Signal: Roman (German Edition)
Liebkosung. Dann lächelte der Blonde sie an, legte ihr einen Arm um den Kopf, zog sie an sich heran und küsste sie. Doch sie zog sich zurück und grinste erst ihn und dann seinen ebenso ansehnlichen und erwartungsvollen Begleiter an.
»Wollt ihr ein Stückchen Zucker, Pferdejungs?«
Molé, der noch immer am Tisch saß und plötzlich ignoriert wurde, sprach nun etwas lauter. »Ich habe Ihnen gerade verdammt viel Geld für ein Wort bezahlt, und das möchte ich jetzt auch hören.«
Der dunkelhaarige Pferdemann, der mehr als hundert Kilo auf die Waage bringen musste, schnaubte den alten Mann an. »Ich gebe Ihnen ein Wort, Ikhela , und das müssen Sie noch nicht mal bezahlen.« Danach sprach er noch zwei Silben aus.
Das frischgebackene Trio mit seinen Tentakeln, Schweifen und Mähnen lachte laut. Molé rückte mit seinem Stuhl schnell nach hinten, stand auf und sprach den dunkelhaarigen Pferdemann ruhig an.
»Ich würde behaupten, dass Ihr Schwanz weitaus größer istals Ihr Verstand.« Dann sah er Lindiwe an. »Das Wort. Und wenn das in der Tat alles ist, was Sie haben, dann muss ich darauf bestehen, dass Sie mir einen Teil der Summe, die ich Ihnen eben überwiesen habe, zurückerstatten.«
Erstaunt öffnete sie den Mund. Was dieser kleine Alte sich doch erdreistete! »Wollen Sie mich bedrohen, alter Mann?« Sie sah zuerst den Blonden und dann seinen Begleiter an. »Ist das zu glauben? Dieser alte Pisser will sein Geld zurück.«
Der dunkle Meld ließ sie in den Armen seines Stallgenossen zurück und kam zum Tisch. Selbst wenn er noch seine richtigen Füße und keine Hufe gehabt hätte, wäre er deutlich größer als Molé gewesen.
»Zeit zu verschwinden, Gogo . Auf Sie wartet hier nichts als noch mehr Worte. Wenn Sie diese Frau noch länger belästigen, werden es wütende Worte sein, und wenn Sie Pech haben, gibt’s auch noch einen auf den Deckel.«
Molés Antwort klang müde. »Ich wollte nicht, dass es so kompliziert wird.«
Er sprang. Genauer gesagt machte er einen gewaltigen Satz.
Man musste den beiden Pferde-Melds zugutehalten, dass sie clever reagierten. Als Profi war Lindiwe sogar noch schneller. In einer konventionellen Schlägerei hätte das ausgereicht. Die anderen Besucher des Klubs, die trotz der desorientierenden Beleuchtung und der Lautstärke auf die Auseinandersetzung aufmerksam geworden waren, gingen verständlicherweise davon aus, dass es sich um einen ungleichen Kampf handeln würde: ein unscheinbarer kleiner alter Mann gegen drei deutlich jüngere und größere Melds. Mitfühlende Zuschauer hätten ihm gern geraten, dass es sehr viel einfachere und weniger schmerzhafte Wege gäbe, Selbstmord zu begehen, denn genau das schien er offenbar vorzuhaben.
Nur wenige von ihnen standen nahe genug, um das chromatische Aufblitzen von Stahl zu sehen, das aus den Händen und Ellenbogen des alten Mannes schoss. Zwar konnten die erschrockenen Zuschauer nicht erkennen, warum sich auf einmal so viel Blut explosionsartig in der Ecke des großen Raums ausbreitete, doch das Resultat war offenkundig.
Als Molé seinen Sprung beendet hatte und hinter dem Blonden gelandet war, ging der Pferde-Meld zu Boden, als hätte man seine Knochen in Säure aufgelöst. Da sowohl seine Oberschenkelarterie als auch die Drosselvene durchtrennt worden waren, wäre es selbst hochmodernen medizinischen Notfallprozeduren schwergefallen, ihn noch zu retten – doch die waren hier ohnehin nicht verfügbar. Molé ging effizient wie immer vor und vergeudete keine Zeit damit, sein Werk zu bewundern. Angeberisches Geschwafel und heldenhafte Martial-Arts-Posen eigneten sich für melodramatische Auftritte, aber nicht fürs richtige Leben. Er griff den zweiten großen Mann an, bevor die Leiche seines ersten Opfers, aus der das Blut spritzte, überhaupt auf dem Boden landete.
Der erschrockene dunkelhaarige Meld besaß eine Körperrüstung aus dichtem, manipuliertem Knochen und parierte die zustoßenden Hände seines deutlich kleineren Angreifers. Doch so konnte ihm Molé noch besser mit den Füßen zusetzen. Der alte Mann mit dem erstarrten Gesicht stieß sich mit dem rechten Fuß ab und nutzte seine manipulierten Muskeln voll aus, um mit seinem linken Fuß zuzutreten. Eine geschwungene Rasierklinge, die genauso breit war wie sein Fuß, schnellte aus der vorderen Schuhkante hervor. Angetrieben von den natürlichen wie auch den manipulierten Muskeln, trieb sich diese Waffe direkt unter dem Bauchnabel des Pferde-Melds so tief in
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