Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
braunen Freizeithose trug. Man hatte sie von zu Hause in die Kommandozentrale bestellt, damit sie den Einsatz koordinierte, doch da Grays Team noch in der Luft war, wollte sie sich hier ein wenig nützlich machen. Kat hatte selbst eine kleine Tochter, und deshalb hatte sie das Buch von Dr. Seuss mitgebracht. Das Kind war zwar teilnahmslos geblieben, hatte anscheinend aber doch ein wenig Vertrauen zu Kat gefasst. Die Schaukelbewegung war langsamer geworden.
Es freute Painter, dass Kat Bryant wieder arbeitete. Nach dem Tod ihres Mannes Monk hatte sie sich wochenlang hängen lassen. Jetzt war sie vom Schock anscheinend wieder genesen und blickte nach vorn.
Kat kam aus dem Zimmer, schloss leise hinter sich die Tür und trat neben Painter. Um einen Konferenztisch herum standen Stühle mit hoher Lehne.
»Sie schläft.« Kat ließ sich seufzend auf einen Stuhl sinken.
»Vielleicht sollten Sie ebenfalls ein bisschen schlafen. Gray wird erst in ein paar Stunden in Indien landen.«
Die Tür zum Gang öffnete sich. Beide wandten sich um und sahen Lisa Cummings und den Pathologen Malcolm Jennings eintreten. Beide trugen weiße Laborkittel und blaue OP-Kleidung und waren in eine angeregte, aber halblaute Unterhaltung vertieft. Lisa hatte die Hände in die Taschen des Kittels geschoben und ihn um die Schultern gestrafft, ein Zeichen tiefer
Konzentration. Das lange blonde Haar hatte sie sich zu einem Zopf geflochten. Beide hatten die vergangene Stunde im Tomografie-Raum verbracht und waren die Untersuchungsergebnisse durchgegangen.
Ihrem hitzigen, aufgeregten Geplauder nach zu schließen - das gespickt war mit für Painter unverständlichen medizinischen Fachausdrücken -, hatten sie zwar schon Schlussfolgerungen gezogen, aber noch keine Übereinstimmung erzielt.
»Neuromodulation in diesem Ausmaß, ohne Einbeziehung der Gliazellen?«, sagte Lisa und schüttelte den Kopf. »Die Stimulation des Nucleus basalis macht natürlich Sinn.«
»Tatsächlich?«, sagte Painter und lenkte damit ihre Aufmerksamkeit auf sich.
Jetzt erst nahm Lisa Painter und Kat wahr. Ihre Schultern entspannten sich, und sie zog die Hände aus den Taschen. Mit einem leichten Lächeln erwiderte sie seinen Blick. Als sie an ihm vorbeiging und sich setzte, ließ sie die Hand über Painters Schulter gleiten.
Malcolm nahm auf dem letzten freien Stuhl Platz. »Wie geht es dem Kind?«
»Im Moment schläft es«, antwortete Kat.
»Also, was gibt es Neues?«, fragte Painter.
»Wir bewegen uns in einem neuen und zugleich altbekannten Umfeld«, antwortete Malcolm geheimnisvoll. Er setzte eine schwach blau getönte Brille auf, die speziell für die Arbeit am Computer geeignet war. Er rückte sie zurecht und klappte einen Laptop auf, den er bis jetzt unter den Arm geklemmt hatte. »Wir haben die tomografischen Aufnahmen und das Ergebnis meiner Untersuchung des Affenschädels verglichen. Die Funktionsweise der Implantate ist ähnlich, doch das des Kindes ist technisch aufwendiger.«
»Was sind das für Geräte?«, fragte Kat.
»Im Wesentlichen handelt es sich um TMS-Generatoren«, antwortete Malcolm.
»Transkranielle Magnetstimulation«, erklärte Lisa, was wenig aufschlussreich war.
Painter wechselte einen fragenden Blick mit Kat. »Wie wär’s, wenn Sie am Anfang anfangen würden?«, schlug er vor. »Und in allgemein verständlichen Worten.«
Malcolm tippte sich mit dem Kugelschreiber an die Schläfe. »Dann fangen wir hier an. Mit dem menschlichen Gehirn. Es enthält etwa dreißig Milliarden Neuronen. Jedes Neuron kommuniziert mit den Nachbarzellen mittels Synapsen. Das macht ungefähr eine Billiarde synaptische Verbindungen. Dem entspricht eine sehr große Zahl neuronaler Schaltkreise. Und mit groß meine ich eine Größenordnung von einer Eins gefolgt von zehn Millionen Nullen.«
»Zehn Millionen Nullen?«, wiederholte Painter.
Malcolm musterte ihn über die Brille hinweg. »Um Ihnen einen ungefähren Eindruck zu vermitteln: Die Gesamtzahl der Atome im ganzen Universum entspricht lediglich einer Eins gefolgt von achtzig Nullen.«
Painter zeigte sich beeindruckt, und Malcolm nickte zufrieden. »Unser Schädel beinhaltet also eine gewaltige Rechenpower, die wir erst ansatzweise verstehen. Wir kratzen gerade mal an der Oberfläche.« Er zeigte zum Beobachtungsfenster. »Irgendwo da draußen hat jemand bereits viel tiefer geschürft.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Kat, der die Sorge um das Kind ins Gesicht geschrieben stand.
»Mit unserem
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