Signal: Roman (German Edition)
die Wand neben der Tür eingelassene Scanner seine Netzhaut scannen konnte. Gleichzeitig las ein zweiter völlig anderer Scanner die Informationen auf dem Leuchtpin des Mannes aus. Aus dem Inneren der Wand ertönte ein leises Summen, gefolgt von einem lauten Klicken. Erst als sich die Tür nach innen geöffnet hatte und der Techniker hindurchgegangen war, konnte Ingrid erkennen, wie dick und solide die Tür tatsächlich war. Flankiert von dem anderen Natural und dem Meld und noch immer redend, achtete sie darauf, dass sie genau zwischen den beiden blieb. Whispr gab sich derweil die größte Mühe, so dicht hinter ihnen zu bleiben, wie er nur konnte, ohne dabei auffällig zu wirken. Routinemäßig hielt der Meld sein Auge vor den Retinascanner und seinen Leuchtpin vor das tiefer angebrachte zweite Lesegerät. Die verborgenen Motoren summten leise, und die tresorartige Tür blieb auf. Dahinter war ein weiterer Gang zu erkennen. Ingrid machte einen Schritt nach vorn.
»Einen Moment bitte.«
Alle drehten sich um. Der Wachmann, den sie im Halbschlaf gewähnt hatten, stand jetzt vor ihnen. Er ignorierte die drei Techniker und konzentrierte sich nur auf die einzige Frau in ihrer Mitte.
»Name, Beruf und Grund Ihres Hierseins, bitte, Miss.«
»Susan MacGregor, Allgemeinmedizinerin. Ich bin hier, weil ich nach einem Patienten sehen will.« Sie schenkte dem Wachmann ein strahlendes Lächeln. »Er ist nicht ansteckend, fallsSie sich deswegen Sorgen machen sollten.« Bei diesen Worten drehte sie sich um und wollte schon durch die Tür gehen.
»Tut mir leid, aber ich muss Sie bitten, kurz hier zu warten.«
»Hören Sie mal«, erwiderte sie mit fester Stimme, »ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber ich habe zu arbeiten und lasse mich von Ihnen nicht aufhalten. Wir können dieses Problem später besprechen, wenn ich meinen Patienten untersucht habe und wieder rauskomme.«
Der Wachmann antwortete nicht. Im Gang entstand Unruhe, als das Geräusch fester Stiefel auf dem Boden immer lauter wurde. Ein halbes Dutzend bewaffneter Männer und Frauen, darunter zwei schwere Waffen-Melds, deren Gliedmaßen in großkalibrigen Automatikwaffen endeten, hasteten auf die verlockend offen stehende Tür zu. Entgeistert rückte zumindest einer der eben noch faszinierten Techniker so weit von Ingrid ab, wie es ihm der enge Gang ermöglichte. Seine Begleiter machten nur ein verdattertes Gesicht.
»Tut mir leid, Miss, aber da Sie keine Freigabe zu haben scheinen, muss ich Sie leider unter Arrest stellen.« Der Blick des Wachmanns wanderte zu ihrem Gefährten. »Und aus Sicherheitsgründen gilt das natürlich auch für Ihren Assistenten.«
Ingrid ließ daraufhin eine zornige Schimpftirade vom Stapel. »Ich hoffe, Sie sind Ihren Job wirklich so leid, wie es den Anschein hatte, als Sie hinter diesem Schreibtisch gesessen haben«, fauchte sie, »denn wenn Ihre Vorgesetzten davon hören, müssen Sie sich wegen der Langeweile keine Sorgen mehr machen! Diese Peinlichkeit wird nicht unerwähnt bleiben, wenn ich mich persönlich an das Firmenhauptquartier in Kapstadt wende!« Die bewaffneten und gepanzerten Mitglieder der schnellen Eingreiftruppe waren jetzt zum Stillstand gekommen und blockierten den Gang hinter ihr und Whispr.
Falls der Wachmann durch ihren Wutausbruch verunsichert war, so ließ er sich das nicht anmerken. »Das können Sie natürlich gern tun, Miss.« Dann wanderte sein Blick an ihr herunter. »Und wenn Sie schon mal dabei sind, können Sie vielleicht auch gleich erklären, warum eine Firmenärztin und ihr Assistent zwar mit frisch gewaschener Kleidung, aber mit erstaunlich schmutzigen Wüstenstiefeln zur Arbeit erschienen sind …«
13
Es waren fünf Eindringlinge. Vielleicht hatten sie geglaubt, dass das ausreichen würde, um die Sicherheitsleute in Nerens lange genug zu überwältigen, damit sie das stehlen konnten, weswegen sie hergekommen waren, dachte Kruger, als er ihre mürrischen, trotzigen Gesichter studierte.
Zuerst der fremde Schweber und seine Crew, die von magifizierten Erdmännchen überfallen wurden. Jetzt das. Dieser Monat schien ungewöhnlich arbeitsreich zu werden. Ein anderer Mann hätte das zweifache Eindringen ins Sperrgebiet vielleicht als Abwechslung gesehen, doch nicht Kruger. Er mochte es, wenn alles ruhig und langweilig blieb.
Zwei Männer, zwei Frauen und ein Hermaphrodit. Alle Melds. Spezialisiert auf Töten, Infiltration, Zerstörung, unbefugtes Eindringen … und noch mehr Töten. Man
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