Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
praktisch veranlagt.
Das Telefon auf dem Nachttisch klingelte. Jelena ging hinüber, nahm ab und reichte ihm den Hörer an.
»Generalmajorin Sawina Martowa«, sagte sie förmlich, inzwischen wieder vollständig erkaltet. »Sie möchte den Herrn Abgeordneten sprechen.«
Mit einem Seufzer nahm er den Hörer entgegen. Wieder einmal hatte sie genau den richtigen Moment abgepasst. Offenbar hatte sie von dem gescheiterten Attentatsversuch erfahren. Bestimmt wunderte sie sich, weshalb er sich noch nicht bei ihr gemeldet hatte, und wollte einen ausführlichen Bericht haben. Der Zeitplan für die nächsten Tage würde für sie beide immer enger werden, bis zur feierlichen Versiegelung des Reaktors von Tschernobyl. Es konnte nichts mehr schiefgehen.
Nicolas veränderte die Haltung, um das wunde Gesäß zu entlasten.
Die Anruferin ergriff das Wort, noch ehe er sich gemeldet hatte. »Nicolas, wir haben ein Problem.«
Er seufzte. »Was gibt es, Mutter?«
22:50 Washington, D.C.
GRAY TRUG DAS Mädchen über den vorderen Hof. Die frische Septembernacht wirkte umso kühler, als der Körper des Kindes glühte. Beim Zeichnen war das Fieber gestiegen. Als Gray ihr die Holzkohle abgenommen hatte, war sie zusammengebrochen. Sie war bei Bewusstsein, doch ihr Blick ging ins Leere, und ihre Gliedmaßen fühlten sich eigentümlich steif und hölzern an, so als trüge er eine lebensgroße Puppe. Ihr wächserner Teint verstärkte den Eindruck noch.
Gray berührte ihr Gesicht, streifte über die zarten Augenwimpern.
Was hatte man dem Kind angetan?
Sie mussten das Mädchen in Sicherheit bringen.
Gray blieb stehen und musterte den Himmel. Ein schwarzer Militärhubschrauber flog dicht über die Straße hinweg. Ein zweiter verharrte in etwas größerer Höhe am Ende des Straßenblocks. Ein dritter kreiste über dem hinter ihnen liegenden Park.
Die Hubschrauber nahmen eine Dreieckspeilung vor.
In der Einfahrt stand immer noch die Limousine. Luca und seine Männer hatten drei gleichartige SUVs von Ford auf der Straße geparkt. Der Zigeuneranführer hatte seine Männer bereits um sich versammelt. Mit barscher Stimme erteilte er Befehle und zeigte in verschiedene Richtungen. Offenbar wies er sie an, sich aufzuteilen. Zwei Männer rannten über die Straße und verschwanden zwischen zwei Häusern. Ein Hund begann zu bellen.
Weiter vorn marschierte Kowalski mit Elizabeth auf den Lincoln Town Car in der Einfahrt zu. Sie hielt sich das Handy ans Ohr.
Painter wandte sich zu einem kleinen Wagen, der am Bordstein
stand, einem Toyota Yaris, der einem der Wachposten gehörte. Nachdem Lucas Männer ihn freigelassen hatten, hatte er sich gleich ans Steuer gesetzt.
Painter öffnete die Hintertür und streckte die Arme zu Gray aus. Gray reichte ihm das Kind an.
»Sie ist glühend heiß«, sagte Gray.
Painter nickte. »Sobald sie in Sicherheit ist, lassen wir sie untersuchen. Ich habe bereits Kat und Lisa gebeten, die Zentrale zu informieren.«
Dr. Lisa Cummings war eine erfahrene Ärztin mit einem Doktortitel in Physiologie. Außerdem war sie mit dem Direktor befreundet. Captain Kat Bryant war die Geheimdienstexpertin von Sigma und zuständig für die Koordination. Die beiden würden den Einsatz überwachen.
»Zunächst aber«, sagte Painter, der sich mit dem Kind auf dem Rücksitz niederließ und zum Himmel spähte, »müssen wir den Kordon durchbrechen.«
Einer der Ford SUVs schoss ohne Beleuchtung auf die Straße; der andere wendete scharf und raste in die entgegengesetzte Richtung, vorbei an Painters Toyota.
»Hoffen wir, dass es funktioniert«, meinte Gray.
Painter hatte sich von Luca eins der Cobra-Geräte geben lassen, mit denen sie das Mädchen auf der National Mall ausfindig gemacht hatten. Wie der Direktor gehofft hatte, handelte es sich tatsächlich um Funkgeräte, mit denen man auch senden konnte. Er hatte Luca gezeigt, wie man das Gerät von Empfang auf Sendung umstellte. Luca hatte seine Männer angewiesen, das Gleiche zu tun. Jetzt zerstreuten sie sich in alle Himmelsrichtungen und sendeten auf der Frequenz des Mädchens. Die Verfolger mussten einem Dutzend verschiedener Spuren folgen, deren Signal vermutlich stärker war als das des implantierten Mikrosenders. Painter wollte sich die allgemeine Verwirrung zunutze machen, um das Mädchen in den
unterirdischen Bunker der Sigma-Zentrale zu schaffen. Die dicken Mauern dort würden das Funksignal nicht durchlassen.
Gray wandte sich in die andere Richtung. Kowalski brachte den Motor
Weitere Kostenlose Bücher