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Signal: Roman (German Edition)

Signal: Roman (German Edition)

Titel: Signal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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zurück.
    »Ich hatte einen guten Lehrer«, meinte sie dann.
    Der anscheinend endlose unterirdische Gang streckte sich weiter vor ihnen aus. Da kein Ende in Sicht war, hoffte sie, dass sie immer noch in Richtung Norden gingen. Hin und wieder begegneten sie einem Mann, einer Frau oder einem Meld und wurden mit einem Lächeln oder Winken bedacht. Während Whispr all diese Begrüßungen stoisch ignorierte, wuchs Ingrids Zuversicht jedes Mal, wenn sie den Gruß freundlich erwiderte.
    Vielleicht schaffen wir es ja doch, dachte sie. Angesichts der betriebsamen Anlage voller Menschen schien es gut möglich zu sein, dass sich jemand, der so weit ins Innere des Komplexes vorgedrungen war, nicht mehr ausweisen musste. Wie sie es zuvor vermutet hatten, war die äußere Sicherheit in Nerens so gründlich, dass man davon ausgehen konnte, dass jeder, der sich im Inneren aufhielt, auch dorthin gehörte.
    Als sie an einer Stelle, an der sich mehrere Gänge kreuzten, kurz stehen blieben, war sie schon so entspannt, dass ihr der neugierige Blick einer jungen Frau, die auf sie zukam, entging. Anfänglich hielt sie sie für eine Orientalin Mitte zwanzig, die Natural geblieben war. Erst als die Technikerin näher kam, erkannte Ingrid, dass jede einzelne Strähne des schulterlangen schwarzen Haars der Frau tatsächlich eine zum Greifen geeignete Manipulation darstellte. Dieses Meld ermöglichte es der Technikerin, neben ihren Händen auch die Hunderte langer, dünner Tentakel einzusetzen, die allein durch ihre Gedanken gesteuert wurden, wenn sie an einer Werkbank stand. Die Medusa-Melds mochten alleine schwach sein, doch geflochten konnte die Frau damit empfindliche wissenschaftliche Apparate präzise steuern.
    »Entschuldigen Sie, Miss, aber wo wollen Sie hin? Sie sind ziemlich weit von der Klinik entfernt.«
    Als Ingrid zögerte und zum ersten Mal seit Verlassen des Fahrstuhls nicht zu wissen schien, was sie sagen sollte, bewegte sich Whispr unauffällig auf die linke Seite der Frau. Wenn er hinter sie gelangen und seine Hände um ihren Hals legen konnte, bevor sie von seiner Absicht Wind bekam   …
    »Forschungsabteilung.« Endlich antwortete Ingrid auf die Frage. »Wir sind unterwegs, um einige geheime Forschungsprojekte durchzuführen.«
    Während sich Strähnen ihres Haars wie Fadenwürmer krümmten, runzelte die jüngere Frau die Stirn und deutete auf Ingrids linke Brust. Einen Augenblick lang befürchtete Ingrid schon, die Technikerin besäße eine Art bizarres Röntgen-Meld, das es ihr ermöglichte, die verborgene Kapsel und den darin enthaltenen Speicherfaden zu entdecken.
    »Ich sehe keine Sicherheitsfreigabe. Wo ist Ihr Sicherheitsleuchtpin?«
    Reflexartig fuhr Ingrids rechte Hand an ihre Brust. Einige Monate zuvor wäre sie in so einem Moment in Panik ausgebrochen, doch die Zeit und ihre Erfahrungen hatten sie gelehrt und härter gemacht.
    »Mist. Ich muss ihn in meinem Zimmer vergessen haben.«
    Das reichte nicht aus, um ihr Gegenüber zu besänftigen. »Jeder, der eine Forschungsfreigabe hat, muss seinen Sicherheitsleuchtpin jederzeit an seiner Arbeitskleidung tragen   … Doktor.«
    Guter Schachzug, dachte Ingrid und sagte: »Ich habe meine Kleidung gerade erst reinigen lassen. Sehen Sie nicht, dass sie direkt aus der Wäscherei kommt?«
    Die junge Technikerin beugte sich vor und musterte sie. Es ließ sich nicht leugnen, dass die Kleidung der älteren Frau frisch gewaschen aussah. Und dennoch   …
    Bevor die andere Frau noch etwas sagen wollte, fuhr Ingrid fort: »Ich brauche ihn auch gar nicht, weil ich die Forschungsabteilung überhaupt nicht betreten muss. Einer der Arbeiter erholt sich von einem Dyspepsie-Anfall, und da ich ohnehin in diese Richtung muss, habe ich ihm versprochen, vorbeizuschauen und nachzusehen, ob das Medikament, das ich ihm verschrieben habe, auch wirkt. Wir wollen uns außerhalb der Abteilung treffen. Aber Sie haben recht«, fügte sie mit entschuldigender Miene hinzu, »ich hätte meinen Leuchtpin an meiner frischen Kleidung anbringen sollen, als ich mich heute Morgen angezogen habe.«
    »Verstehe.« Zu Ingrids und Whisprs großer Erleichterung lächelte die Technikerin. »Ich würde auch die Hälfte der notwendigen Sicherheitsvorkehrungen vergessen, wenn ich sie mir nicht jeden Abend aufschreiben würde. Hier neigt man förmlich zu Tagträumen.« Dann tat sie etwas so völlig Unerwartetes, dass sich Whispr kaum noch zurückhalten konnte. Sie deutete auf den abzweigenden Gang. »Wenn Sie in

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