich die Kinder und die Äffin herzlich begrüßt. Trotz des Gellens der Sirene und der Schreckhaftigkeit der hyperempfindlichen Kinder hatte die Schimpansin den Arm um jedes Kind gelegt und es mit mütterlicher Zuneigung an sich gedrückt.
    Monk musste zugeben, dass ihre Anwesenheit die Kinder beruhigte.
    Das galt auch jetzt, da sie zwischen ihnen herschlurfte und leise Laute von sich gab.
    Pjotr, der Jüngste, bekam die meiste Zuwendung ab. Beide verständigten sich auf seltsame Weise. Es handelte sich nicht um Zeichen-, sondern eher um Körpersprache: behutsame Berührungen, Gesten, tiefe Blicke. Es hatte den Anschein, als bezöge der vom Aufstieg erschöpfte Junge von der alten Äffin Kraft.
    Konstantin näherte sich der Luke. Er reichte Monk eine kleine Plastikspange und zeigte ihm, wie er sie am Overall befestigen sollte.
    »Was ist das?«, fragte Monk.
    Konstantin wies mit dem Kinn zur Luke. »Zur Überwachung der Strahlendosis.«
    Monk starrte auf die Luke. Strahlung? Was befand sich hinter der Tür? Die Luke hatte sich warm angefühlt. Im Geiste malte er sich eine verwüstete Landschaft aus, voller Trümmer und Schlacke.
    Als alle bereit waren, riss Konstantin ruckartig den Hebel herunter. Die Luke öffnete sich knarrend.
    Blendend helles Licht strömte in den Gang. Es war, als blickten sie in die Glut eines Brennofens. Monk schlug den
Arm vor die Augen. Er brauchte zwei Atemzüge, um zu erkennen, dass er in die aufgehende Sonne blickte. Zusammen mit den Kindern stolperte er ins Freie.
    Die Landschaft war nicht verschlackt, wie er gefürchtet hatte.
    Ganz im Gegenteil.
    Der Gang mündete auf einen dicht bewaldeten Hang, bestanden mit Birken und Erlen. Das Laub vieler Bäume war herbstlich verfärbt. An der einen Seite plätscherte ein Bach über moosbewachsene Steine. In der Ferne erstreckten sich niedrige Berge, gesprenkelt mit kleinen Seen, die wie Silbertropfen funkelten.
    Aus der Hölle waren sie ins Paradies gelangt.
    Aber die Hölle war noch nicht mit ihnen fertig.
    Aus dem Tunnel drang ein seltsam jaulender Schrei hervor. Das gleiche Geheul war auch aus dem ummauerten Gebäudekomplex neben dem Krankenhaus gekommen.
    Aus der Menagerie.
    Ein zweiter und ein dritter Schrei antworteten dem ersten.
    Konstantin brauchte ihn nicht extra zum Weitergehen zu drängen.
    Monk wusste, was er da hörte - nicht weil er sich daran erinnerte, sondern aufgrund jenes Wissens, das in dem uralten Teil seines Gehirns verborgen war, in dem der Raubtier- und der Beuteinstinkt noch immer lebendig waren.
    Ein weiterer Schrei hallte durch den Tunnel.
    Lauter und näher diesmal.
    Sie wurden gejagt.

7

6. September, 4:55 Washington, D.C.
    EIN GROSSES GEHEIMNIS in einem kleinen Körper.
    Painter beobachtete das Mädchen durchs Fenster. Endlich war sie eingeschlafen. Kat Bryant hielt an ihrem Bett Wache, auf dem Schoß eine Ausgabe von Dr. Seuss’ Grüne Spiegeleier mit Schinken . Sie hatte dem Mädchen so lange vorgelesen, bis es sich dank der Beruhigungsmittel so weit entspannt hatte, dass es eingeschlafen war.
    Das Mädchen hatte seit seiner Ankunft um Mitternacht kein Wort gesagt. Ihre Augen huschten umher und registrierten, was um sie herum vorging. Ansonsten zeigte sie kaum eine Reaktion. Meistens schaukelte sie mit dem Oberkörper und versteifte sich, wenn jemand sie anfasste. Sie hatten sie dazu gebracht, etwas Saft zu trinken und zwei Schokokekse zu essen. Außerdem hatten sie einige Untersuchungen durchgeführt: Blutanalyse, Beurteilung des Gesamtzustands und sogar eine Ganzkörper-Kernspintomografie. Sie hatte noch immer leichtes Fieber, doch es war nicht mehr so hoch wie zu Anfang.
    Bei der Untersuchung hatte man auch den im Oberarm implantierten Mikrosender entdeckt. Um den Chip zu entfernen,
wäre ein chirurgischer Eingriff notwendig gewesen, deshalb hatte man sich entschlossen, ihn vorerst an Ort und Stelle zu belassen. Außerdem wurde das Signal hier im Bunker abgeschirmt. Draußen konnte man es nicht auffangen.
    Kat erhob sich. Sie war lässig gekleidet, ihrkastanienbraunes Haar kontrastierte mit dem weißen Baumwollhemd, das sie über der

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