Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)
mehr als die Kinder der Kontrollgruppe verbessert. Darüber hinaus zeigte sich: Für dieses Ergebnis war es unerheblich, ob ein Kind in einer Klasse mit »überdurchschnittlichen« oder mit »unterdurchschnittlichen« Schülern saß. Wer als »vielversprechend« eingestuft worden war, machte auch im Klassenvergleich mehr Fortschritte – egal, in welchem Leistungskurs er saß.
(2) Der Pygmalion-Effekt gilt genauso für Heranwachsende und Erwachsene wie für Schüler. Und zwar auch dann, wenn es sich nicht um intellektuelle Lernziele handelt. Beispiel: In einem Ferienlager waren 14-jährige Jungen und Mädchen zusammengefaßt, um das Schwimmen zu lernen. Der einen Hälfte der Schwimmlehrer hatte man zugesteckt, daß in ihren Gruppen alle Schwimmtalente zusammengefaßt worden waren -und tatsächlich konnten diese Jugendlichen am Ende des zwei Wochen dauernden Kurses besser schwimmen als die anderen.
(3) Sogar beim Arbeiten mit Tieren läßt sich der Pygmalion-Effekt beobachten. ROSENTHAL studierte u. a. den Einfluß bestimmter Erwartungen auf das Verhalten von Ratten. Er tischte einem Seminar von zwölf Studenten folgende Geschichte auf: Es sei möglich, durch Weiterzucht von Ratten, denen man schnelles Orientieren im Labyrinth beigebracht hatte, intelligente Rattenstämme zu züchten. Um das zu demonstrieren, wurden jedem Studenten fünf Ratten zugeteilt. Diese Ratten sollten nun unter Anleitung des jeweiligen Studenten lernen, in den dunklen Arm eines T-förmigen Labyrinths zu laufen.
Sechs Studenten wurde erzählt, ihre Ratten seien bereits aus dem intelligenten, »labyrinth-geschulten« Stamm; den anderen wurde bedeutet, daß ihre Ratten normale, dumme Versuchstiere seien. In Wirklichkeit gab es natürlich keinen Unterschied zwischen den Tieren.
Die Leistungen der beiden Gruppen unterschieden sich dann in der Tat voneinander. Jene Ratten, die von ihren Studenten für intelligent gehalten wurden, verbesserten ihre Leistungen von Tag zu Tag. Sie rannten schneller und sicherer durch das Labyrinth als die »dummen« Tiere. Die angeblichen dummen Ratten schnitten schlecht ab. In 29% der Versuche weigerten sie sich schon beim Start, sich von der Stelle zu rühren. SolcheWiderspenstigkeit trat bei den »intelligenten« Ratten nur in 11% der Fälle auf.
Die Auswertung dieses Rattenversuches ergab im übrigen folgende interessante Einzelheiten: Jene Studenten, die glaubten, mit intelligenten Versuchstieren zu arbeiten, zeigten sich ihren Ratten mehr zugetan. Sie waren in Gegenwart der Tiere innerlich ruhiger als die Studenten mit den »dummen« Ratten. Sie gingen sachter mit ihnen um und waren von dem ganzen Versuch auch mehr angetan als jene Studenten, die annahmen, daß sie sich mit »dummen« Tieren abgeben mußten. Es zeigte sich seltsamerweise, daß die Studenten mit den »intelligenten« Ratten weniger mit ihren Tieren gesprochen, sie aber häufiger berührt hatten. Während die anderen Studenten ihre »dummen« Ratten kaum berührt, aber sie recht aggressiv beschimpft hatten, wenn sie ihre Aufgabe nicht lösten.
Als Quintessenz seiner Versuchsergebnisse entwarf Professor ROSENTHAL eine 4-Faktoren-Theorie, die besagt:
Personen, die eine positive Erwartung in ihre Kinder, Schüler, Klienten (oder wen auch immer) setzen,
– scheinen um diese Gruppe herum ein wärmeres sozio-emotionales Klima zu erzeugen;
– scheinen dieser Gruppe mehr Rückmeldung (Feedback) über ihren Leistungsstand zu geben;
– scheinen dieser Gruppe mehr Informationen (Input) zu geben und höhere Anforderungen an sie zu stellen;
– scheinen dieser Gruppe mehr Gelegenheit zu Frage und Antwort (Output) einzuräumen.
Als wichtige Ergebnisse aus ROSENTHALs Versuchen seien hier noch erwähnt:
(1) Lehrer, die glaubten, es mit einem guten Schüler zu tun zu haben, lächelten den Jungen eher an, machten zustimmende Kopfbewegungen, beugten sich zu ihm rüber und schauten ihm länger in die Augen (alles Symptome einer »positiven« Körpersprache!).
(2) Gute Schüler erhalten stets mehr Feedback – ganz gleich, ob ihre Antworten richtig oder falsch sind!
(3) Bei Schülern, von denen Lehrer mehr erwarten, fallen die Reaktionen - Lob wie Tadel! – stärker und eindeutiger aus.
(4) Begabte Kinder erhalten mehr Lob und weniger Tadel. Das heißt: Kritik sparen sich Lehrer für die »dummen« Schüler auf!
(5)Lehrer geben Schülern, von denen sie mehr erwarten, im wahrsten Sinne des Wortes mehr Unterricht.
(6) Lehrer spornen Schüler, von
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