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Signale

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Titel: Signale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Welt oder auf die Titelseiten der Zeitungen. Nicht auf den abgelegenen Planeten eines gottverlassenen Sterns, wo die gesamte menschliche Bevölkerung sich an Fingern und Zehen abzählen ließ, und wo die nichtmenschlichen Bewohner kein Auge für die Schönheit der Säugetiere hatten.
    Um es beim Namen zu nennen: Redfern war, auf so überschwengliche Weise, verliebt.
     
    Unter dem falschen Bart eines Weihnachtsmanns fühlte er sich wie ein Narr, aber Miß Garney hatte darauf bestanden.
    »Gemäß meinen Kontakten mit den Fnits«, sagte sie mit einer Stimme wie lieblich läutende Glocken, »halten sie Sie für einen Warmblüter mit Sommersprossen. Sie werden niemals darauf kommen, Sie unter einem falschen Bart zu suchen, vor allem, nachdem wir Ihre Haare gefärbt haben.«
    Redfern war davon weniger überzeugt, aber wenn Miß Garney es so haben wollte, mußte es so gemacht werden. Nebenbei, es hieß natürlich, daß er mit ihr allein in die Stadt gehen durfte – allein, versteht sich, bis auf die Fnits, die jedoch als Rivalen wenig zählten.
    Sie nahmen den langen, serpentinengleichen Tunnel, der hinab in die Stadt der Fnits führte und von der Felsendecke herab mit fahlem, grünlichem Licht erhellt war, und bewegten sich unbehelligt unter den einherhastenden Fnits.
    Wenn man einen Fnit gesehen hat, kennt man sie alle: insektenbeinig, menschengroß, mit Köpfen wie verschrumpelte Schädel. Sie vermochten in gewissen Grenzen Englisch zu lernen – einige hatten es getan, als das erste Explorerschiff landete. Aber nur wenige waren interessiert, und kein Mensch hatte jemals die Sprache der Fnits zu erlernen vermocht. Es war Tatsache, daß die Fnits von den Menschen und anderen extrastellaren Besuchern kaum Notiz nahmen. Leben und leben lassen, das war ihr Motto – bis einer der ungebetenen Gäste die strengen und unsichtbaren Grenzen zu einem Tabu übertrat. Dann pflegten sie den zweiten Teil ihres Mottos auszustreichen und mit dem Reisigsammeln zu beginnen.
    Redfern öffnete bei der unangenehmen Erinnerung seinen Kragen. »Wir sollten jetzt Schluß machen«, flüsterte er Miß Garney zu.
    »Sie verstehen Sie nicht«, sagte sie ablenkend mit lieblicher, reizender Stimme. »Machen Sie sich keine Sorgen. Was sagten Sie, wo sich der Harem befindet?«
    Redfern sagte rebellisch: »Das ist Ihre Bezeichnung, nicht meine. Ich weiß bloß, daß er dem Chef gehört, den sie den Glühenden aller Fnits nennen, und daß sie mich schnappten, als ich dort eintrat.«
    »Es ist ein Harem«, sagte Miß Garney sonnig. »Glauben Sie mir – ich habe gute Kontakte.«
    »Wie sind Sie dazu gekommen?« erkundigte sich Redfern. »Der Himmel ist mein Zeuge, ich habe es ein Jahr lang versucht, und sie wollten mir nicht ein Glas Wasser reichen.«
    »Oh, das war das Werk von Sir Vivian.«
    »Sir Vivian?«
    »Generalmajor Sir Vivian Mowgli-Glick. Man sollte es nicht glauben, wenn man ihn ansieht, aber es ist gewiß ein Experte für Kontaktaufnahmen mit – nun, mit primitiven Eingeborenenrassen. Er lernte es in Indien.«
    Redfern starrte sie an. Er war in Indien gewesen – in Kampore, wo die Stahlwerke Tag und Nacht Flammen und Rauch ausstießen; in Madras, wo die großen TV-Studios Unterhaltungssendungen für die ganze Welt produzierten; an der bengalischen Küste, wo die Kasinos die reichen Tagediebe des ganzen Solarsystems anlockten.
    »In Indien?« fragte er.
    »Das ist schon lange her«, erklärte sie. »Der General ist älter, als er den Eindruck macht.«
    »So muß es wohl sein«, sagte Redfern. Das war eines der Ärgernisse im Leben in dieser Zeit, grollte Redfern innerlich. Sechs Monate in der Verjüngungsklinik, und ein Tattergreis kam so jungaussehend wieder heraus, wie er es wollte.
    Natürlich waren die Biochemiker vorsichtig genug, es einen »kosmetischen Eingriff« zu nennen, denn in Wirklichkeit verjüngten sie niemand. Sie erneuerten lediglich die Elastizität der Haut mit Hormoninjektionen, möbelten die brüchigen Knochenstrukturen durch Ionenaustausch auf, flickten die abgenutzten Organe und überholten die noch brauchbaren, spülten angesammelte Giftstoffe aus dem Gehirn und aus dem Nervensystem, verdichteten generell die neuronischen Gewebe und polierten die alten morschen Gelenke auf. Natürlich hinterließ das Alter seine Spuren. Ein Mann von zweihundert Jahren würde nie mehr jener sein, der er mit hundertfünfzig war, jedoch – es gab »kosmetische Eingriffe«!
    Es war, als hebe man den Rotorensatz eines alten

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