Signal: Roman (German Edition)
der Forschungsabteilung fertig sind, sollten Sie lieber zurück in Ihr Quartier gehen und Ihren Ausweis holen, sonst bekommen Sie noch Ärger, Doktor …«
»MacGregor«, antwortete Ingrid, ohne zu zögern.
»Doktor MacGregor. Schönen Tag noch.« Sie lehnte sich zur Seite und sah zu Whispr, der hinter Ingrid stand. »Ihnen auch, Sir.« Dann ging sie an ihnen vorbei und setzte ihren Weg fort.
Die Technikerin hatte in einen Korridor gedeutet, als sie die Forschungsabteilung erwähnt hatte, und somit unabsichtlich Ingrid und Whispr die Suche erspart. Mit neuer Energie brachen sie in diese Richtung auf. Ingrid ging ein wenig gebeugt und legte ihren Arztkittel ein wenig in Falten, damit ihr fehlender Sicherheitsausweis nicht so offensichtlich war. Aufgrundihrer Körper-Melds war sie zwar noch lange nicht unauffällig, aber sie gab sich die größte Mühe, so zu wirken.
»Jetzt wissen wir endlich, wo wir hinmüssen.« Whispr ging neben ihr her und sprach sehr leise. »Doch rein kommen wir deshalb noch lange nicht.«
Ingrid, die wieder zuversichtlicher war, lächelte ihn an. »Wir lassen die Sache einfach auf uns zukommen. Ein Bluff nach dem anderen.«
»Okay. Du hast das eben gut hinbekommen. Richtig gut sogar. Hast du schon mal überlegt, dir deinen Lebensunterhalt auf andere Weise zu verdienen und Partner eines Straßengauners zu werden?«
»Etwa von dir?«
In gespielter Panik riss er die Hände in die Luft. »Oh nein, niemals! Du bist viel zu gut für mich!« In mehr als einer Hinsicht , fügte er innerlich hinzu.
Damit war ihre entspannende Neckerei auch schon wieder vorüber, und sie gingen schweigend nebeneinanderher auf eine Tür zu. Sie sah genauso aus wie zahlreiche andere Türen, an denen sie auf dem langen Weg vom Fahrstuhl vorbeigekommen waren. Whispr bemerkte allerdings, dass die unauffällige graue Oberflächenbeschichtung aus einem Komposit bestand, wie es auch vom Militär benutzt wurde, und dass sie mit drei verstärkten, acht Zentimeter dicken Bolzen an der Wand befestigt war. Das war ganz und gar keine normale Tür.
Überdies saß ein quicklebendiger Wachmann hinter einem Schreibtisch an einer Seite des Gangs. Er trug die Uniform der Nerens-Sicherheitsabteilung sowie eine geholsterte Schusswaffe und sah unglaublich gelangweilt aus. Im Moment starrte er auf einen Boxbildschirm. Da keine weitere Projektion zu sehen war, musste man davon ausgehen, dass er sich etwas ansah, das nur für seine Augen bestimmt war. Bestimmt etwas Pornografisches, dachte Ingrid, als sie zusammen mit Whispr näher kam. Das war gut, denn dann wäre er abgelenkt.
Ihr Begleiter tippte ihr auf die Schulter, und sie sah sich um. Drei Männer in nahezu identischer Technikerkleidung, die sich angeregt miteinander unterhielten, kamen auf sie zu. Wie der Wachmann waren auch zwei von ihnen Naturals. Der dritte hatte einen rötlichen Bart und ein komplettes Labor-Meld, das sich bis auf seine Finger erstreckte, von denen die Hälfte durch fortschrittliche technische Werkzeuge ersetzt worden waren. Der Stoff über ihrem Herzen gab ein sanft leuchtendes Glühen ab. Ingrid nickte Whispr unmerklich zu, und sie wurden langsamer und taten so, als wären sie in eine Unterhaltung vertieft.
»Ich denke, du siehst das völlig falsch!«, verkündete der Jüngste der drei gerade lautstark. »Die verzahnte Suspension ist nicht der beste Weg, eine volatile Vermengung zu handhaben!«
»Ach ja?« Der Meld legte Widerspruch ein und wackelte mit den Fingern seiner rechten Hand. Die kostspieligen biogebundenen Instrumente glänzten im Licht der Leuchtstreifen, die an den Wänden und der Decke angebracht waren. »Und was würden Sie tun? Sie manuell manipulieren?«
»Das hängt von der Zusammensetzung ab.« Ingrid untermalte ihre unverlangte Einmischung mit einem strahlenden Lächeln und holte tief Luft. Drei Augenpaare sahen sie augenblicklich an, während die drei Männer sie umringten, als wäre sie eine Maid, die gleich von drei Freiern umworben wurde. Hätten die Techniker Schwänze besessen, dann hätten sie garantiert gewedelt. Keiner von ihnen schenkte Whispr auch nur die geringste Beachtung, der hinter dem Trio, das nun zum Quartett geworden war, hermarschierte.
»Wirklich?«, entgegnete der dritte Techniker. »Was würden Sie vorschlagen, Miss … äh, Doktor …?«
Während sie fröhlich vor sich hinimprovisierte, ohne etwas Relevantes von sich zu geben, beugte sich der Natural, der am weitesten vorn war, vor, damit der in
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