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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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über unsere Geschichte Bescheid. Als unsere Stämme nach Europa kamen, glaubte man, wir kämen aus Ägypten.« Er rieb sich mit dem Handrücken übers schweißglänzende Gesicht. »Und zwar wegen unserer dunklen Haut
und unserer schwarzen Augen. Deshalb nannte man uns aigyptoi . Auch andere Bezeichnungen sind vom Wort Ägypter abgeleitet. Bis vor Kurzem waren sich sogar unsere eigenen Clans unsicher über unsere Herkunft. Die Linguisten haben jedoch herausgefunden, dass die Roma-Sprache im Sanskrit ihre Wurzeln hat.«
    »Die Sprache des alten Indien«, meinte Gray überrascht. Allmählich dämmerte es ihm.
    »Wir stammen aus Indien. Amaro baro them nennen wir das Heimatland unserer Vorfahren. Es liegt in Nordindien, im Punjab, um genau zu sein.«
    »Aber weshalb sind Ihre Leute ausgewandert?«, fragte Elizabeth. »Soviel ich weiß, ist es Ihrem Volk in Europa nicht besonders gut ergangen.«
    »Nicht gut? Man hat uns verfolgt, gejagt, getötet.« Sein Tonfall wurde schärfer. »Die Nazis haben uns gezwungen, das schwarze Dreieck zu tragen, und uns zu Hunderttausenden abgeschlachtet. Bengesko niamso! « Dieser Fluch galt offenbar den Nazis.
    Elizabeth wandte verlegen den Blick ab.
    Luca schüttelte den Kopf und fasste sich wieder. »Über unsere frühe Vergangenheit ist nicht viel bekannt. Nicht einmal die Historiker sind sich sicher, weshalb unsere Clans aus Indien ausgewandert sind. Aus alten Aufzeichnungen wissen wir nur, dass die Roma-Clans im Laufe des zehnten Jahrhunderts aus Indien geflohen sind und über Persien ins Byzantinische Reich gelangten. In dieser Zeit herrschte im Nordwesten Indiens Krieg. Außerdem gab es ein strenges Kastensystem, und wir galten als Unberührbare . Dazu zählten Diebe, Musiker, ehrlose Krieger, aber auch Magier , deren Fähigkeiten von den vorherrschenden Religionen als Ketzerei angesehen wurden.«
    »Damit waren die Chovihanis gemeint«, sagte Gray.
    Luca nickte. »Unser Leben war bedroht und wurde immer
unerträglicher. Deshalb schlossen sich die Kastenlosen zu Clans zusammen, ließen Indien hinter sich und wanderten auf der Suche nach einem besseren Auskommen gen Westen.« Er schnaubte verbittert. »Wir suchen immer noch.«
    »Kommen wir zu Dr. Polk zurück«, wechselte Gray das Thema. »Haben Sie mit dem Professor zusammengearbeitet? Haben Sie ihm die gewünschten DNA-Proben überlassen?«
    »Ja. Wir haben mit Blut bezahlt, als Gegenleistung für seine Unterstützung.«
    Gray musterte den Mann aufmerksam. »Unterstützung wobei?«
    Lucas Stimme gewann wieder an Schärfe. »Wir wollen etwas wiederhaben, was man uns auf brutalste Weise gestohlen hat. Das Herz unseres Volkes. Wir …«
    Plötzlich sackte das Flugzeug ab. Gläser und auch Kowalski stiegen in die Luft. Mit einem verdutzten Ausruf wickelte er sich aus der Decke. Gray, der angeschnallt war, spürte, wie sich ihm der Magen hob. Sie verloren rasch an Höhe.
    Der Pilot meldete sich über Bordlautsprecher. »Tut mir leid, Leute. Wir kommen in Turbulenzen.«
    Das ganze Flugzeug bebte.
    »Bitte schnallen Sie sich an«, fuhr der Pilot fort. »Wir landen in einer Stunde. Commander Pierce, für Sie liegt ein Anruf von Direktor Crowe vor. Ich stelle das Gespräch durch.«
    Mit einer Handbewegung forderte Gray die anderen auf, sich anzuschnallen. Kowalski hatte die Sitzlehne hochgeklappt und zog bereits den Gurt stramm.
    Gray schwenkte seinen Sitz herum, nahm den Hörer aus der Halterung und hielt ihn sich ans Ohr.
    »Hier Commander Pierce.«
    »Gray, ich möchte Sie kurz darüber ins Bild setzen, was Lisa und Malcolm über das Implantat im Affenschädel herausgefunden haben.«

    Während Gray den Ausführungen des Direktors lauschte, die um Mikroelektroden und autistische Savants kreisten, sah er aus dem Fenster. Der Jet raste mit kreischenden Triebwerken gen Osten. Er beobachtete, wie die Sonne unterging, und dachte an das kleine Gesicht des Mädchens, ihre Zerbrechlichkeit, ihre Unschuld.
    Wenigstens befand sie sich in Sicherheit.
    Eine Frage aber nagte an ihm.
    Gab es dort draußen noch mehr Kinder wie sie?

12:22 Südural
    MONK TRUG PJOTR auf den Armen und rannte am Flussufer entlang. Der Junge klammerte sich an ihm fest. Seine Augen waren noch glasig, sein Gesicht feucht von Schweiß und Tränen. Kiska lief vorneweg und folgte Marta, die weite Sätze machte und sich mit den Vorderarmen abstützte. Konstantin hielt sich an Monks Seite.
    »Woher wissen wir, dass Pjotr sich nicht getäuscht hat?«, keuchte Monk. »Tiger?

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