Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Signale

Signale

Titel: Signale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
bis zu dem von Candace vereinbarten Termin noch fast eine Stunde Zeit verblieb, sah ich mich in Habers Büro um, welche Unterhaltsamkeiten es bot.
    Da war sein Schriftwechsel. Ich blätterte ihn durch und vergaß ihn; er enthielt keine wissenswerten Schät ze jener Sorte, die mich interessieren, er war nicht einmal für Klatschtanten geeignet. Da gab es die Bücher im Regal. Aber ich hatte keine Lust, die Staubschicht abzuwischen, die sogar von den Reinigungsgeräten nicht erfaßt worden war. Da waren seine private Bar, und eine Sammlung von Fotografien in der untersten Schublade seines Schreibtisches.
    Ziemlich lange blickte ich bloß gelangweilt vor mich hin und wartete, bis endlich einer der Techniker kam und berichtete, die von mir gewünschten Arrangements seien ausgeführt, und der 3-V-Bandeffekt-Monitor könne jetzt von dem Schreibtisch aus bedient werden; da fiel mir auf, daß ich jetzt einen vergnüglichen Weg hatte, die Zeit totzuschlagen.
    Haben Sie jemals mit den Möglichkeiten eines 3-V-Monitors gespielt, mit einer ganzen Bibliothek von Bandeffekt-Streifen zur Verfügung? Man ist wie Gott.
    Die Maschine spielt die gespeicherten Video-Bänder ab. Aber sie vermag auch Blickwinkel und Perspektive zu manipulieren oder zwei Bänder zu überschneiden … so daß man, wie ich es schon praktiziert hatte, eine Person, die man nicht leiden kann, in eine Verlegenheitssituation stellen und auf einen Montagebildschirm projizieren kann, und nur ein Studiotechniker vermag die Stellen zu finden, an denen das Muster seinen Zuschnitt verrät.
    Seit Kinder im Spiel jede denkbare Situation erschaffen und wie unter realen Verhältnissen sich verhalten, ist dies Prinzip eine einleuchtende Möglichkeit, die Propaganda der gröbsten Probleme zu entheben.
     
    Natürlich weiß jeder, daß so etwas möglich ist. So genügt der bloße Augenschein längst nicht mehr, um sich von etwas zu überzeugen, nicht einmal einem Wähler. Und die Gesetze sind in dieser Beziehung hart. Ich hat te daran gedacht, zum Beispiel Connick in ein schreckliches Bild zu projizieren. Aber es würde nicht gut ausgehen. Die Gegenseite besaß noch genug Zeit, den Hinweis auf Wahlschwindel zu verbreiten, und ein Betrug von solcher Bedeutung würde seinen eigenen unaufhaltsamen Weg in die Schlagzeilen machen. So verwandte ich die Maschine zu einem Zweck, der mich stärker interessierte. Ich benutzte sie als Spielzeug.
    Ich begann, indem ich die lunare Aristarchus-Basis als Hintergrund wählte und ein Korps Raumsoldaten in langen Mondschritten aufmarschieren ließ, und setzte einer der behelmten Figuren mein eigenes Gesicht ein, fuhr mit der imaginären Kamera vor und zurück und beobachtete R 3/c, Odin Gunnarsen, als Jungen von neunzehn Jahren, beängstigend unvernünftig, aber er tat seine Arbeit. Er war ein ganz netter Junge, dachte ich objektiv, und fragte mich, was später mit ihm schiefgegangen war. Ich löschte die Projektion und suchte nach neuen Vergnügungen. Im Speicher fand ich Candaces Bild, und ich erfreute mich für eine Wei le an ihr. Ihr offenes, freundliches Gesicht verlieh den fantastischen Körpern von einem halben Dutzend 3-V-Stripperinnen etwas Würde, aber ich stoppte die Kinderei.
    Ich suchte nach umfangreicheren Ausblicken. Ich breitete den ganzen Schimmer des Sternenhimmels über den Bildschirm der Maschine. Ich machte die Krümmung der Vorderpranke des Großen Bären aus und folgte ihrem Verlauf über den halben Himmel, bis ich den orangenen Arkturus lokalisiert hatte. Dann stürzte ich auf den Stern zu; während kleinere Sterne anwuchsen und prasselnd aus ihrer Bahn purzelten, erkannte ich seine sieben graugrünen Planeten und lokalisierte Nummer Fünf, den Planeten, der Knafti ausgebrütet hatte. Ich entriß dem Computerhirn der Maschine rekonstruierte Weltraum-Bombardements zu meinen Diensten, und ich sah Höllenbomben riesige Pilze verseuchten Wassers in den arkturischen Himmel schleudern, die Inselstädte von Flutwellen gepeitscht und im Tode verschlungen werden.
    Dann zerstörte ich den ganzen Planeten. Ich verwandelte Arkturus in eine Nova und beobachtete, wie die glühende Gasmasse der Sonne sich aufblähte und den Planeten erfaßte, die Meere zum Kochen brachte, die Städte unter Schlacken begrub … und bemerkte, daß ich schwitzte. Ich entnahm dem Spender einen neuen Drink und schaltete den Monitor ab. Und dann sah ich auch, daß das matte Blaulicht über der Tür intensiv glühte. Es war Zeit; meine Gäste waren

Weitere Kostenlose Bücher