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Signale

Signale

Titel: Signale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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besser aufgehoben war? Konnte dieser Ort nicht sogar eine Art Vivarium sein, das zu seinem Schutz unterhalten wurde – daß das Eindringen giftiger Gase und die Hitze im ersten Raum kein planmäßiger Anschlag auf seine Person gewesen waren, sondern ein Versagen der Schutzvorrichtungen, die ihn allein am Leben hielten?
    Er wußte es nicht und konnte es der Natur der Dinge nach auch nicht. Aber paradoxerweise weckte der Gedanke, daß eine Flucht die Gefahr steigern könnte, nur eine noch stärkere Begierde zu entfliehen. Er verlangte Gewißheit. Wenn draußen der Tod wartete, wollte McCray ihm ins Auge schauen – jetzt, während er noch in guter physischer Verfassung war.
    Während er noch bei Verstand war. Die Fähigkeit, ungeklärte Phänomene hinzunehmen, war begrenzt; früher oder später würde er sich den Widersprüchen, Rätseln und Ängsten ausliefern müssen.
    Was konnte er mit der Frau anfangen? Möglicherweise vermochte er sie zu tragen; aber auch ihren Anzug? Er wagte nicht, sie ohne ihn mitzunehmen. Es würde nicht erfreulich sein, sie sterben zu sehen, wenn er sie in eine andere giftige Atmosphäre brachte, nachdem er sie ihrer einzigen Chance beraubt hatte. Allerdings wog der Anzug etwa fünfzig Pfund. Sein eigener etwas mehr; die Frau, so schätzte er, einhundertdreißig Pfund. Die Summe ergab ein höheres Gewicht, als er bewältigen konnte, zumindest nicht weiter als ein paar Dutzend Meter.
    Sein Helmlautsprecher sagte plötzlich: »Herrell McCray, hier spricht die Jodrell Bank. Ihre Nachricht ist angekommen. Wir sind bei der Peilung und rufen Sie wieder. Halten Sie durch. In zehn Minuten melden wir uns erneut.« Und, in anderem Tonfall:
    »Gott helfe Ihnen, Mac. Was, zum Teufel, ist Ihnen widerfahren?«
    Es war eine gute Frage. McCray fluchte gewaltig, weil er keine Antwort wußte.
    Er fand ein spärliches Vergnügen darin, sich vorzustellen, was in diesem Moment auf der Jodrell Bank im Gange war. Immerhin war die Verblüffung nicht allein auf seiner Seite. Sie mußten sehr verwirrt sein. Soweit sie harten ermitteln können, hatte ihr Navigator sich in dem einen Moment auf der Brücke befunden, im nächsten Augenblick war er verschwunden, unauffindbar. Das allein war ein großes Rätsel; den einzigen Weg, ein überlichtschnelles Schiff während des Fluges zu verlassen, nannte man Selbstmord. So mußten sie angenommen haben, klar, nachdem sie das Schiff durchsucht und festgestellt hatten, daß er nicht aus irgendeinem Grund in den Laderäumen umherirrte oder bewußtlos in irgendeiner Kabine lag, infolge eines Angriffs durch ein anderes Besatzungsmitglied, was ohnehin schwer vorstellbar war. Sie mußten gedacht haben, er sei, verrückterweise, in einen Raumanzug gestiegen – hier war ja der Anzug – und aus einer Schleuse gesprungen. Aber es würde keinen Grund gegeben haben, umzukehren und ihn zu suchen. Klar, sie hätten ihn anpeilen können, wenn er sein Funkgerät benutzt hätte. Doch was hätte das geholfen? Die erste Frage, welche nicht zu beantworten war, würde lauten: vor wie langer Zeit er aus dem Schiff gesprungen war. Sogar wenn sie es wissen würden, die Jodrell Bank , die mehr als fünfhundertfache Lichtgeschwindigkeit machte, konnte nicht in weniger als einem Dutzend Lichtjahre gestoppt werden. Es bestand keine Hoffnung, auch nur annähernd zu jener Position zurückzukehren, wo er möglicherweise verloren gegangen war, und es bestand keine Hoffnung, in diesem Sektor zu stoppen, zu verweilen und erneut auf Geschwindigkeit zu kommen – die Beschleunigungen waren zu enorm, um einen Mann, der hier nicht mehr als ein Staubkörnchen war, zu lokalisieren.
    Und er würde natürlich sofort tot gewesen sein, auf jeden Fall. Ohne die schützende Abschirmung der entsprechenden Maschinen an Bord eines Raumschiffs erwies sich der Übergang vom überlichtschnellen Flug in den Normalraum als augenblicklich vernichtend.
    Sie mußten ihn aufgegeben haben, und, Stunden später – oder Tage, denn er hatte seinen Zeitsinn verloren – mußten sie seinen Hilferuf erhalten haben. Was würden sie davon halten?
    Er wußte es nicht. Schließlich wußte er selbst kaum, was er davon zu halten hatte.
    Die Frau schlief noch. Der Weg zurück stand noch offen. Er schnüffelte in der Luft herum und stellte fest, daß der Giftgehalt der Atmosphäre noch anwuchs. Vor ihm gab es nichts als nackte Wände und das Gewirr von nutzlosen, unordentlich auf dem Boden verstreuten Gegenständen. Gleichmütig gab McCray das

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