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Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Titel: Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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leichte Erschütterung lief durch die Kammer. Der Mechanismus war uralt. Als Gray ihn aktiviert hatte, war das jahrhundertealte Gleichgewicht erschüttert worden. Rachel stellte sich die Trümmer des Turms vor, die auf ihnen lasteten. Wenn sie Pech hatten, würden die Steinmassen sie unter sich begraben.
    Eine weitere Erschütterung pflanzte sich durch den gekippten Boden fort. Die Bibel des heiligen Malachias fiel aus dem Sarkophag. Sie stürzte in die Grube und wurde von einem der Dornen durchbohrt.
    Wallace stöhnte auf, doch im Moment hatten sie andere Sorgen.
    Aufgrund der Erschütterung löste sich Seichans Griff. Sie sackte ein Stück weit ab, lautlos, als hätte sie damit gerechnet und hielte es für verdient. Mit einer Hand ließ Rachel los, mit der anderen hielt sie Seichans Jacke fest.
    Mit einer Verrenkung der Schulter stoppte sie Seichans Fall. Allerdings wurde sie von deren Gewicht allmählich über den Rand des Sarkophags gezogen. Sie stürzte nur deshalb nicht in die tödliche Grube, weil Wallace ihre Fesseln umklammert hielt.
    Rachels Oberkörper hing nach unten, Hüfte und Beine lagen auf dem Sarkophag, von Wallace festgehalten. Sie bekam kaum noch Luft. Seichan baumelte unter ihr. Ihre Angst zeigte sich nur darin, dass sie sich den Jackenkragen mit beiden Händen an den Hals drückte.
    Am liebsten hätte Rachel sie losgelassen, doch die Frau war ihr einziger Rettungsanker.
    Abermals erbebte der Boden. Ein Teil der Höhlendecke brach ein. Eine große Felsplatte stürzte herab und zerschellte auf den Dornen.

    Rachel schloss die Augen und sandte ein Stoßgebet gen Himmel.
    Beantwortet wurde es von völlig unerwarteter Seite.
    »Was soll der Scheiß?«
    Der Ausruf kam von der anderen Seite des gekippten Bodens, aus dem Gang, der zu Lord Newboroughs Krypta hochführte.
    Es war Kowalski. Entweder war ihm draußen langweilig geworden, oder er hatte den Krach gehört, als die Fallgrube sich geöffnet hatte.
    »Hilfe!«, schrie Rachel, doch da ihr Oberkörper überdehnt war und ihr Bauch unter Druck stand, kam nur ein Krächzen heraus.
    »Hallo!«, rief Kowalski. Offenbar hatte er sie nicht gehört.
    »Kowalski!«, rief Gray.
    »Pierce? Wo sind Sie? Ich seh hier nur eine Grube und eine kahle Wand. Wie sind Sie auf die andere Seite gekommen?«
    Von seiner Position im Tunnel aus sah Kowalski im Moment die Unterseite des Kammerbodens vor sich – und die Grube.
    »Gehen Sie zurück und legen Sie den Hebel um!«
    »Was soll ich heben?«, fragte Kowalski verwirrt.
    »Den Hebel! Am Tunneleingang!«
    »Okay, verstanden! Halten Sie durch!«
    Rachel sah auf Seichan nieder, dann blickte sie Gray an. Durchhalten . Leichter gesagt als getan.
    »Beeilung! «, rief Gray. Er war wieder ins Rutschen geraten.
    Kowalskis Antwort fiel leiser aus als zuvor. »Hören Sie auf, mich zu triezen!«
    Rachel klammerte sich mit aller Kraft fest. Sie schloss die Augen und dachte an den Hebel, der aus dem Boden ragte. Der war ihr auf den ersten Blick aufgefallen. Die Vermutung lag nahe, dass man die Fallgrube damit wieder schließen konnte. Der Mechanismus war zweifellos dazu gedacht, fremde Eindringlinge
zu töten, die zufällig den Weg nach hier unten fanden, doch es musste auch eine Möglichkeit geben, den Ausgangszustand wiederherzustellen. Sonst hätten die Erbauer der Fallgrube keinen Zugang zum Schlüssel mehr gehabt. Und der Rückstellmechanismus musste von außen zu bedienen sein.
    Ob der Hebel tatsächlich den Rückstellmechanismus betätigte, musste sich erst noch erweisen.
    Sie konnte nur hoffen, dass Grays Gefühl nicht trog.
    Im nächsten Moment wurden ihre Zweifel beseitigt. Das Knirschen eines Getriebes ließ den ganzen Raum erbeben. Der Boden geriet abermals in Bewegung – jedoch in die falsche Richtung. Er drehte sich zur Decke. Rachel wagte nicht einmal zu schreien, als sie über die steinerne Unterlage rutschte. Der Raum würde sich auf den Kopf stellen.
    Dann rastete etwas ein. Mit einem Ruck, der ihr durch Mark und Bein ging, kam der Boden zum Stillstand. Dann geriet die Bodenplatte mit einem noch lauteren Knirschen erneut in Bewegung. Diesmal senkte sie sich langsam ab und schwenkte in die Ausgangslage zurück.
    Rachel klammerte sich verzweifelt fest und betete lautlos.
    Sie beobachtete, wie der Bodenrand unter Grays Füßen nach oben wanderte und ihn hochdrückte. Sie wälzte sich auf die Seite des Sarkophags und dann auf den Boden, der sich wieder hob. Schließlich lagen alle flach und schnappten nach Luft.

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