Signal: Roman (German Edition)
immer wieder entwischt sind. Sie können gern daran teilhaben, wenn Sie das wünschen.« Sein verschlagenes Grinsen kehrte zurück. »Oder einfach nur zusehen.«
»Ich verzichte auf beides.« Krugers Abscheu war offensichtlich. »Ich werde hinterher Ihren offiziellen Bericht lesen.«
Molé zuckte gleichgültig mit den Achseln. »Es könnte einige Tage dauern. Zumindest habe ich das so vor.«
»Wie Sie meinen.« Krugers Abneigung schien noch zu wachsen, als er sich zum Gehen wandte.
Während sich Molé wieder zu den Gefangenen umdrehte und Kruger auf die Tür zueilte, stürzte die fette Frau ein Stück vor. Zum ersten Mal sprach sie so laut, dass jeder sie hören konnte. Die Worte, die sie sagte, klangen formell und seltsam gestelzt. Weder Whispr noch Ingrid konnten ihren Akzent einordnen.
»Wir werden von jetzt an die Befragung übernehmen«, verkündete die Frau.
Ihr Begleiter stand bereits neben ihr. Auf die geringere Entfernung konnte Ingrid erkennen, dass keiner der beiden schneller zu atmen schien. Sie war überrascht, dass sie keine Anzeichen für eine beschleunigte Atmung erkennen konnte. Molé, der neben dem gigantischen Paar wie ein Zwerg wirkte, protestierte energisch.
»Wie bitte? Ich habe viele frustrierende Wochen damit verbracht, diese beiden Diebe über zwei Kontinente zu verfolgen und dabei ständig meine Konstitution und einmal sogar mein Leben riskiert. Häufig wurde ich allein durch die Aussicht angetrieben, dass ich diese Angelegenheit letzten Endes persönlich regeln kann.«
Der fette Mann richtete seine riesigen dunklen Augen auf Molé. Sie waren viel zu groß, um natürlich zu sein, daher vermutete Ingrid, dass es sich dabei um ein kostspieliges Meld handelte. Das seltsame Glänzen der Hornhaut irritierte sie.
»Ihre individuellen Sorgen und Anliegen interessieren uns nicht, Mr Molé. Sie wurden engagiert, weil Sie ein Profi sind, und hatten einen Job zu erledigen. Sie sind nicht gescheitert, aber Sie hatten auch nicht gerade Erfolg. Die betreffenden Personen und der gestohlene Gegenstand befinden sich hier, wurden jedoch nicht von Ihnen, sondern von Sicherheitschef Kruger gefangen genommen und geborgen. Dennoch verlieren wir nicht aus den Augen, dass Sie alles, was von Ihnen verlangt wurde, getan haben, daher werden Sie dementsprechend entlohnt werden. Doch dieses Verhör ist jetzt abgeschlossen. Wir werden alles Weitere übernehmen.«
Auch wenn Ingrid der Meinung war, dass die Ankündigung des dicken Mannes nichts Gutes verheißen konnte, war sie doch unglaublich erleichtert, dass die weitere Befragung nicht von Napun Molé durchgeführt werden sollte.
Wie ein Hund, der gezwungen wurde, dabei zuzusehen, wie ihm sein Lieblingsknochen von seinem Herrchen weggenommen wurde, blieb der alte Mann beharrlich.
»Wenn Sie sich von ihnen Antworten erhoffen, dann finden Sie keinen Besseren als mich, um diese zu beschaffen. Ich habe die Erfahrung und den Wunsch, sie aus ihnen rauszubekommen. Ich flehe Sie an: Überlassen Sie sie meiner Obhut.«
»Ich befürchte«, erklärte die gewaltige Frau aus den Tiefen ihres Körpers, »dass die Methoden, die Sie anwenden wollen, mehr als nur die Extraktion von Informationen beinhalten. Die Entscheidung ist endgültig.«
Molé stand da und zitterte vor Enttäuschung. Nach allem, was er durchgemacht hatte, nach all den Beleidigungen seiner Talente und seiner Erfahrung sollte ihm jetzt auch noch diese kleine Kompensation vorenthalten werden.
»Was können Sie von diesen beiden denn schon wollen? Sie sind überaus gewöhnlich. Was können sie Ihnen schon bringen?«
Der große Mann schien sogar noch weiter anzuschwellen. »Wenn sie wirklich eine kompetente Ärztin ist, dann kann sie sich möglicherweise nützlich machen. Gefügige Ärzte können wir immer gut gebrauchen. Sie wird nicht angetastet.«
Kruger war amüsiert, als sich die Tür des Verhörzimmers hinter ihm schloss. Napun Molé mochte der höchstangesehenste Jäger und Fährtenleser im Dienst der Firma sein, aber er war auch ein arroganter alter Sack. Es war ihm eine große Freude gewesen, mit anzusehen, wie ihm die beiden leitenden Unantastbaren seine erwartete Beute vor der Nase wegschnappten. Das sollte ihm eine Lehre sein. Arschloch , dachte er und bog um die nächste Ecke.
Ebenso wie der abgekanzelte Molé fragte sich auch Kruger,warum die Unantastbaren beschlossen hatten, Ingrid Seastrom zu verschonen. Warum konnten sie »gefügige Ärzte immer gut gebrauchen«? Eigentlich ging es ihn
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