Signal: Roman (German Edition)
geht.«
Sie sagte es ihm. Er runzelte die Stirn.
»Sind Sie sicher?«
»Das ist alles, was ich … gesehen habe. Und wie gesagt, es stand sogar mehrfach da. So oft, dass ich es trotz der Umstände nicht mehr vergessen habe.«
Er nickte. »Sehr schön. Ich glaube Ihnen. Ich muss außerdem wissen, für wen Sie arbeiten. Wer hat Sie, Ihre verstorbene Freundin und die inkompetente Frau namens Chenowich angeheuert?«
Sie konnte ihre Augen wieder bewegen und sah ihn an. »Das war nicht … Teil unserer Abmachung.«
Er erhob sich langsam. »Wir können gern neu verhandeln … Wenn Sie glauben, so viel Zeit zu haben.«
»Nein, nein.« Sie riss die Augen auf. »Es war die Yeoh-Triade!«
Erneut nickte er. »Unangenehme Leute. Sehr hartnäckig, kaum Skrupel. Jetzt, da ich von ihrem Interesse weiß, muss ich mich mit dem finalen Abschluss meines Vorhabens wohl etwas beeilen.« Zum ersten Mal, seitdem er vor ihrem Tisch aufgetaucht war, schenkte er ihr ein aufrichtiges Lächeln. »Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Innerlich zitternd, starrte sie zu ihm hinauf. Ihre Brust tat langsam weh, als würde etwas sehr Schweres auf ihrem Brustbein liegen. Trotz der Lähmung fühlte es sich an, als würde man ihr Nadeln in den unteren Teil des Halses stechen. Nadeln mit Beinen, die langsam nach oben krochen. »Das Gegenmittel!«
Er richtete sich auf. »Tut mir schrecklich leid, aber ich scheine es nicht bei mir zu haben. In meinem Beruf hat mannicht oft Verwendung für ein Gegenmittel. In den Augen meiner Auftraggeber bin ich das Gegenmittel, verstehen Sie? Für törichte Menschen wie Sie, die sich in Dinge einmischen, die sie nichts angehen.«
Er machte einen Schritt über ihren reglosen Körper und ging langsam auf den Eingang und die immer näher kommenden Lods zu. Sie schrie ihm etwas hinterher, während ihre Tentakel und die blutenden amputierten Enden wie verblichene Anakondas auf dem Boden lagen.
»Sie … haben es versprochen. Sie …!«
Er drehte sich um und warf der hilflosen Gestalt, die teilweise Krake, aber zum Großteil noch Frau war, einen Blick zu. »Keine Sorge. Das Gift breitet sich noch immer in Ihrem Körper aus. Es wird nicht wehtun, wenn es Ihr Herz erreicht. Es sei denn, es beginnt zuerst in Ihrer Lunge zu wirken. Dann wird es sehr schmerzhaft.« Er wandte sich ab und ignorierte ihre zunehmend verrückter klingenden Flüche und Schreie.
Endlich konnte er sich entspannen. Nachdem ihm seine Beute erst in Florida und dann im Sanbona-Reservat entwischt war, musste er sich nun nicht länger anstrengen, um die diebische Ärztin und ihren erbärmlichen Meld-Gefährten aufzuspüren. Denn er wusste, wohin sie wollten. Mit einem einzigen Wort hatte es ihm die Überlebende der Yeoh-Triade (auf die diese Bezeichnung noch einige Augenblicke lang zutreffen würde) verraten.
»Namib«, hatte sie gesagt.
So überraschend und unerwartet es auch gekommen war, so reichte dieses eine Wort doch aus, um ihm seine Aufgabe drastisch zu erleichtern. Jetzt konnte er sich Zeit lassen.
Was sie vorhatten, war natürlich unmöglich, aber wenn er eines über seine Ziele gelernt hatte, dann, dass ihre Entschlossenheit ihrem gesunden Menschenverstand deutlich überlegen war. Das war bewundernswert, aber gleichzeitig auch kontraproduktiv. Er würde entsprechend reagieren.
Die Namib-Wüste. Er schüttelte den Kopf. Die Welt war voller Verrückter. Das wusste er, weil er im Verlauf seiner Karriere schon mehr als genug von ihnen getroffen hatte. Ungeachtet ihrer vorangegangenen Begegnungen mussten Dr. Ingrid Seastrom und der Mann, der sich Whispr nannte, wohl das seltsamste und gleichzeitig entschlossenste Pärchen sein, mit dem er es je zu tun bekommen hatte. Und all das nur wegen eines kleinen Speicherfadens, den seine Arbeitgeber unbedingt zurückhaben wollten.
Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was darauf wohl gespeichert war. Dann ließ er seine Neugier los wie ein kleiner Junge, der seinen Drachen dem Wind freigibt. Jemand mit seinen besonderen Fähigkeiten hatte tagtäglich schon genug Ärger am Hals, da musste er die Sache nicht noch schlimmer machen, indem er sich über Dinge den Kopf zerbrach, die ihn gar nichts angingen.
Als ihm der Weg versperrt wurde, blieb er stehen.
Die beiden Rausschmeißer-Lods standen nun direkt vor ihm. Sie waren beide riesig, und ihre Augen verschwanden beinahe im Fleisch ihrer aufgeblähten Gesichter, sodass sie wie Murmeln wirkten, die in Pudding versanken. Selbst ihre Wangen
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